Anpassung mauretanischer Küstenstädte an den Klimawandel
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Schutz der Stadt Nouakchott vor den Folgen des Klimawandels
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – Energie- und Klimafonds (EKF)
Land: Mauretanien
Politischer Träger: Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung
Gesamtlaufzeit: 2012 bis 2017
Ausgangssituation
Die Hauptstadt Mauretaniens ist Nouakchott, eine 1960 gegründete Küstenstadt am Rande der Sahara mit mittlerweile einer Million Einwohnern. Durch die Sahelkrisen mit ihren ausgedehnten Trockenperioden in den 1970er- und 1980er-Jahren verlor die bis dato zu 90 Prozent nomadische Bevölkerung ihre Viehherden. In dieser Notsituation zogen die Menschen in die rasant wachsenden informellen Siedlungen der Hauptstadt. Vorausschauende Stadtplanung und -entwicklung war unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Große Teile der Stadt wurden in einer Sebkha, einem ausgetrockneten Salzsee, errichtet. Aufgrund dessen ist die Infrastruktur der Stadt stark von Versandung betroffen. Bis in die 1990er-Jahre wurde das Baumaterial für die Stadt dem natürlichen Dünengürtel am Meer entnommen. Die Erosion des einzigen Schutzes der tiefliegenden Stadtteile vor eindringendem Meerwasser war die Folge.
Etwa seit 2008 macht ein zusätzliches Phänomen der Stadt zu schaffen: Der Grundwasserspiegel steigt und überschwemmt einige Stadtteile manchmal monatelang. Der steigende Meeresspiegel und zunehmende Starkregen werden die Probleme der Stadt zukünftig noch verschärfen.
Ziel
Relevante Akteure in Mauretanien nutzen verbesserte Ressourcen, Know-how und Instrumente für die Anpassung an den Klimawandel in Küstenstädten.
Vorgehensweise
Die GIZ unterstützt relevante Akteure, wie das Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung und die Stadtverwaltung dabei, die Stadt besser vor den Folgen des Klimawandels schützen.
Ausgangspunkt aller Aktivitäten ist eine Konsolidierung des vorhandenen Wissens. Seit 2004 wurden zahlreiche Studien vorgelegt, jedoch jeweils nur zu punktuellen Fragestellungen. Das Vorhaben entwickelt ein Informationssystem (AdaptNKC), das allen beteiligten Organisationen Zugriff auf entscheidungsrelevante Daten gestattet. Lokale Verwundbarkeitsanalysen (Vulnerabilitätsanalysen) und neue, am Klimawandel orientierte Risikoabschätzungen für verschiedene Stadtteile werden als Grundlage für einen integrierten Aktionsplan dienen. Gleichzeitig werden die städtischen Institutionen dafür sensibilisiert, ihre Projektplanung systematisch an den Klimawandel anzupassen. Aktuelle kommunale Entscheidungen und Investitionen haben oft Jahrzehnte lang Einfluss auf die Stadtentwicklung.
Wirkungen
Das Vorhaben konnte die Gefährdung eine der fragilsten Küstenzonen reduzieren helfen. Im Rahmen der Sicherungs- und Schutzmaßnahmen für den Dünengürtel wurden 3 Breschen geschlossen – 2 davon in Verantwortung des Umweltministeriums. Durch mehrere Dünenstabilisierungen sowie durch den Einsatz von Sperrelementen, wie Pflanzkübel und Sitzgelegenheiten, wird die natürliche Schutzfunktion des Dünengürtels wiederhergestellt.
Das Know-how nationaler und kommunaler Akteure wird erhöht. Instrumente, die die Resilienz der größten Küstenstädte erhöhen, werden bereitgestellt. Gewählte Vertreter Nouakchotts und aus maßgeblichen Ministerien wurden sensibilisiert und erkennen die Notwendigkeit an, Anpassung an den Klimawandel systematisch in Planungen zu integrieren. Im Anschluss an die Teilnahme kommunaler Delegierter an der Konferenz „Resilient Cities Network“ im Juni 2013 in Bonn organisierte die GIZ gemeinsam mit der Kommune Tevragh Zeina einen Workshop. Die Bürgermeisterin der Kommune nominierte anschließend einen Focal Point, der den neun Kommunen der Stadt als Ansprechpartner dient und die Umsetzung der neun Pfeiler von „My city is getting ready“ unterstützen wird.
Kommunale Beratung zur partizipativen Entwicklung von Instrumenten führte zur positiven Veränderung des strukturellen und administrativen Umfeldes und damit zur Verbesserung der Rahmenbedingungen. Das Vorhaben konnte die Leistungsfähigkeit der Stadtverwaltung von Nouakchott mit der Unterstützung zur partizipativen Entwicklung eines klimaresilienten Stadtentwicklungsplans stärken.
Im Herbst 2013 unterstützte das Vorhaben das Umweltministerium bei Notmaßnahmen im Stadtteil Socogim PS, wo zahlreiche Haushalte von schweren Überschwemmungen betroffen waren. Vier Privatschulen, ein Kindergarten, ein Polizeikommissariat und eine Moschee konnten wiederhergestellt werden.
Auf einer Studienreise nach Norddeutschland Ende 2013 konnte die Kompetenz der Stakeholder zum Küstenschutz gestärkt werden. 12 Teilnehmende – Delegierte des Umweltministeriums sowie Vertreter aus Küstenkommunen – konnten ihr Wissen über Anpassung an den Klimawandel vertiefen sowie sektor- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit kennenlernen.
Das Informationssystem AdaptNKC bietet einfachen Zugriff auf über 1.000 themenrelevante Dokumente. Diese Basis erlaubt Entscheidern zukünftig die Planung, Steuerung und Evaluierung von Anpassungsmaßnahmen sowie Wissenstransfer untereinander.