Hybride Angriffe, gemeinsame Antworten
Europa und Asien arbeiten an gemeinsamen Sicherheitslösungen – von der Cyberabwehr bis zur Terrorprävention.
Im Oktober 2025 jagen indische und europäische Spezialkräfte im nordindischen Gurugram eine Drohne. Innerhalb von Sekunden koordinieren Eliteeinheiten der indischen nationalen Sicherheitsgarde und des europäischen Sicherheitsverbunds EU High Risk Security Network ihre Abwehr.
Zum Glück nur eine simulierte Bedrohung. Drei Tage lang testeten die Einheiten Sensoren, KI-gestützte Frühwarnsysteme und Taktiken gegen Drohnenangriffe. Das Ergebnis: Einsatzpläne, die bald auch in Mumbai, Madrid und München gelten könnten. „Dieses gemeinsame Training zeigt, wie die EU und Indien ihr Engagement in die Tat umsetzen und Seite an Seite arbeiten, um die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten“, sagte Hervé Delphin, EU-Botschafter in Indien.
Warum hybride Bedrohungen so herausfordernd sind, erklärt GIZ-Projektleiter Christopher Will im Video. Zusammen mit der französischen Entwicklungsagentur Expertise France stärkt die GIZ im Projekt ESIWA+ die Abwehrfähigkeit Europas und des Indopazifik.
Hybride Bedrohungen kennen keine Grenzen
Die Herausforderungen sind überall ähnlich: Hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe, gezielte Desinformation oder physische Sabotage machen vor keinen Grenzen halt. Während sich Europa mit russischen Hybridtaktiken auseinandersetzen muss, sind asiatische Staaten mit chinesischer Einflussnahme im Südchinesischen Meer und der Manipulation von politischen Debatten konfrontiert. Kritische Infrastruktur – von Stromnetzen über Häfen bis zu Datenkabeln – ist überall verwundbar. Um sich besser zu schützen und zu wehren, arbeiten europäische Länder und Länder im Indopazifikraum zusammen.
GIZ und Expertise France: Brückenbauer zwischen Europa und Asien
Ein Team von Sicherheitsexpert*innen von GIZ und der französischen Agentur für Entwicklung, Expertise France, unterstützt dabei. Der Auftrag dazu kommt von der Europäischen Union, dem deutschen Auswärtigen Amt und dem französischen Außenministerium. Die GIZ und ihr französisches Pendant agieren dabei als Vermittler zwischen europäischen und asiatischen Sicherheitskräften, damit diese ihr regionales Know-how einbringen können.
Wie das in der Praxis aussieht? Als Japan feststellte, dass Extremisten Gaming-Plattformen für Radikalisierung nutzen, organisierte das Team innerhalb von Tagen einen Austausch mit EU-Ermittlern, die ähnliche Fälle bearbeitet hatten. Als Malaysia Unterstützung bei Cyberangriffen auf Regierungsnetze brauchte, vermittelten sie Kontakte zu estnischen IT-Spezialisten, die solche Attacken bereits abwehrten. Und als Vietnam Hilfe beim Schutz von Unterseekabeln suchte, brachten sie europäische Marineexperten mit lokalen Behörden zusammen.
Sicherheit im 21. Jahrhundert durch gemeinsames Handeln
Drei Prinzipien machen diese internationale Kooperation erfolgreich. Erstens Schnelligkeit: Bei Bedarf organisieren die Partner in kürzester Zeit Workshops oder Übungen. Zweitens Flexibilität: Das Team passt sich den Bedürfnissen der Partnerländer an; starre Konzepte gibt es nicht. Und drittens praktische Ergebnisse: Die Beteiligten ziehen aus jedem Einsatz Erkenntnisse und überführen sie in konkrete Handlungsanleitungen.
Europa will im Indo-Pazifik als kompetenter und verlässlicher Partner wahrgenommen werden - nicht als militärische Großmacht, sondern als Anbieter von Lösungen, die funktionieren. Das geht offenbar auf. So nehme man in Malaysia die EU inzwischen "als vielseitigen Sicherheitspartner" wahr, bescheinigt etwa Edora Ahmad von der malaysischen Cyber-Sicherheitsbehörde. Die EU wird in der Region zunehmend als Akteur geschätzt, der nicht nur redet, sondern handelt. Die asiatischen Partner stärken ihre Position und schützen ihre Handelswege und kritische Infrastruktur.
Die Übung in Gurugram war mehr als ein Training. Sie zeigt, wie Sicherheit im 21. Jahrhundert funktioniert: durch internationale Zusammenarbeit und gemeinsames Handeln. Am Ende stehen beide Seiten stärker da als zuvor.