Agrarfinanzierung für agrarbasierte Unternehmen im ländlichen Raum fördern
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Förderung der Agrarfinanzierung für agrarbasierte Unternehmen im ländlichen Raum
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Überregional: Benin, Sambia, Mali, Nigeria, Kamerun, Burkina Faso, Togo, Malawi, Côte d‘Ivoire
Politischer Träger: Die Landwirtschaftsministerien der jeweiligen Partnerländer
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2025
Ausgangssituation
Die Landwirtschaft sowie ihre vor- und nachgelagerten (agrarbasierten) Betriebe sind in vielen afrikanischen Ländern grundlegend für die wirtschaftliche Entwicklung. Über 80 Prozent der Landbevölkerung ist in diesem Bereich tätig. Dabei gehören zu den vor- und nachgelagerten Betrieben Hersteller von Betriebsmitteln (Saatgut, Dünger) oder verarbeitende Betriebe (Reismühlen). Die meisten landwirtschaftlichen und agrarbasierten Betriebe sind allerdings nur wenig marktorientiert. Zudem sind sie kaum in die Geldwirtschaft integriert.
Denn Banken und (Mikro-)Finanzinstitutionen konzentrieren sich hauptsächlich auf städtische Räume. Trotz Fortschritten in den vergangenen 20 Jahren gibt es kaum Finanzdienstleistungen, die an die Bedürfnisse landwirtschaftlicher Betriebe angepasst sind. Hierunter fallen beispielsweise saisonale Bedingungen sowie Preis- und Wetterrisiken. Dies hemmt oder verhindert Investitionen in die agrarbasierte Wertschöpfungskette.
Bei den landwirtschaftlichen Unternehmen gibt es zudem kaum finanzierungsfähige Geschäftsmodelle. Es fehlt häufig an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen für fundierte Investitionsentscheidungen.
Ziel
Die Versorgung landwirtschaftlicher Betriebe und agrarbasierter Unternehmen im ländlichen Raum mit auf ihre Geschäftsmodelle zugeschnittenen Finanzdienstleistungen ist verbessert.
Vorgehensweise
Das Vorhaben ist Teil der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“. Dafür berät und begleitet es Finanzinstitutionen dabei, den Agrarbereich zu erschließen und angepasste Finanzdienstleistungen zu entwickeln. Dies erfolgt basierend auf den durch das Projekt identifizierten, finanzierungsfähigen Geschäftsmodellen. Dabei werden besonders die Bedürfnisse der von Jugendlichen und Frauen geführten Betriebe berücksichtigt. Besondere Aufmerksamkeit erhalten Innovationen, die einen umweltbewussten Wandel der Landwirtschaftssysteme fördern.
Zudem bildet das Projekt Unternehmen im landwirtschaftlichen Bereich weiter. Es vermittelt den Betrieben unternehmerische und finanztechnische Kompetenzen.
Ausgangspunkt für die Arbeit des Vorhabens sind die bereits identifizierten Marktpotenziale und Investitionsbedarfe entlang verschiedener agrarbasierter Wertschöpfungsketten. Diese ermittelten die Grünen Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie weitere zwischenstaatliche und regionale Vorhaben.
Das Projekt stimmt sich fachlich eng mit anderen relevanten Vorhaben ab. Darüber hinaus ist es mit dem deutschen Agrar- und Finanzbereich sowie den finanzpolitischen Vorhaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verzahnt, um beabsichtigte Wechselwirkungen zu nutzen.
Damit leistungsfähige Märkte für bedarfsorientierte Finanzdienstleistungen entstehen, sollten erfolgreich getestete Finanzprodukte länderübergreifend verbreitet werden. Dafür fördert das Vorhaben den internationalen Austausch zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen Beteiligten der Agrar- und Finanzwirtschaft.
Durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gewinnen digitale Anwendungen in der Agrarfinanzierung an Bedeutung. Sie werden daher bei der Entwicklung angepasster Finanzdienstleistungen verstärkt eingesetzt. Zudem reduzieren digitale Anwendungen die im ländlichen Raum oft sehr hohen Transaktionskosten für Finanzdienstleistungen.
Das Vorhaben unterstützt (halb)staatliche Agrarförderinstitutionen, Beratungsdienste und deren Bildungseinrichtungen dabei, die seitens des Vorhabens entwickelten Wissensprodukte zu verankern. Zudem stellt das Vorhaben Analyse- und Trainingsinstrumente anderen Projekten zur Verfügung und teilt seine Erfahrungen aus der Umsetzung.
Das Vorhaben trägt zu mehreren Zielen der Agenda 2030 bei, insbesondere zur Armutsbekämpfung (Ziel 1), zur Ernährungssicherung (Ziel 2), zur Gleichberechtigung (Ziel 5) sowie zu menschenwürdiger Arbeit und inklusivem Wachstum (Ziel 8).
Wirkungen
- Bisher nutzen mehr als 23.500 kleinbäuerliche Betriebe und agrarbasierte Unternehmen in fünf Ländern (Stand 2020) die bedarfsgerecht angepassten Finanzdienstleistungen der Partner-Finanzinstitute. Die meisten Betriebe hatten bis dahin noch keinen Zugang zu formalen und regulierten Finanzinstituten. Ungefähr 44 Prozent dieser Betriebe werden von Frauen und etwa 30 Prozent von Jugendlichen geführt.
- Über 29.000 Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter verbesserten ihre betriebswirtschaftlichen Kompetenzen. Sie sind nun in der Lage, ihre Investitionsbedarfe zu ermitteln und gegenüber Banken kompetent darzustellen.
Stand: März 2021