Entwicklung des Gesundheitssektors in Kenia

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Unterstützung des Gesundheitssektors
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kenia
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2018

A nurse checks a baby during a routine visit

Ausgangssituation

In der 2010 verabschiedeten kenianischen Verfassung wird den Bürgern das Recht auf eine bezahlbare hochwertige Gesundheitsversorgung zugesprochen. Aktuell bleibt jedoch noch viel zu tun, damit dieses Recht Realität wird. Die Qualität von Basisgesundheitsdiensten ist oft schlecht, und trotz des starken Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren bestehen für viele Kenianer finanzielle Zugangsbarrieren zu Gesundheitsdienstleistungen. Nur 20 Prozent der 48 Millionen Einwohner Kenias sind krankenversichert, und der Großteil davon ist im formellen Sektor beschäftigt.

Mit dem Ziel, bis 2030 alle Kenianer für den Krankheitsfall abzusichern, hat sich die kenianische Regierung verpflichtet, den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für die arme Bevölkerung des Landes und Beschäftigte im informellen Sektor auszuweiten. Prioritäten sind die Gewährleistung eines funktionierenden, finanziell nachhaltigen sozialen Krankenversicherungssystems sowie die Verbesserung der Qualität von Basisgesundheitsdiensten, insbesondere für Frauen und Kinder.

Ziel

Der Zugang zu hochwertigen Basisgesundheitsdiensten für Arme, Beschäftigte im informellen Sektor und deren Familien hat sich verbessert.

 

A nurse examines a patient at a GIZ supported facility

Vorgehensweise

Das Projekt unterstützt Partnerinstitutionen auf nationaler Ebene und in vier Verwaltungsbezirken (Kisumu, Kwale, Siaya und Vihiga) dabei, den finanziellen Zugang der Bevölkerung zu Gesundheitsdiensten zu verbessern und die Qualität und Zuverlässigkeit dieser Dienste zu gewährleisten. Es ist ein Modul eines breiter angelegten von Deutschland gestützten Programms für den Gesundheitssektor, das auch Maßnahmen der finanziellen Zusammenarbeit umfasst, die von der KfW-Entwicklungsbank durchgeführt werden.

Gesundheitsfinanzierung

Mehr als 80 Prozent aller Kenianer arbeiten im informellen Sektor. Eine soziale Krankenversicherung auch für die Beschäftigten im informellen Sektor und ihre Familien zugänglich zu machen, ist daher eine wichtige Strategie, um alle Kenianer für den Krankheitsfall abzusichern. Die Projektmitarbeiter beraten den National Health Insurance Fund (NHIF) auf nationaler Ebene zu politischen Maßnahmen und Strategien für eine bessere finanzielle Absicherung der Beschäftigten im informellen Sektor. Dazu gehört unter anderem auch Beratung zur Gestaltung von Gruppenversicherungsverträgen.

In den vier geförderten Verwaltungsbezirken unterstützt das Projekt die County Health Management Teams (CHMT) und die regionalen Zweigstellen des NHIF dabei, informelle Gruppen wie lokale Landwirtschaftsgenossenschaften und Markthändler zu identifizieren, ihre Mitglieder für die Grundsätze der Krankenversicherung zu sensibilisieren und sie über Gruppenversicherungsverträge in den NHIF aufzunehmen. Außerdem arbeiten die Projektmitarbeiter mit dem NHIF an einer besseren Umsetzung von Versicherungsprozessen wie der Bearbeitung von Leistungsansprüchen, der Verwaltung von Zahlungsflüssen und der Buchführung. Dafür werden an akkreditierten Krankenhäusern in den vier Verwaltungsbezirken die Fähigkeiten der Mitarbeiter gestärkt.

Qualitätsmanagement

Ein Projektziel lautet, dass in Gesundheitseinrichtungen aus landesweit einheitlichen Qualitätsmanagement-Standards Routineprozesse entwickelt werden, die soweit möglich IT-gestützt sind. Das Gesundheitspersonal an 47 Krankenhäusern in den vier Verwaltungsbezirken erhält ein Mentoring zu Qualitätsverbesserungsmaßnahmen. Die Qualität der Gesundheitsdienstleistungen wird regelmäßig über eine webbasierte Version der Checkliste Kenya Quality Model of Health (KQMH) bewertet.

Das Projekt unterstützt die Einrichtung von Qualitätsmanagementstrukturen in den Verwaltungen und an 47 Krankenhäusern der vier Bezirke sowie am Kenyatta National Hospital in Nairobi. Weiterhin werden die Fähigkeiten der medizinischen Fachkräfte und CHMTs gestärkt, Daten aus dem District Health Information System für Gesundheitssektorplanung und Budgetprozesse zu analysieren und zu nutzen.

Governance des Gesundheitssektors

Seit 2013 wird die Zuständigkeit für die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten auf die Bezirksebene übertragen. Dadurch können die Bedürfnisse der Menschen vor Ort besser berücksichtigt werden. In Zusammenarbeit mit den Bezirksverwaltungen in Kisumu, Kwale, Siaya und Vihiga wirkt das Projekt auf eine Stärkung des Managements und der Governance im Gesundheitssektor hin. Die CHMTs werden bei der Ausarbeitung und Umsetzung jährlicher Planungsprozesse beraten, die landesweit festgelegten Richtlinien entsprechen. Außerdem werden sie bei der Einführung von Instrumenten unterstützt, welche die Öffentlichkeitsbeteiligung, Transparenz und Rechenschaftspflicht im Gesundheitssektor steigern, wie Service-Chartas, Beschwerdemechanismen und Befragungen zur Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit. Zur Verbreitung von Good Practices erfolgt die Dokumentation und Weitergabe von Erfahrungen in den vier Verwaltungsbezirken und darüber hinaus.

Medical trainees administering immunization to a child

Wirkung

  • Die Zahl der Haupt-Leistungsempfänger des NHIF ist zwischen 2013 und 2017 von 2,9 auf 7,2 Millionen angestiegen und hat sich somit mehr als verdoppelt. Beschäftigte im informellen Sektor machten 2017 37 Prozent der versicherten Leistungsempfänger aus, gegenüber 16 Prozent im Jahr 2013. Im Laufe des Jahres 2017 stieg der Anteil der beim NHIF versicherten Bevölkerung in den Verwaltungsbezirken Kisumu, Kwale, Siaya und Vihiga um zehn Prozent an.
  • Auf Bezirksebene und in den einzelnen Gesundheitseinrichtungen wurden Qualitätsmanagementstrukturen eingeführt oder verstärkt. Die Einrichtungen bewerten das Qualitätsmanagement jetzt in regelmäßigen Abständen über ein webbasiertes KQMH-Tool.
  • Das Management und die Governance im Gesundheitssektor wurden durch Verbesserungen im Qualitätsmanagement und bei den Planungsprozessen sowie durch die Einführung von Service-Chartas, Beschwerdemechanismen und Befragungen zur Mitarbeiter-/Patientenzufriedenheit gestärkt.