Mit der Natur wirtschaften: Wie sich am Amazonas Biodiversität auszahlt

In Brasiliens artenreicher Amazonasregion eröffnen neue Geschäftsmodelle Chancen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung im Einklang mit der Natur.

Ein Mensch sortiert Paranüsse

Wenn Mâringela Cunha, Präsidentin der Landwirtschaftskooperative D’Irituia über ihre Arbeit redet, ist eines für sie klar: „Den Amazonaswald zu schützen, bedeutet, das Leben in jedem von uns zu erhalten.“ Die Amazonasregion in Brasilien hat einen hohen Artenreichtum. Doch sind dort viele Arten vom Aussterben bedroht. Der Klimaschutz ist auf intakte Ökosysteme angewiesen. Mehr als 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung sind von Biodiversität abhängig.  

So auch in Brasilien: Hier erwirtschaften 30 Prozent der 25 Millionen Einwohner*innen des Amazonasgebietes ihren Lebensunterhalt, indem sie die Ressourcen des Waldes nutzen. Die meisten von ihnen sind Indigene und leben in traditionellen Gemeinschaften. Sie gelten als die Hüter des Waldes. Die GIZ hilft ihnen im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums, die empfindlichen Ökosysteme zu schützen und gleichzeitig den Wald wirtschaftlich zu nutzen.    

Gemeinsam neue Wege gehen 

Damit wirtschaftliche Entwicklung und der Schutz der Biodiversität Erfolg haben, müssen alle Beteiligten die Entwicklung gemeinsam gestalten. Daher bringt die GIZ Unternehmen, Zivilgesellschaft, Produzent*innen und die Regierung in Dialogforen zusammen. In diesen Austauschrunden entsteht ein besseres Verständnis etwa für die politischen Rahmenbedingungen. Auch entwickeln die Beteiligten gemeinsam Verbesserungsvorschläge. So fördert der Dialog faire Partnerschaften und die Vermarktung der nachhaltig gewonnenen Waldprodukte. Die GIZ unterstützt bei der Umsetzung. Produkte der teilnehmenden Kooperativen sind nun beispielsweise Teil von staatlichen Ernährungsprogrammen für Schulen. Fisch, Obst und Gemüse ersetzen in den dortigen Kantinen industriell gefertigte Dosenkost. Von dieser gesunden Ernährung aus lokaler Produktion profitieren heute 210.000 Schüler*innen. 8.700 Menschen aus kleinbäuerlichen Gemeinschaften erzielen darüber regelmäßige Einkommen. 

Eine Hand hält eine goldene Tasse über einer Schüssel, in der schwarze Beeren sind

Die Privatwirtschaft als Teil der Lösung 

Auch Symrise, ein deutsches Unternehmen und globaler Anbieter von kosmetischen Inhaltsstoffen, und Natura, ein brasilianischer Kosmetikkonzern, sind bei den Dialogforen dabei: Sie investieren in Maschinen und Schulungen, durch die Kooperativen Rohprodukte wie Nüsse direkt vor Ort weiterverarbeiten können. So können sie die nachhaltig im Amazonasgebiet produzierten Produkte mit höherem Marktwert verkaufen und das Einkommen der Mitglieder steigern. „Früher wurden wir mit unverarbeiteten Produkten beliefert“, sagt Diana Gradíssimo, technische Koordinatorin bei Symrise. „Nun beliefern uns manche Kooperativen bereits mit selbst produzierten Ölen und Fetten. So erzielen sie einen höheren Gewinn.“ Auch der Regenwald profitiert: Bereits 1,5 Millionen Hektar werden dank der Zusammenarbeit mit den beiden Firmen nachhaltig genutzt

Symrise und Natura ziehen ebenfalls Vorteile daraus: Sie bekommen einen verlässlichen Zugang zu Rohstoffen, die nachhaltig und qualitativ hochwertig sind und unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Inzwischen liegen die privaten Investitionen in diese Partnerschaft bei 2,5 Millionen Euro und übersteigen damit deutlich den öffentlichen Beitrag. Die GIZ bringt die Unternehmen und Kooperativen zusammen und unterstützt die Partner vor Ort. 

Wenn sich der Schutz der Natur mit nachhaltigen, tragfähigen Wirtschaftsmodellen verbinden lässt, gewinnen alle: der Wald, seine Bewohner*innen und die Unternehmen. Dies trägt dazu bei, den Amazonasregenwald als grüne Lunge unseres Planeten zu erhalten. Weltweit profitierten im Jahr 2024 5,2 Millionen Menschen – darunter 1,2 Millionen Indigene – davon, dass die GIZ die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen förderte.

Wird geladen