Verbesserung der Grundbildung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Capacity Development im Grundbildungssektor in Kosovo
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kosovo
Politischer Träger: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie (MEST)
Gesamtlaufzeit: 2019 bis 2021

Ausgangssituation

Seit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 hat das Bildungssystem des Landes umfassende Reformen durchlaufen. Allerdings hat sich die Umsetzung der Reformen aus verschiedenen Gründen verzögert, von denen sich einige gegenseitig verstärken. So ist der Bildungssektor nicht nur unterfinanziert, sondern die vorhandenen Mittel werden auch noch ineffizient eingesetzt. Ferner gibt es erhebliche Defizite bei den Ressourcen, den beruflichen Kompetenzen und den Kapazitäten auf allen Ebenen, was dazu führt, dass die Qualität der Schulbildung nur ein niedriges Niveau erreicht. Bei der ersten Teilnahme des Kosovo an der PISA-Studie 2015 (Programme for International Students Assessment) belegte das Land unter den 72 Ländern einen der drei letzten Plätze. Dies zeigt, dass die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu kritischem Denken sowie ihre Problemlösungskompetenz und Kreativität nur schwach entwickelt sind.

Diese Defizite sind auf viele verschiedene Faktoren zurückzuführen; einer davon ist die geringe Unterrichtsqualität. So sind die Lehrer nicht gut genug ausgebildet, um Kindern und Jugendlichen die praktischen Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für zur Bewältigung ihres Lebensalltags benötigen. Hinzu kommt, dass die besonderen Bildungsbedürfnisse von Kindern aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen im formalen Bildungssystem nicht ausreichend berücksichtigt werden. Den politisch Verantwortlichen ist nicht ausreichend bewusst, wie wichtig Bildung für die Entwicklung des Landes ist. Dies zeigt sich darin, dass dem Sektor nicht die gebotene Priorität eingeräumt wird. Die Defizite im System der Grundbildung haben dramatische Folgen für alle nachfolgenden Bildungsebenen und bremsen die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung des Landes.

Ziel

Die Voraussetzungen für eine inklusive und qualitativ hochwertige Bildung im Kosovo sind verbessert.

Vorgehensweise

Das Projekt verfolgt systematisch einen Mehrebenenansatz zur Bewältigung der Kernprobleme im kosovarischen Grundbildungssystem und ist in vier Handlungsfeldern tätig:

  • Transparenz, Rechenschaftspflicht und Beteiligung der Öffentlichkeit: Zur Verbesserung der Bildungsqualität und zur Unterstützung der Umsetzung und Einführung des integrierten Schulentwicklungskonzepts (siehe Handlungsfeld 3) unterstützt das Projekt die Arbeit von zentralen Akteuren des Bildungssektors. Dazu gehören insbesondere das Bildungsministerium, der Bildungsausschuss im Parlament sowie das Kollegium der kommunalen Bildungsdirektoren. Die Unterstützung zielt im Wesentlichen darauf ab, die Rechtsgrundlagen für das Bildungssystem zu stärken, inklusive Beteiligungsprozesse zu ermöglichen und durch eine öffentliche Kampagne ein stärkeres Engagement der Öffentlichkeit zu erreichen.
  • Hochschulausbildung von Lehrern und Schulleitern: Zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit seines Beitrags unterstützt das Projekt die Institutionalisierung der zuvor entwickelten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Dazu strebt das Projekt an, erfolgreiche Konzepte zur Fort- und Weiterbildung von Lehrern und Schulleitern in die regulären Studienpläne der Hochschulen zu integrieren. Darüber hinaus werden die Aus- und Weiterbildungskapazitäten der Hochschulen ausgebaut, um zukünftige Lehrkräfte besser auf den Schuldienst vorzubereiten.
  • Integriertes Schulentwicklungskonzept (ISDA, Integrated School Development Approach): Um gegenüber anderen Ländern, die im Bildungssektor besser abschneiden, aufzuholen, bedarf es eines Paradigmenwechsels. Denn die Analyse der PISA-Ergebnisse hat ergeben, dass die Lehrenden – abgesehen von einem grundlegenden Mangel an Fachkenntnissen – eklatante Lücken auf dem Gebiet der fächerübregreifenden Didaktik aufweisen, die die Grundlage für den Lernerfolg bildet. Zur Verbesserung der Qualität des Lehrens und Lernens und der Leistungsfähigkeit der Schule insgesamt, müssen verschiedene Maßnahmen getroffen werden, die auf die Anforderungen und Merkmale der jeweiligen Schule abgestimmt sind. Als Kernintervention des Projekts gilt dabei das integrierte Schulentwicklungskonzept, das darauf abzielt, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und die Rolle jedes einzelnen Akteurs im Schulwesen zu stärken. Diese sollen dazu befähigt werden, ihre Aufgaben bestmöglich zu erfüllen, sich untereinander abzustimmen und eng zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, die allgemeine Qualität der Bildung sowie die Inklusion im Bildungssystem zu verbessern. Dadurch werden die Schulen in ihrer Leistungsfähigkeit gestärkt und ein sicheres Schulklima erreicht, das sich positiv auf den Lernerfolg auswirkt. Ferner erhalten Eltern und Schüler*innen im Rahmen des integrierten Schulentwicklungskonzepts häufiger die Gelegenheit, ihre Meinung zu äußern, und Kinder und Jugendliche werden auf die Mitwirkung in Schülervertretungen vorbereitet. Darüber hinaus ist die Bildung von Schulnetzwerken vorgesehen, die als Lerngemeinschaften den Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrenden sowie Peer-Learning-Prozesse fördern. Ein integriertes Planungssystem soll die Abstimmung von Maßnahmen, die Budgetplanung sowie die Kommunikation zwischen Schulen, Gemeinden und den Ministerien unterstützen. Das Konzept wird in den sogenannten „Champion-Schulen“ realisiert.
  • Förderung der Inklusion, insbesondere von ethnischen Minderheiten und Rückkehrenden: Durch zusätzliche nicht-formale Bildungsangebote erhalten die Kinder von Rückkehrenden und Angehörigen ethnischer Minderheiten (insbesondere Roma, Aschkali und Balkanägypter) einen besseren Zugang zum formalen Schulsystem. In den Maße, wie das Engagement von Lehrenden, Eltern und Kommunen zunimmt, wächst der soziale Zusammenhalt in den Aufnahmegemeinden. Durch Zusatzunterricht wird dafür gesorgt, dass Kinder, die einen großen Teil des Schulunterrichts verpasst haben, aufholen und Anschluss an den Rest der Klasse finden. In diesem Zusammenhang arbeitet das Projekt eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen.

Wirkungen

In den ersten drei Projektphasen von Januar 2010 bis März 2019 wurden folgende Wirkungen erzielt:

  • Rund 1.200 Schulleiter*innen und Oberstufenlehrer*innen haben Fortbildungen zu Führungsaufgaben absolviert, wodurch die Planungsprozesse in den Schulen verbessert werden konnten. Inzwischen haben mehr als 98 Prozent der Pilotschulen Schulentwicklungspläne beschlossen, die die definierten Mindestkriterien erfüllen.
  • Mehr als 4.500 Lehrende haben an verschiedenen Fort- und Weiterbildungsmodulen für den Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften sowie zur Bewertung von Schülerinnen und Schülern teilgenommen; die meisten Lehrenden haben dabei mehrere Kurse belegt. Im Rahmen einer systematischen Unterrichtsbeobachtung wurde ermittelt, dass die Lehrenden 70 Prozent der neu erworbenen Kompetenzen und Methoden im Unterricht anwenden können.
  • 21 Lerngemeinschaften, an denen sich mehr als 100 Schulen beteiligen, profitieren von einem intensiven Austausch und gut funktionierenden Ausschüssen.
  • Mit der durch das Projekt geförderten Bildungsstrategie für den Zeitraum 2017 bis 2021 werden nationale Ziele und Konzepte für den Bildungssektor umgesetzt und die Diskussionen sowie das Engagement aller Beteiligten gebündelt. Das Projekt trägt mit mehr als 40 Unterprojekten zu 7 von 48 Einzelmaßnahmen bei.
  • Im Rahmen der Aufklärungskampagne wurden 130.000 Unterschriften gesammelt, um das Bewusstsein der politischen Entscheider*innen dafür zu schärfen, dass der Bildung größere Bedeutung beizumessen ist. Die Kampagne hat bewirkt, dass die Regierung das für 2019 vorgesehene Gesamtbudget für den Bildungssektor um 12 Prozent erhöht hat.
  • Von den Fördermaßnahmen des Projekts zur Wiedereingliederung von Rückkehrenden und ethnischen Minderheiten in das Bildungssystem haben mehr als 70.000 Kinder profitiert.
  • Im Wege einer Ausschreibung wurden zehn „Champion-Schulen“ aus sieben Gemeinden ausgewählt.

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