Die Energieeffizienz in Tunesien erhöhen

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Verbreitung von Energieeffizienz in Tunesien
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Tunesien
Politischer Träger: Ministerium für Energie, Bergbau und Erneuerbare Energie
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2021

Ausgangssituation

Das tunesische Energieversorgungssystem ist unwirtschaftlich und im Hinblick auf klimaschädliche Emissionen wenig wirksam. Die bestehende Subventionspolitik mindert Anreize zur effizienten und sparsamen Energienutzung. Notwendige Investitionen, die die Versorgungsstruktur verbessern könnten, verzögern sich oder erfolgen durch wirtschaftlich fragwürdige Zwischenlösungen.

Tunesien ist zu 60 Prozent auf Energieimporte angewiesen, Tendenz steigend. Eine höhere Energieeffizienz könnte die Energienachfrage und damit die Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren sowie klimaschädliche Emissionen mindern. Die 2014 ausgerufene Energiewende strebt bis 2030 eine Senkung des Energiebedarfs um 34 Prozent an. Weiterhin sieht sie den Abbau von Subventionen und die Schaffung von Anreizen für kosteneffiziente und klimafreundliche Investitionen vor.

Die Strom- und Treibstoffpreise stiegen zwischen 2014 und 2019 mehrmalig. Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz rücken daher verstärkt in den Fokus von Politik und Endverbraucher*innen. Während wichtige Entscheidungen und Investitionen den Ausbau der erneuerbaren Energien stützen, hinkt die Erreichung der Ziele bei Energieeffizienz hinterher. Die Energiewende und die Erfüllung des national festgelegten Beitrags (Nationally determined contributions, NDCs) Tunesiens zur Emissionsminderung von 2015 kann jedoch nur gelingen, wenn sowohl die Energiemixerweiterung hin zu Erneuerbaren Energien gelingt als auch in Effizienzmaßnahmen investiert wird. Letztere sollen mit zwei Dritteln zur NDC-Erreichung beitragen.

Es fehlen institutionelle Mechanismen und die Einbindung der relevanten Akteure ist nur gering. Das verhindert die Umsetzung nationaler Pläne und Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz. Weiterhin fehlt es an einem entwickelten Dienstleistungsmarkt und an einer umfassenden Wissensvermittlung, vor allem außerhalb der Ballungszentren des Landes. Eine nationale Konferenz zur Stärkung der Energieeffizienz im April 2018 hat einen neuen Aufbruch markiert, die Veröffentlichung der priorisierten Maßnahmen steht jedoch noch aus.

Ziel

Die tunesische Regierung setzt ihre nationale Energieeffizienzstrategie landesweit erfolgreich um. . 

Vorgehensweise

Gemeinsam mit dem Durchführungspartner, der nationalen Energieagentur ANME, sowie weiteren Partner*innen in der Hauptstadt, den Gouvernements und Gemeinden setzt sich das Vorhaben landesweit für die Verbreitung von Energieeffizienz ein.

Gemeinsam mit den Partnerorganisationen gestaltet das Vorhaben die aktuelle Energieeffizienzstrategie für zwei energieintensive Branchen (Ziegeleien und private Servicegebäude) aus. Dadurch werden die politischen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die Verbreitung von Energieeffizienz verbessert sowie eine positive Marktentwicklung angestoßen. Die Dienstleistungsbranche wird durch einen Wissens- und Technologieaustausch gestärkt und dazu befähigt, zwei Pilotregionen bei der Umsetzung regionaler Aktionspläne zu begleiten. Um das Wissen zu Energieeffizienz langfristig zu verankern, arbeitet das Vorhaben das Thema fachlich auf. Darüber hinaus qualifiziert das Vorhaben Fortbildungszentren darin, eine qualitativ hochwertige Bildung anzubieten. Die Bildungsangebote richten sich an Personen, die bei der Verbreitung und Umsetzung von Energieeffizienz eine tragende Rolle innehaben. 

Der Ansatz des Projekts, sowohl mit Ministerien und Institutionen als auch in den Gemeinden zu arbeiten, zielt auf eine tiefgreifende Verbesserung der Energieeffizienz. Zugleich verankert das Vorhaben das Thema dauerhaft in Tunesien und trägt zur erfolgreichen Umsetzung der tunesischen Energiewende bei.

Wirkungen

Das Projekt unterstützt Tunesien auf verschiedenen Ebenen zum effizienten Umgang mit Energieressourcen direkt und indirekt.

Drei Pilotstädte Tozeur, Mahdia und Kef werden bei der Durchführung von Energieaudits und der Erstellung von Aktionsplänen unterstützt, die als Grundlage für die Reduzierung ihres Energieverbrauchs und ihrer Treibhausgasemissionen dienen. Dies ermöglicht eine Reduzierung der Energieausgaben, die es den drei Städten mit zusammen rund 150.000 Einwohner*innen ermöglicht, für ihre Bürger*innen in andere Bereiche zu investieren und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Das erfolgreichste Beispiel wird Modell für alle 350 tunesischen Gemeinden werden. Die dazu nötigen Technologien werden in zusätzlich in verschiedenen Bereichen (Baustoffindustrie, Hotellerie, Lebensmittelsektor, Transportsektor) angewandt und in Energieaudits verifiziert. Das Projekt unterstützt weiterhin die Ausbildung des dazu nötigen Fachpersonals und der entsprechenden Ausbildungsinstitutionen. Zum Beispiel wurden bisher 19 Trainer*innen und Multiplikator*innen zur Ausbildung von Energieeffizienzexperten und 60 Auditoren für ISO50.001 geschult sowie 18 PV-Installateure zertifiziert. Weitere Schulungen im Bereich Gebäudeisolierung folgen.