Energieeffiziente Antriebssysteme (PROMOB-e)
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Energieeffiziente Antriebssysteme (PROMOB-e)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Brasilien
Politischer Träger: brasilianisches Wirtschaftsministerium
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2020
Ausgangssituation
Nach der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (UN) in Paris (COP21) kündigte Brasilien an, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu verringern. Neben der Förderung von erneuerbaren Energien soll dazu auch die Energieeffizienz des Landes um 10 Prozent steigen. Derzeit ist der Verkehrssektor für mehr als die Hälfte des Verbrauchs an fossilen Energieträgern und für 46 Prozent der Treibhausgasemissionen des brasilianischen Energiesektors verantwortlich. Das brasilianische Energieforschungsinstitut EPE prognostiziert eine Verdreifachung der Pkw-Flotte bis 2050 und rechnet damit, dass der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge 10 Prozent betragen wird. Bis jetzt konnten die batterieelektrischen und Hybrid-Fahrzeuge diese Wachstumserwartungen jedoch nicht erfüllen. So werden in Brasilien bislang nur sechs batteriebetriebene Modelle angeboten, die wie in anderen Märkten auch teurer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die Zahl der neu zugelassenen Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und batterieelektrischen Fahrzeuge verharrt mit rund 4.000 Einheiten in den Jahren 2018 und 2019 (Marktanteil von 0,2 Prozent) auf niedrigem Niveau. Im öffentlichen Personennahverkehr sind bisher nur wenige Elektrobusse im Rahmen von Pilotprojekten getestet worden. Viele Städte sind am Einsatz von Elektrobussen interessiert und bereiten sich auf die Einführung dieser neuen Technologie vor – allerdings liegen noch keine Langzeiterfahrungen mit dem Betrieb von Elektrobussen vor, und es existieren bislang keine Mechanismen zur finanziellen Förderung von Elektrofahrzeugen.
Ziel
Die Voraussetzungen für die Konsolidierung der Elektromobilität in Brasilien sind verbessert.
Vorgehensweise
Im Rahmen der Deutschen Klima- und Technologieinitiative (DKTI) führt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Wirtschaftsministerium das DKTI-Projekt „Energieeffiziente Antriebssysteme“ (PROMOB-e) durch.
PROMOB-e konzentriert sich auf die folgenden sechs Bereiche:
- Entwicklung von Strategien und öffentlichen Maßnahmen zur Förderung von energieeffizienten Antriebssystemen;
- Formulierung von Vorschlägen für Normen und Rechtsvorschriften im Bereich der Elektromobilität; und
- Entwicklung und Förderung von Geschäftsmodellen und Pilotprojekten.
Als zentrales Element arbeiten die brasilianische Regierung, die Wirtschaft und Partner aus der Zivilgesellschaft an einer Nationalen Plattform für Elektromobilität. Mithilfe dieser Plattform sollen Konzepte entwickelt, technische Studien durchgeführt und Finanzierungsinstrumente eingeführt werden.
Wirkungen
Die brasilianische Stromregulierungsbehörde ANEEL hat im Juni 2018 die erste Verordnung des Landes zum Aufladen von Elektrofahrzeugen verabschiedet. Diese sieht vor, dass Versorgungsunternehmen, Tankstellen, Einkaufszentren und andere Unternehmen kommerzielle Ladepunkte errichten und den Strom zu frei auf dem Markt ausgehandelten Preisen anbieten dürfen.
Im Mai 2019 veröffentlichte ANEEL die Ausschreibung für das strategische Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Entwicklung von effizienten Lösungen für die Elektromobilität“. Im September 2019 wurden von ANEEL 30 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 468 Millionen brasilianischen Real (ca. 104 Millionen Euro) genehmigt. Das neu geschaffene Netzwerk für Innovation im Stromsektor RISE soll die Vernetzung zwischen der angewandten Forschung und der Entwicklung von marktfähigen Produkten und Dienstleistungen fördern.
Das brasilianische Ministerium für Regionalentwicklung prüft im Rahmen des Programms zur Erneuerung der Fahrzeugflotten für den öffentlichen Personennahverkehr in den Städten des Landes verschiedene Kriterien, die Elektrobusse erfüllen müssen. Im September 2019 unterzeichnete die Verkehrsbehörde von São Paulo Verträge über den Betrieb von rund 14.000 Stadtbussen. In den entsprechenden Konzessionen wurden ambitionierte Ziele zur Verringerung des Ausstoßes an Treibhausgasen, Stickoxiden und Feinstaub für den Zeitraum von 2028 bis 2038 festgelegt. Zur Erreichung dieser Ziele werden die öffentlichen Busbetriebsgesellschaften in den nächsten Jahren in emissionsarme Fahrzeuge investieren, darunter insbesondere Elektrobusse. Der brasilianische Verband für technische Normung (ABNT) hat einen Entwurf zur Klassifizierung von leichten Fahrzeugen entwickelt, der sich derzeit im Freigabeverfahren für die Veröffentlichung befindet. Als leichte Fahrzeuge gelten unter anderem E-Bikes, Elektroroller sowie neue elektrische Fahrzeugtypen wir elektrische Tretroller und Einräder. ABNT hat sich auch an der Diskussion über die neue ISO 4210-10 „Fahrräder (Sicherheitstechnische Anforderungen an Fahrräder – Teil 10: Sicherheitstechnische Anforderungen für elektromotorisch unterstützte Räder [EPACs])“ beteiligt, um auf dieser Grundlage eine nationale Norm für E-Bikes zu erarbeiten.