(ProVTE) Technische Bildung und Berufsbildung für libanesische Jugend

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Technische Unterstützung für eine verstärkt praxisorientierte Berufsbildung im Libanon (ProVTE)
Auftraggeber: Europäische Union
Land: Libanon
Politischer Träger: Ministerium für Bildung und Hochschulbildung, vertreten durch die Generaldirektion für berufliche und fachliche Bildung (General Directorate for Vocational and Technical Education, DGVTE)
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2021

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Ausgangssituation

Der Libanon ist ein kleines Land mit mittlerem Einkommen und einer offenen und weitgehend dienstleistungsorientierten Wirtschaft. Diese ist traditionell auf den Handel ausgerichtet und durch ausgeprägt proaktive Verhaltensweisen der Marktteilnehmer gekennzeichnet. Die meisten Unternehmen sind KMUs. Darunter befinden sich zahlreiche Kleinunternehmen.

Aufgrund der strukturellen Wirtschaftsdefizite und eines massiven Zustroms an ausländischen Arbeitskräften und syrischen Flüchtlingen fehlen Beschäftigung und Möglichkeiten der Einkommenserzielung. Davon sind insbesondere junge Menschen betroffen. Durch die wenig dynamische Wirtschaftsentwicklung, den bestehenden Fachkräftemangel und eine insgesamt junge Bevölkerung, die nach Beschäftigungsmöglichkeiten sucht, steht das libanesische System der beruflichen und fachlichen Bildung unter großem Druck. Denn bisher berücksichtigt das libanesische Berufsbildungssystem bislang kaum neue bzw. Die sich entwickelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes. So soll das Berufsbildungssystem nicht nur mehr, sondern auch neue Qualifikationen vermitteln, weil sich die Anforderungen von Wirtschaft und Arbeitsmarkt derzeit wandeln. Darüber hinaus berücksichtigt das libanesische Berufsbildungssystem bislang kaum neue bzw. sich entwickelnde Anforderungen des Arbeitsmarktes. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Ausbildungseinrichtungen bisher überwiegend angebotsorientiert arbeiten und dass die Ausbildungsgaenge nur in unzureichendem Umfang praktische Fertigkeiten vermitteln. Diese sind jedoch notwendig, um eine ausreichende Beschäftigungsfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen zu gewährleisten. Infolgedessen stehen zu wenige qualifizierte Nachwuchsfachkräfte für die Privatwirtschaft zur Verfügung. Aber auch die Unternehmen selbst leisten bislang jedoch nur einen geringen Beitrag zur praktischen Ausbildung von jungen Fachkräften.

Ziel

Übergeordnetes Ziel von ProVTE ist die Verbesserung der Qualität, Relevanz und Reaktionsfähigkeit des staatlichen Berufsbildungssystems Systems im Libanon auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes, insbesondere die Förderung und Stärkung der Planung, Koordination und Umsetzung eines stärker praxisorientierten beruflichen Ausbildungssystems im Libanon.

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Vorgehensweise

Das Projekt setzt auf eine partizipatorische Vorgehensweise, um die wichtigsten Stakeholder im Berufsbildungssektor in die Lage zu versetzen, die Hindernisse, die der Erreichung ihrer Entwicklungsziele im Wege stehen, genauer zu analysieren. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, die Verbindungen zwischen dem Berufsbildungssytem und der Wirtschaft so herzustellen und zu festigen, dass die Strategie und die Prioritäten der beruflichen und technischen Ausbildung auf einen arbeitsplatzorientierten Ansatz ausgerichtet werden. Dadurch soll erreicht werden, dass an den berufsbildenden Einrichtungen künftig die Qualifikationen vermittelt werden, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Verringerung der Arbeitslosigkeit benötigt werden.
Die Kern- und Unterstützungsprozesse für die Einführung und Aufrechterhaltung eines praxisbezogenen Berufsbildungssystems beruhen dem kompetenzbasierten Ansatz und umfassen:

  • die Planung eines Modells für grundstaendige Ausbildungsgaenge sowie und Kurzkurse (berufliche Erstausbildung und Weiterbildung), die Entwicklung eines Systems zur Evaluierung und Zertifizierung von Qualifikationen sowie einen Vorschlag für ein System zur Entwicklung von Lehrplänen, bei dem der kompetenzbasierte Ansatz und das praxisbezogene Lernen im Mittelpunkt stehen;
  • die Einrichtung eines Steuerungssystems für die berufliche Bildung, das Instrumente zur Koordinierung der verschiedenen Maßnahmen auf dem Gebiet der beruflichen Bildung umfasst (berufliche Erstausbildung, Weiterbildung, Kompetenzentwicklung);
  • die Entwicklung von Lehrplänen;
  • die Erprobung der praxisbezogenen Lehrpläne in ausgewählten Bildungseinrichtungen, damit die Absolventinnen und Absolventen eine Qualifikation erwerben; Evaluierung der Maßnahmen, um Rückmeldungen für deren Weiterentwicklung zu erhalten.

All diese Tätigkeiten werden von entsprechenden Capacity-Building-Maßnahmen flankiert.
 

Wirkungen

ProVTE hat mehr als 25 Lehrpläne für praxisbezogene, kompetenzbasierte Ausbildungsgänge in den Bereichen Bau, Instandhaltung von Maschinen und Anlagen und erneuerbare Energien entwickelt. Davon wurden 16 von der DGVTE genehmigt und allen Ausbildungseinrichtungen im Libanon zur Verfügung gestellt. Die im Rahmen des Projekts erprobte kompetenzbasierte Herangehensweise hat an Dynamik gewonnen, seitdem verschiedene Ausbildungseinrichtungen die Lehrpläne und die gleiche Bewertung und Zertifizierung durch Dritte übernommen haben, um die Qualität der Ausbildung und die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Auszubildenden zu verbessern. ProVTE pilotiert derzeit die Module an 10 öffentlichen berufsbildenden Schulen im ganzen Land; dabei bieten rund 25 Unternehmen den etwa 150 Auszubildenden praxisbezogene Lernmöglichkeiten.

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Auf politischer Ebene hat ProVTE unter dem Dach des Verbandes der Unternehmen des Baugewerbes und mit Unterstützung der DGVTE die ersten Sitzungen eines Teams zur landesweiten Entwicklung der Kompetenzen für das Baugewerbe (National Sector Skills Team, NSST) organisiert. Die Arbeitgeber zeigten sich proaktiv und legten der DGVTE eine Liste mit Berufen vor, für die schwerpunktmäßig bedarfsgerechte Lehrpläne entwickelt werden sollten. Von den 34 Berufen im Baugewerbe umfasste die Liste folgende Berufe: Fachkräfte für Elektroinstallation, Klempner*innen, Betonbauer*innen, Fachkräfte für Oberflächenbehandlung, Fensterbauer*innen, Metallbauer*innen (Stahl) sowie ganz allgemein Vorarbeiter*innen. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern hat dazu geführt, dass ProVTE eine Kooperation mit dem Bauunternehmen MAN Enterprise, QUDRA und der DGVTE eingegangen ist, um eine Ausbildung für den Bau von modernen Schalungssystemen und Stahlbefestigungsvorrichtungen zu entwickeln und einzuführen. Derzeit gibt es in den Bauunternehmen des Landes 400 offene Stellen für Fachkräfte mit diesem Qualifikationsprofil. Diese Initiative wird von ProVTE und dem GIZ-Programm „Lokale Entwicklung in städtischen Gebieten Nordlibanons“ fortgeführt, um eine reibungslose Übergabe des im August 2019 ausgelaufenen QUDRA-Projekts zu gewährleisten.

Seit September 2019 wurden im Rahmen des technischen Abiturs mit der Spezialisierung „Bauwesen“ zwei praxisbezogene, kompetenzbasierte Lehreinheiten eingeführt, um zu testen, inwiefern eine Kompetenzbewertung unter Einbindung von Arbeitgebern in einer ausgewählten staatlichen berufsbildenden Einrichtung machbar ist. Die Weiterbildung der Lehrer*innen wurde von erfahrenen Fachkräften durchgeführt. Dadurch konnten die Lehrer*innen von drei Schulen in Choueifat, Sarafand und Dekwaneh ihre Kompetenzen weiterentwickeln; die meisten von ihnen wurde von der Bau- und Ingenieurgesellschaft APAVE positiv bewertet und erhielten einen entsprechenden Kompetenznachweis.