Innovative Lösungen für nachhaltige Entwicklung
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Blockchain Lab
Auftraggeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Land: Globalvorhaben
Gesamtlaufzeit: 2018 bis 2020
Bezeichnung: Blockchain Lab
Auftraggeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Land: Globalvorhaben
Gesamtlaufzeit: 2018 bis 2020
Hin und wieder sehen wir uns mit einer neuen Technologie konfrontiert, der das Potenzial zugeschrieben wird, die Welt zu verändern. Eine dieser vielversprechenden Neuerungen ist die Blockchain-Technologie, die auch Distributed Ledger Technologie genannt wird (DLT, Verteilte-Datenbank-Technologie). Die Reaktionen, die diese Technologie in den letzten Jahren ausgelöst hat, reichten von utopischen Visionen bis hin zur völligen Ernüchterung. Manche behaupten, die Blockchain-Technologie werde das soziale und wirtschaftliche Gefüge unserer Gesellschaft revolutionieren. Andere halten den Hype um DLT für völlig übertrieben und verweisen auf ihre Defizite sowie die Vorteile der herkömmlichen Technologien, zu denen unter anderem klassische Datenbanken, Cloud-Computing oder Kryptografie zählen. Warum also lohnt sich die Beschäftigung mit dieser Digitaltechnologie überhaupt?
Der Blockchain-Technologie wird das Potenzial zugesprochen, das Zusammenwirken von Gesellschaften, Volkswirtschaften und staatlichen Institutionen von Grund auf zu verändern. Die transparente, dezentrale und resiliente Struktur dieser Technologie hat große Erwartungen und Hoffnungen geschürt – auch hinsichtlich der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. Tatsächlich hat sich bei einigen Blockchain-Anwendungen gezeigt, dass sie sich direkt oder indirekt auf diese Ziele auswirken. So sind grenzüberschreitende Rücküberweisungen (remittances) mit Blockhains heute günstiger darzustellen als je zuvor. Ein weiteres Beispiel sind verantwortungsvoll geförderte Diamanten, deren Herkunft sich in digitalen Datenbanken (digital ledgers) zurückverfolgen lässt, so dass die Kunden sicher wissen, dass sie keine Blutdiamanten erwerben.
Auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung fehlen jedoch nach wie vor Erfahrungen mit der konkreten Umsetzung der Blockchain-Technologie. Da diese noch in den Kinderschuhen steckt, ist nicht klar, welche Rahmenbedingungen und welche konzeptionelle Gestaltung sich am besten eignen. So ist noch weitgehend unerforscht, wo die Chancen und Grenzen der Technologie liegen, und für die meisten Blockchain-Anwendungen muss erst noch der Beweis erbracht werden, dass sie sich unter realen Bedingungen und in größerem Umfang sinnvoll realisieren lassen.
Das Lab erschließt das Transformationspotenzial der Blockchain- und verwandter Technologien für eine Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung.
Das Blockchain Lab untersucht zahlreiche Blockchain-Anwendungen und wählt die vielversprechendsten darunter aus, um im Rahmen eines Pilotprojekts zu prüfen, inwiefern sie zur Förderung der Ziele für nachhaltige Entwicklung genutzt werden können. Die Bandbreite der Anwendungen reicht von einer einfachen Zeiterfassung im öffentlichen Sektor über verlässliche Bildungsabschlusszeugnisse und intelligente Stromnetze bis hin zu Peer-to-Peer-Trading. Durch weltweite Proof-of-Concepts und Pilotprojekte versucht das Lab zu ermitteln, welche realen Anwendungsszenarien für die Blockchain-Technologie geeignet sind. Gleichzeitig wird untersucht, wo sich Anknüpfungspunkte zu anderen Technologien bieten, darunter Sensortechnik, Datenanalyse und künstliche Intelligenz (KI).
Um besonders viel versprechende Anwendungsfälle unter Realbedingungen testen zu können, versucht das Lab den Brückenschlag zwischen der Welt der Technologie und der internationalen Entwicklungsgemeinschaft. So werden Start-ups, Entwicklungsfachleute, staatliche Institutionen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen gleichermaßen eingebunden, um die notwendigen wirtschaftlichen, rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Blockchain-Anwendungen zu schaffen.
Die Methodik des Lab beruht auf einem agilen, interdisziplinären Innovationsmanagementkonzept. Dabei stützt sich das Lab unter anderem Co-Creation-Workshops, Design-Thinking-Veranstaltungen und Hackathons. Jedes Pilotprojekt ist gemäß den Prinzipien für digitale Entwicklungszusammenarbeit auf bestimmte Nutzer- und Zielgruppen sowie bestimmte entwicklungspolitische Ziele ausgerichtet.
Nachdem mehr als 150 Blockchain-Anwendungen auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung bewertet wurden, hat das Lab die 15 aussichtsreichsten veröffentlicht, um die Einführung und Verbreitung der Technologie voranzutreiben.
Damit Entwicklungsfachleute die Möglichkeit erhalten, die Technologie sinnvoll einzusetzen, hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) ein umfassendes Anwendungshandbuch veröffentlicht, das eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Planung und Umsetzung von nachhaltigen Blockchain-Pilotprojekten umfasst. Ferner wurden eigene Governance- und Umsetzungskonzepte für verschiedene Problemfelder definiert, die von Landrechten und Lieferketten, über die Überprüfung von Bildungsnachweisen bis hin zum Stromhandel reichen.
Auf der Grundlage dieser themenübergreifenden Erfahrungen hat das Lab seine eigenen Pilotprojekte durchgeführt und das vorhandene Wissen genutzt, um die Blockchain-Technologie gezielt zur Förderung der Nachhaltigkeitsziele zu nutzen.
So hat das Lab eine Kooperation mit dem Regional Center for Educational Innovation and Technology (SEAMEO INNOTECH) der Organisation der südostasiatischen Bildungsminister und der Technischen Universität Berlin auf den Weg gebracht, um nachzuweisen, dass Blockchain-basierte Bildungsnachweise die weit verbreitete Fälschung von Hochschulzeugnissen verhindern können. Durch seine Arbeit auf diesem Gebiet leistet das Lab einen Beitrag zur Festlegung von internationalen Standards und wirkt dadurch dem Risiko entgegen, dass neue Plattformmonopole entstehen.
Ferner hat das Lab das Programm Access to Information (a2i) in Bangladesch unterstützt und geprüft, ob ein auf der Blockchain-Technologie beruhendes Projekt zur Eintragung von Rechten an Grund und Boden durchführbar ist. Im Rahmen einer Sondierungsmission hat das Lab technologische Alternativen vorgeschlagen, die sich stark an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren, und geeignet sind, um die bestehenden Hindernisse im Landsektor von Bangladesch zu überwinden.
Angesichts eines Überangebots an Mobilitätsanwendungen in den Städten aller Kontinente fördert das Lab Interoperabilität als Qualitätsmerkmal von Mobility-as-a-Service-Plattformen, die tatsächlich intermodal sind.
Angesichts der absehbaren Auswirkungen, die die von Facebook angekündigte Kryptowährung Libra haben wird, hat das Lab auf netzpolitik.org eine Stellungnahme veröffentlicht, in der das Nutzenversprechen der neuen Stablecoin sowie die dieser zugrunde liegende Zahlungsinfrastruktur untersucht wurden.