Feature

Rettet den Wald, der uns alle schützt: der Amazonienfonds

Die Entwaldung in Brasilien geht zurück. Dahinter steht die Umweltpolitik von Präsident Lula – und der international geförderte Amazonienfonds. Im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die GIZ den von Brasilien verwalteten Fonds.

Text: Friederike Bauer

Belém ist eine lebendige Großstadt im tropischen Norden Brasiliens. Als wichtiger Handels- und Hafenstandort lebt sie vom regen Austausch mit Produkten und Rohstoffen aus dem Amazonasgebiet. Daher ihr Beiname „Tor zum Amazonas“.

Gerade wegen dieser besonderen geografischen Lage ist Belém zur Weltbühne geworden. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Stadt am Rande des Regenwaldes bewusst als Veranstaltungsort der 30. UN-Klimakonferenz gewählt. Die Welt zu Gast am Amazonas, dort, wo sich unsere gemeinsame Zukunft entscheidet.

Amazonas und Klimaschutz

Kippt der Amazonas, hat das unvorhersehbare Folgen – für das Weltklima, die lebensnotwendige Biodiversität und letztlich für die ganze Menschheit. Denn das größte Regenwaldgebiet der Erde bindet gigantische Mengen Kohlenstoff, beeinflusst Wasserkreisläufe, erzeugt Regen und wirkt damit weit über die Region hinaus als natürlicher Klimaregulator.

Noch nie wurde auf einer COP der Zusammenhang zwischen Natur und Klima so deutlich betont wie in Belém. Nicht umsonst ist von einer „Wald-COP“ die Rede. Die brasilianische Regierung möchte dort ihr eigenes Ziel der „Null Entwaldung“ bis 2030 bekräftigen und den Rest der Staatengemeinschaft auf diese Linie einschwören. Tatsächlich arbeitet Brasilien konsequent an Verbesserungen. Die Entwaldung ist in den vergangenen zwei Jahren um knapp die Hälfte zurückgegangen. Damit hat man die Null noch nicht erreicht, aber der Trend ist eindeutig positiv.

Wegbereiter*innen dieses Erfolges sind zum einen die engagierte Umweltministerin Marina Silva, die als Galionsfigur der brasilianischen Umweltbewegung gilt. Und zum anderen der Amazonienfonds, der mit einem Gesamtumfang von 1,3 Milliarden US-Dollar das größte Waldschutzprogramm weltweit finanziert. Gegründet wurde er 2008 von der brasilianischen Regierung und der Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES), um zusätzliche Mittel für den Schutz des Amazonas zu mobilisieren.

Amazonienfonds – ein effektives Instrument

Benutzen Sie die Links, um mehr zu erfahren.

 

Illustration eines stilisierten Baums, dessen Blätter Gesichter zweier indigener Personen mit traditioneller Gesichtsbemalung und Kopfschmuck zeigen.
Dichte tropische Vegetation mit verschiedenen Grüntönen im Regenwald, bestehend aus hohen Bäumen und dichtem Unterwuchs.

Investition für die Zukunft

Der Amazonienfonds (Fundo Amazônia) stellt Geld bereit, um den für das globale Klima wichtigen Regenwald im Amazonasbecken zu erhalten. Hier ein Überblick, wie er funktioniert:
 

Hintergrund

Einzigartiges Amazonasgebiet

Mit einer Fläche von gut 420 Millionen Hektar – das entspricht fast der Hälfte des gesamten Staatsgebiets – ist das Amazonasgebiet Brasiliens größte ökologische Landschaftseinheit (Biom). Zwischen 1985 und 2024 verlor es 52 Millionen Hektar an Bewuchs, was 13 Prozent seiner ursprünglichen Fläche gleichkommt. Aktuell sind noch 82 Prozent der Vegetation intakt, während etwa 15 Prozent bereits in anthropogen genutzte Fläche – für Landwirtschaft, Viehzucht, Infrastruktur und Siedlungen – umgewandelt wurden. Nach einer Phase zunehmender Waldverluste zu Beginn der 2020er Jahre konnte die Entwaldung in den vergangenen zwei Jahren um 44 Prozent reduziert werden. Brasilien hat als nationales Ziel „Null Entwaldung“ – „desmatamento zero“ – ausgerufen.
 

MapBiomas Brasil

Waldbrände verhindern – mit deutscher Unterstützung

Die GIZ unterstützt Brasiliens Umweltbehörde IBAMA, die Schutzgebietsverwaltung ICMBio und das Umweltministerium im Kampf gegen illegale Abholzung und andere Umweltverbrechen. Sie schult Mitarbeitende dieser Institutionen und entwickelt Schulungsmaterial, etwa für die Strafverfolgung. Zu den weiteren Schwerpunkten gehört die Waldbrandbekämpfung.

Letzteres gelingt – neben der traditionellen Brandbekämpfung –, indem man gezielt kleine Feuer legt, um beispielsweise trockene Pflanzenreste zu vernichten, bevor sie Großfeuer entfachen. Behörden und Feuerwehren arbeiten dafür mit Satellitenbildern und GPS-Daten. Gemeinsam mit Freiwilligen, der Zivilgesellschaft und Ortsbehörden entwickelt die GIZ einen landesweiten Brandschutzplan und bildet freiwillige Feuerwehren aus. Dieser integrierte Feuerschutz wird auch durch den Amazonasfonds finanziert. So konnten bisher rund 33.000 Brände frühzeitig eingedämmt werden.
 

GIZ Brasilien

Europäische Länder sind mit dabei

Der Amazonienfonds wirbt mit dem Slogan: „Brasilien schützt ihn. Die Welt unterstützt es. Alle gewinnen.“ Deutschland engagiert sich über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit dem Jahr 2010 für den Fonds und zählt neben dem Hauptgeber Norwegen zu seinen wichtigsten Verbündeten. Auch Großbritannien, Dänemark, die Schweiz, Japan und Irland beteiligen sich an dem Fonds. Insgesamt hat die Bundesrepublik über die KfW Entwicklungsbank rund 90 Millionen US-Dollar beigetragen – 35 Millionen davon nach dem Ende der Regierung von Jair Bolsonaro im Dezember 2022. Die GIZ unterstützt das BNDES-Team beim Aufbau von Wissensmanagement und Kommunikationsstrukturen sowie bei der Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften. „Wir beraten die Brasilianische Entwicklungsbank BNDES seit 15 Jahren“, sagt der zuständige GIZ-Projektleiter Christian Lauerhaß.

15 Jahre
berät die GIZ die brasilianische Entwicklungsbank.

200 Schutzgebiete gefördert, indigenes Netzwerk gegründet

Das Mandat des Fonds zielt auf Maßnahmen ab, die den Regenwald erhalten und nachhaltig nutzen. Seit seiner Gründung wurden fast 200 Schutzgebiete und rund 100 indigene Territorien unterstützt, über eine Million ländliche Flächen erfasst, fast 1.900 Kontrollmissionen durchgeführt und mehr als 650 lokale Organisationen gestärkt.

Ein Beispiel ist das Amazon Indigenous Network, das indigene Organisationen aus neun Bundesstaaten des Amazonasbeckens vernetzt. Es setzt sich für den Schutz indigener Gebiete und die Wahrung der Rechte Indigener Völker ein. Das Nationale Zentrum zur Prävention und zum Kampf gegen Waldbrände (PREVFOGO) reagiert auf die steigende Zahl von Waldbränden infolge zunehmender Trockenheit. Der „Brazilian Biodiversity Fund“ (FUNBIO) wiederum unterstützt Menschen in Schutzgebieten, damit sie nachhaltig von und mit dem Tropenwald leben können. Insgesamt haben bereits 139 Projekte und Programme Mittel aus dem Amazonienfonds erhalten.

„Der Amazonienfonds ist insgesamt ein sehr effektives Instrument“, sagt Christian Lauerhaß, weil er „echte und messbare Wirkungen erzielt“. Damit bleibe er ein „unverzichtbares Mittel“ des Waldschutzes – und Deutschland ein „unverzichtbarer Partner“ an der Seite Brasiliens.

Denn: „Der Amazonas-Regenwald geht uns alle etwas an“, betont Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Er warnt schon länger vor den verheerenden Wechselwirkungen zwischen Waldverlust und globaler Erderwärmung. „Wenn wir den Regenwald zerstören“, sagt er, „vernichten wir einen Teil dessen, was unsere Erde stabil hält.“

©Video: GIZ Brasil
©Infografik: Fernando Donasci/MMA/3st
 

Die GIZ arbeitet weltweit – für dieses Vorhaben hier: Passende Expertise der GIZ: Relevante nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs):
Wird geladen