15.07.2024

Konflikte, wirtschaftliche Krisen und Klimaschocks: Umfassende Investitionen aus Deutschland stärken Resilienz in Sahelzone

UNICEF, WFP und GIZ starten neue Programmphase, um Perspektiven in Zeiten multipler Krisen zu schaffen.

BERLIN – Mit dem heutigen Beginn der Generalversammlung der Sahel-Allianz unter der Präsidentschaft von Entwicklungsministerin Svenja Schulze tritt auch die Kooperation des UN-Welternährungsprogramms (WFP), des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in fünf Ländern der Region in eine neue Phase.

Die Maßnahmen der sogenannten Sahel Resilience Partnership (SRP) setzen bei Dorfgemeinschaften in Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien sowie Niger an. Sie tragen dazu bei, Menschen in einer Region zu stärken, die von Klimaextremen, Konflikten und Armut geprägt ist. In einem ersten Schritt will das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 130 Millionen Euro bereitstellen, damit UNICEF, WFP und GIZ ihre gemeinsame Arbeit erweitern und verstärken. So wappnen sich in der Sahelzone Millionen Menschen besser gegen multiple Krisen. Bis 2027 sollen unter anderem rund acht Millionen Menschen in 6.000 Dorfgemeinschaften erreicht und 450.000 Hektar Ödland wieder urbar gemacht werden.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Diese Partnerschaft geht die tieferen Ursachen der Krise in der Sahel-Region an: Indem Dörfer sich wieder selber mit Lebensmitteln versorgen können, Kinder wieder in die Schule gehen und dort Mahlzeiten bekommen und junge Menschen wieder Aussicht auf Jobs und Einkommen haben. Die Erfahrung zeigt, dass diese Unterstützung wirkt und viele Dörfer auch in Krisenzeiten nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen sind.“

Die SRP leistet nicht nur einen Beitrag gegen Hunger- und Klimakrise, sondern schafft Lebensgrundlagen und Perspektiven für viele junge Menschen, stärkt sie als Akteure des Wandels und trägt so zu Stabilität in europäischer Nachbarschaft bei. Künftig investieren die drei Partner mehr in lokale Ernährungssysteme. Zudem soll der Zugang zu sozialen Diensten wie Gesundheitszentren und Schulen verbessert werden. Die neuen Elemente zur Stärkung von friedlichem und inklusivem Zusammenleben, die auch der Konfliktprävention dienen, sind entscheidend in der fragilen Region. 

„Um die Krisenfestigkeit der Menschen zu stärken, brauchen wir übergreifende Lösungen, die Ökosysteme wiederherstellen, Lebensgrundlagen aufbauen und ein soziales Sicherheitsnetz knüpfen“, sagte Margot van der Velden, geschäftsführende WFP-Regionaldirektorin für Westafrika. „Dank der Zuwendungen und der politischen Führungsrolle Deutschlands können wir unsere erfolgreichen Programme jetzt ausweiten. Wir sind entschlossen, die Zusammenarbeit mit Regierungen und Partnern zu verstärken, um nachhaltige Lösungen zur Bekämpfung des Hungers zu schaffen, die regionale Stabilität zu unterstützen und schließlich die Spirale der Krisen zu durchbrechen.“

In der Region verschärfen die drastischen Folgen des Klimawandels bestehende Konflikte um Ressourcen wie Wasser, Nahrung und Land. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Hungernden in der Sahelzone auf 11,6 Millionen Menschen fast verdreifacht. Besonders Kinder sind davon betroffen. Aktuelle Zahlen sprechen von 17 Millionen Fällen von Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren. Die gemeinsamen, großangelegten Programme leisten hier einen wichtigen Beitrag gegen Hunger und für den Klimaschutz, indem durch einfache und lokale landwirtschaftliche Methoden unfruchtbare Böden großflächig wieder nutzbar gemacht werden – seit 2018 insgesamt eine Fläche von über 400.000 Fußballfeldern. Und sie tragen dazu bei, dass drei Millionen junge Menschen und Frauen Zugang zu Bildung haben, einen Arzt aufsuchen und sich besser ernähren können. Auch dies wappnet sie für zukünftige Krisen.

„Dank der langjährigen Unterstützung schaffen wir Zukunftsperspektiven für junge Menschen in ihren Gemeinden”, sagte Gilles Fagninou, UNICEF-Regionaldirektor für West- und Zentralafrika. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Menschen und soziale Strukturen so zu fördern, dass sie unweigerlich auftretende Schocks und Krisen aus eigener Kraft bewältigen können. Unsere Arbeit verbessert insbesondere die für Kinder so wichtigen Grundleistungen wie gesunde Ernährung, Bildung, sauberes Wasser, soziale Sicherung und Gesundheit.“

Seit 2018 haben WFP und UNICEF, ab 2020 gemeinsam mit der GIZ, und gefördert durch das BMZ, mehr als vier Millionen Menschen in über 3.000 Dörfern in der Region erreicht. Diese Bemühungen haben dazu beigetragen, den Bedarf an teurer humanitärer Hilfe im Laufe der Zeit erheblich zu verringern. Studien und Evaluierungen haben auch gezeigt, dass die Resilienzmaßnahmen den sozialen Zusammenhalt gestärkt haben und Spannungen um knappe natürliche Ressourcen verringert wurden – eine der Hauptursachen für Konflikte in der Sahelzone.

„Wir legen den Fokus auf Entwicklung, sozialen Zusammenhalt und friedliche Konfliktlösung“, sagt Petra Warnecke, Bereichsleiterin Afrika der GIZ. „Die GIZ stärkt Gemeinden darin, mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und im Dialog beizulegen, bevor sie sich zu gewaltsamen Krisen auswachsen. Zudem lernen Bäuerinnen und Bauern in unseren Schulungen, wie sie ihre Landwirtschaft an die veränderten Klimabedingungen anpassen. Gemeinsam wollen wir die Bevölkerung besser gegen multiple Krisen wappnen.“

Weitere Kennzahlen und bisherige Erfolge der gemeinsamen Programme:

  • Eine Million Menschen aus den lokalen Dorfgemeinschaften haben an Maßnahmen in den Bereichen Bodenschutz, Wassergewinnung, Gartenbau, Kompostierung und Infrastruktur, wie z.B. Straßenbau, mitgewirkt.
  • Im Niger benötigten 80 Prozent der an den Maßnahmen teilnehmenden Dorfgemeinschaften während der mageren Zeit zwischen den Ernten keine humanitäre Hilfe mehr.
  • 290.000 Hektar Land wurden wiederhergestellt, 2.230 Hektar Garten angelegt, 560 Brunnen und 1.740 Teiche geschaffen oder saniert, um die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln und das Einkommen zu verbessern.
  • Mehr als 32.500 junge Menschen engagierten sich in von Jugendlichen geleiteten Initiativen für sozialen Zusammenhalt und Frieden.
  • Mehr als zwei Millionen Kinder und Frauen wurden durch Maßnahmen zur Vorbeugung von Mangelernährung erreicht; mehr als 1,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren wurden gegen Mangelernährung behandelt.
  • 900.000 Schulkinder erhielten nahrhafte Mahlzeiten in mehr als 2.900 Schulen; Schulbesuche von Mädchen im Teenageralter wurden durch Lebensmittelrationen zum Mitnehmen, Stipendien oder Schulpakete gefördert.
  • 210.000 Jungen und Mädchen besuchen sichere Schulen und über 193.000 Jungen und Mädchen wurden beim Fernunterricht unterstützt, wenn Schulen geschlossen waren oder sie vertrieben wurden.
  • 386.000 Mitglieder der Gemeinschaften erhielten nachhaltigen Zugang zu sauberem Wasser und engagierten sich in gemeinschaftlichen Hygienemaßnahmen.