Ausgangssituation
Die Energieversorgung Ägyptens schien bis vor wenigen Jahren noch langfristig gesichert. Nun sieht sich das Land aufgrund des schnell wachsenden Bedarfs und der ineffizienten Nutzung der schwindenden Ressourcen jedoch vor erheblichen Herausforderungen. Im Zuge dessen entwickelte sich Ägypten allmählich vom Exporteur zum Nettoimporteur von Energie. Der gestiegene Energieverbrauch, mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 10 Prozent, gilt einerseits als Indikator für das wirtschaftliche Wachstum des Landes. Andererseits ist er, aufgrund der hohen Energiesubventionen, auch eine maßgebliche Belastung für den Staatshaushalt. Eine sozialverträgliche Reform der Subventionspolitik im Energiebereich wird zurzeit erarbeitet.
Ägypten verfügt über enorme erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie, die die aktuelle Abhängigkeit von fossilem Brennstoff verringern könnten. So ist geplant, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von derzeit 9 Prozent bis 2020 auf 20 Prozent zu steigern.
Im Mai 2012 verabschiedete die Regierung zudem einen politisch strategischen Energieeffizienzfahrplan, erste Anpassungen der Energiepreise wurden bereits vorgenommen. Die neue Energiepreispolitik berücksichtigt die niedrigen Einkommen weiter Teile der Bevölkerung und die Konkurrenzfähigkeit der Industrie und soll deren Versorgung nicht gefährden. Bei der Entwicklung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sollen außerdem Arbeitsplätze und Einkommen entstehen.
Ziel
Die ägyptischen Partnerinstitutionen sind in der Lage, längerfristige Strategien für erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu entwickeln und umzusetzen.
Vorgehensweise
Das Programm bietet eine Plattform für einen sektorübergreifenden Politikdialog der nationalen Akteure über erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Es hat vier thematische Schwerpunkte: erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Reformpolitik im Stromsektor und Klimaschutz. Das ägyptisch-deutsche Komitee kooperiert mit unterschiedlichen Interessengruppen, zu denen unter anderem acht ägyptische Ministerien, der Ministerrat für Energiefragen und der Verband der ägyptischen Industrie gehören.
Das Programm stärkt seine Partnerinstitutionen durch umfassende Politikberatung, Maßnahmen zur ganzheitlichen Kompetenzentwicklung sowie durch Bildungsinitiativen und Technologietransfer. Gegenwärtig ist es an mehr als fünfzehn Initiativen beteiligt. Ziele sind gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu verbessern, Capacity Development für Schlüsselinstitutionen zu leisten sowie nationale Verbreitungsprogramme, etwa für solare Warmwasserkollektoren und Photovoltaikanlagen, und Aufklärungskampagnen vorzubereiten und umzusetzen.
Wirkungen
Die fachliche Kompetenz der Regulierungsbehörde EgyptERA wurde verbessert. EgyptERA hat ein auf den ägyptischen Markt zugeschnittenes Einspeisetarifsystem für kleine Windparks ausgearbeitet. Durch ein Training zum Thema Einspeisetarifgestaltung für die Mitgliedsstaaten des Regionalen Zentrums für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (RCREEE) hat EgyptERA Einkommen durch Beratungsleistung generiert.
Ein gemeinsam mit EgyptERA entwickelter Stromabnahmemodellvertrag trägt wesentlich zur Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für das Engagement privater Investoren bei. Angesichts der bevorstehenden Liberalisierung des Strommarktes entwickelte EgyptERA mit Unterstützung des Programms das regulatorische Vertragswerk für den Netzzugang künftiger privater Kraftwerksbetreiber, das bereits in drei Pilotprojekten angewendet wurde.
Die Regulierungsbehörde will einen nationalen Markt für Strom aus erneuerbaren Energien schaffen. Das Konzept zum Aufbau des Handels mit zertifizierten Herkunftsgarantien wird umgesetzt.
Regulierungsbehörde und Elektrizitätsministerium bauen die Kooperation mit der Zivilgesellschaft aus. Die mit Unterstützung des deutschen Bundes der Energieverbraucher initiierte ägyptische Energieverbraucherbewegung ist als Nichtregierungsorganisation anerkannt und im Aufsichtsgremium der Regulierungsbehörde vertreten. Das Ministerium will Privathaushalte für das Thema Energieeffizienz sensibilisieren. Eine nationale Aufklärungskampagne zusammen mit dem Privatsektor ist konzipiert und wird umgesetzt.
Das Konzept für eine politisch tragfähige institutionelle Strategie zur Energieeffizienz wurde im Kabinett verabschiedet. Es sieht die Einrichtung dezentraler Energieeffizienzbüros in energieintensiven Sektoren vor, die für die Erreichung sektorspezifischer Energieeffizienzindikatoren verantwortlich sind.
Das Energieeffizienzbüro des Ministerrates für Energiefragen ist für die Ausgestaltung der Energieeffizienzpolitik sowie die Koordination der sektoralen Energieeffizienmaßnahmen zuständig. Das Elektrizitätsministerium hat in Anlehnung an die arabische Energieeffizienzrichtlinie einen nationalen Aktionsplan verabschiedet, der im Stromsektor eine Steigerung der Energieeffizienz um rund 10 Prozent vorsieht.
Das Programm ebnet den Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Die Förderung von Energieeffizienz und die Ausweitung der Nutzung erneuerbarer Energien führen zur Reduktion der Energiesubventionen. Der Transfer von relevanten Technologien, verknüpft mit der Entwicklung nationaler Programme zur Förderung von Energieeffizienz, schafft Arbeitsplätze und führt zu wirtschaftlichem Wachstum.