Arbeiten in fragilen Kontexten

Junger Mann mit zwei Kindern in Hinterhof
© GIZ/Britta Radike

Wo der Staat nicht funktioniert, wo Krisen und Konflikte herrschen, ist bei Entwicklungsansätzen besondere Sensibilität erforderlich.
 

Mehr als die Hälfte aller Einsatzländer der GIZ gelten als fragil. So bezeichnet man Staaten, die ihren Aufgaben nicht gerecht werden: Sie haben Defizite in der demokratischen und rechtlichen Kontrolle ihres Gewaltmonopols, der Einhaltung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit. Sie kommen ihren Verpflichtungen den Bürgern und Bürgerinnen gegenüber nicht nach, und die Versorgung mit öffentlichen Gütern und Dienstleistungen ist ungenügend. Diese Schwächen und gewaltsam ausgetragene Konflikte dämpfen erheblich die Entwicklungschancen der betroffenen Länder. Sie sind nicht zuletzt auch ein regionales und globales Sicherheitsrisiko.

Entwicklungsansätze in fragilen Regionen müssen besonders sensibel unterstützt werden. Dabei müssen die Helfer die Zusammenhänge vor Ort und mögliche Konflikte berücksichtigen. Detaillierte Kenntnisse der lokalen Verhältnisse, der handelnden Personen und Institutionen sowie der Dynamiken von offenen und latenten Konflikten sind unverzichtbar. Ebenso ist ein umfassendes Verständnis möglicher Risiken für das eingesetzte Personal, für die Reputation der GIZ, für den Erhalt von materiellen Gütern und den Erfolg des Programms erforderlich.

Um sich das notwendige Wissen und Verständnis systematisch zu erarbeiten, nutzt die GIZ den methodischen Rahmen des „Peace and Conflict Assessment“ (PCA). Dabei werden Ursachen und Folgen von Konflikten systematisch analysiert. Besonders große Aufmerksamkeit gilt bei der Arbeit in fragilen Situationen den möglichen unerwünschten Nebenwirkungen. Um sie zu vermeiden, wendet die GIZ unterschiedliche konfliktsensible Methoden und Ansätze an, vor allem das Prinzip „Do no harm“ und kontextsensibles Wirkungsmonitoring. Das „Safeguards + Gender“ Managementsystem nutzt die GIZ, um vor und während ihrer Vorhaben Risiken und unerwünschte Wirkungen rechtzeitig zu erkennen und in der Planung zu berücksichtigen. Die Methode hilft auch dabei, Potenziale für eine friedliche Entwicklung mit gerechten Chancen für alle im Blick zu behalten.

In besonders gefährlichen Regionen kann die GIZ nicht direkt vor Ort präsent sein. In solchen Fällen nutzt sie die sogenannte Fernsteuerung: Mit Hilfe lokaler Partner und des Monitorings über Dritte treibt sie ihre Vorhaben, insbesondere die Übergangshilfe, voran.

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