Energising Development (EnDev)

Programmkurzbeschreibung

Bezeichnung: Energising Development (EnDev)
Auftraggeber: EnDev wird von den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, Norwegen, Schweden und der Schweiz finanziert.
Land: Bangladesch
Politischer Träger: Behörde für die Entwicklung von nachhaltigen und erneuerbaren Energien
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2020

Bondhu-chula-savar

Ausgangssituation

Trotz der rasanten Urbanisierung und des in den letzten Jahren erzielten Wirtschaftswachstums lebt die Mehrheit der Bevölkerung Bangladeschs in ländlichen Gebieten. Viele Haushalte decken den größten Teil ihres Energiebedarfs aus Biomasse. Die traditionellen Biomasse-Kochstellen, die von den meisten ländlichen Haushalten zur Zubereitung von warmen Mahlzeiten verwendet werden, sind ineffizient und verbrauchen große Mengen an Brennstoff. Außerdem sind sie die Hauptursache für die starke Schadstoffbelastung der Raumluft, die dazu führen, dass viele Menschen erkranken und vorzeitig sterben.

Bis Anfang 2020 hat Bangladesch eine Elektrifizierungsrate von 95 Prozent erreicht; die Regierung plant, diese bis Anfang 2021 auf 100 Prozent zu steigern. In abgelegenen Regionen gelten auch Minigrids – meistens handelt es sich dabei um Solar-Diesel-Hybridsysteme und Heimsolarsysteme (SHS) – als Stromversorgungsanlagen. Allerdings ist die Qualität der Stromversorgung für einen großen Teil der Bevölkerung nach wie vor schlecht. So kommt es häufig zu ungeplanten und in Zeiten hoher Nachfrage auch zu geplanten Stromausfällen sowie zu Spannungs- und Frequenzschwankungen.

Ziel

Die Solarenergie und umweltfreundliche Kochtechnik sind weiter verbreitet und werden verstärkt genutzt.

Solar Lantern_EnDEV_Bangladesh

Vorgehensweise

Im Rahmen der Komponente „Umweltfreundliche Kochtechnik“ unterstützt EnDev das Capacity Development für das Management der Bangladesh Bondhu Foundation (BBF). Die BBF ist eine gemeinnützige NRO, die 2015 als Spin-off aus den EnDev-Projekten in Bangladesch heraus gegründet wurde. Seither hat sich BBF zur größten Organisation des Landes für verbesserte Kochstellen entwickelt und fördert den Bau von Kochstellen aus Zement, die über einen Rauchabzug verfügen und unter der Bezeichnung „Bondhu Chula“ bekannt sind. BBF arbeitet mit rund 5.000 kleinen und mittleren lokalen Unternehmen zusammen, die Bondhu Chula in ganz Bangladesch herstellen und verkaufen. Dabei ist die NRO weiterhin für Marketing und Monitoring sowie die Weiterentwicklung der Produkte zuständig. EnDev fördert auch in Zukunft das Capacity Development für das BBF-Management, Maßnahmen zur Geschäftsentwicklung, die Ausbildung von „Bondhu Chula-Ärzten“, die Kochstellen reparieren können, sowie die weitere Diversifizierung der Organisation.

Zuvor hat EnDev die Einrichtung der Household Energy Platform (HEP) unterstützt. Nach wie vor arbeitet EnDev mit HEP daran, die Koordination zwischen den verschiedenen Stakeholdern zu verbessern, die sich auf dem Gebiet der umweltfreundlichen Kochtechnik engagieren. Ferner unterstützt EnDev die Plattform bei der Entwicklung von Standards für eine verbesserte Kochtechnik in Bangladesch. Auf der Grundlage erster Piloterfahrungen fördert EnDev über Practical Action (PA) und die niederländische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit SNV Initiativen zur Weiterentwicklung der Kapazitäten von kleinen und mittleren Unternehmen, die aus Biomasseabfällen Briketts herstellen und diese als alternative Brennstoffe für verbesserte Kochstellen vermarkten.

Im Bereich der Solartechnik unterstützt EnDev derzeit einen Innovationsfonds zum Aufbau von dezentralen, intelligenten Prosumer-to-Prosumer-Netzen. Mithilfe dieser Netze soll der überschüssige Strom, der Heimsolarsystem-Clustern anfällt, für produktive Zwecke genutzt werden. Dabei zielt das Konzept der Schwarmelektrifizierung auf eine Stärkung des Wirtschaftswachstums im ländlichen Raum. Beispielsweise ist der Bau von solarstrombetriebenen Ladepunkten für Elektro-Rikschas vorgesehen, um den überschüssigen Solarstrom sinnvoll zu nutzen. Ziel des Projekts ist der Aufbau eines modifizierten Kooperationsmodells für das Aufladen von Elektro-Rikschas, um die dörfliche Wirtschaft mithilfe von Peer-to-Peer-Solarstromnetzen zu fördern.

Wirkungen

Mit der Komponente für verbesserte Kochstellen konnten 2,6 Millionen Herde vermarktet werden. Dadurch hat das Programm 5,4 Millionen Menschen erreicht. In Studien gaben 95 Prozent der Nutzer*innen von verbesserten Kochstellen mit eigenem Rauchabzug an, dass die Rauchbelastung in ihrer Küche deutlich gesunken ist. Außerdem hat mit der Einführung der neuen Kochstellen die Zahl der Augeninfektionen und Atemwegserkrankungen abgenommen. Im Durchschnitt lassen sich mit einer modernen Kochstelle etwa 500 Kilogramm Holz pro Jahr einsparen.

EnDev Bangladesch hat mehr als 480.000 Heimsolarsysteme und 80.000 Solarlampen an Angehörige der Zielgruppen verteilt; dazu gehören insbesondere Schulkinder und Rohingya-Flüchtlinge. Mit der Komponente „Solarenergie“ konnten insgesamt mehr als 2,7 Millionen Menschen erreicht werden. Die Zahl der durch eine erhöhte Luftverschmutzung in Innenräumen verursachten Erkrankungen sowie die Zahl der Unfälle mit Kerosin ist deutlich zurückgegangen, insbesondere bei Frauen und Schulkindern.

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