Nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen (GESOREN)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Ecuador
Politischer Träger: Ministerio del Ambiente
Gesamtlaufzeit: 2004 bis 2013

Schutzgebietsmanagement Biosphärenreservat Sumaco, Provinz Napo, Ecuador. © GIZ

Ausgangssituation

Ecuador ist weltweit das Land mit der größten biologischen Vielfalt im Verhältnis zu seiner Oberfläche. Rund 18 Prozent der Landesfläche stehen unter Naturschutz. Demgegenüber steht eine Waldzerstörungsrate von ungefähr 200.000 Hektar pro Jahr, das entspricht 1,8 Prozent der Landesfläche. Ursachen sind die hohe Abhängigkeit von Rohstoffen, ein schwacher staatlicher Ordnungsrahmen sowie die wirtschaftliche Situation der armen Bevölkerung. Um kurzfristig ihre Lebensgrundlage zu sichern, bewirtschaften die Kleinbauern ihre Felder hauptsächlich konventionell mit Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln. Es fehlen genügend alternative, wirtschaftlich rentable und ökologisch angepasste Produktions-, Verarbeitungs- und Vermarktungssysteme, die nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität, sondern auch zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung beitragen.

Zivilgesellschaft sowie Provinz- und Gemeindeverwaltungen sind zudem in vielen Fällen nicht ausreichend an Entscheidungs- und Beteiligungsmechanismen zum Schutz und nachhaltigen Management natürlicher Ressourcen beteiligt. Trotz zahlreicher Schutzgebiete sind natürliche Ressourcen nicht nachhaltig gesichert, was zunehmenden Verlust der Biodiversität bedeutet.

Ziel

Die vom Vorhaben unterstützte arme ländliche Bevölkerung wendet Strategien und Methoden zum nachhaltigen Naturressourcenmanagement an und erhöht ihr Einkommen.

Vorgehensweise

Das Vorhaben „Nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen“ (Gestión Sostenible de Recursos Naturales – GESOREN) ist in das Programm „Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen“ der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eingebettet und besteht aus vier Komponenten:

Institutionen- und Strategieentwicklung zum Schutz der Naturressourcen
Verschiedene Partner werden bei der Entwicklung von Instrumenten für Planung, Evaluierung und Monitoring von Schutzgebieten unterstützt. Das Vorhaben trägt Fachkenntnis und Erfahrungen mit Dialog- und Abstimmungsprozessen bei Umweltthemen bei. Außerdem werden rechtliche und technische Vorschläge zur Bestimmung und Bildung von Schutzgebieten ausgearbeitet.

Inwertsetzung von Naturressourcen und Umweltdienstleistungen
Das Vorhaben berät Kleinbauern und Produzentenverbände bei der Förderung von Wertschöpfungsketten, vor allem für die Produkte Kakao, Kaffee, Holz und Früchte. Themen sind ökologisch nachhaltige Anbaumethoden, Steigerung von Produktion und Qualität, Organisationsentwicklung, Vermarktung sowie die Einhaltung von Qualitätsstandards, um eine Fairtrade- und/oder Biozertifizierung zu erhalten. Ferner berät das Vorhaben zur Zusammenarbeit von Privatwirtschaft und öffentlichen Institutionen (PPP – Public Private Partnership) sowie zur Ernährungssicherung.

Lokale Regierungsführung im Bereich Naturschutz und Ökokorridore
Zivilgesellschaft, Provinz- und Gemeindeverwaltungen werden bei der Übernahme von Funktionen und Verantwortung zum Schutz und Management der Naturressourcen gestärkt. Das Vorhaben unterstützt außerdem den Aufbau von Beteiligungsmodellen, wie Dialogplattformen, und fördert die Vernetzung relevanter Akteure. Die Programmkomponente wird von der Consultingfirma COMO durchgeführt.

Nationaler Rahmen für Emissionsreduktion aus Entwaldung und Walddegradierung sowie Anpassungsstrategien
Das Vorhaben berät einerseits staatliche Institutionen und nichtstaatliche Akteure bei der Entwicklung eines kohärenten, institutionellen und gesetzlichen Rahmens zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation – REDD).

Andererseits unterstützt es die Umsetzung von Finanzierungsmodellen und Maßnahmen für nachhaltige Nutzung und Schutz von Naturressourcen in Schutzgebieten und ihren Pufferzonen, beispielsweise bei der Einführung von Kompensationszahlungen an Landbesitzer für Umweltdienstleistungen – etwa Erhalt der Wasserspeicherkapazität durch ihre unter Schutz gestellten Flächen.

Das Vorhaben arbeitet auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen. Es unterstützt unter anderem das Umweltministerium Ecuadors bei der Umsetzung sowohl des Nationalen Systems für Schutzgebiete (Sistema Nacional De Areas Protegidas – SNAP) als auch bei nachhaltiger Wald- und Agrarpolitik. Umweltorganisationen und Gebietskörperschaften werden in ihrer Organisationsentwicklung gestärkt und weitergebildet, damit sie ihre Serviceleistungen verbessern. Großen Stellenwert hat weiterhin die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft (PPP). Durch die direkte Zusammenarbeit zwischen Produzentengruppen und Unternehmen werden Technologien, Produktivität, Vermarktung und Einkommen verbessert.

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

In der Provinz Morona Santiago konnten in Abstimmung mit dem Umweltministerium zwei Gemeindeschutzgebiete mit insgesamt fast 50.000 Hektar eingerichtet werden. Dies stellt eine Innovation dar, da bisher alle öffentlichen Schutzgebiete in der Verantwortung der Zentralregierung lagen.

Bis 2007 konnten durch Naturschutzabkommen mit drei Gemeinden der indigenen Chachi 7.200 Hektar Naturwald in der Provinz Esmeraldas unter strikten Schutz gestellt werden. Die Gemeinden erhielten Ausgleichszahlungen vom Vorhaben und einer Umweltschutzorganisation für die Nichtnutzung der geschützten Fläche. Aufgrund des Erfolges wurde diese Art von Ressourcenschutz vom ecuadorianischen Umweltministerium 2008 als Vorlage für die Entwicklung des nationalen Programms Socio Bosque (Partner Wald) genutzt. Mit neun weiteren Chachi-Gemeinden wurden Abkommen geschlossen und die geschützte Fläche dadurch mehr als verdreifacht (von 7.200 auf 23.800 Hektar). Socio Bosque leistet jährliche Zahlungen für Umweltdienstleistungen an die zwölf Gemeinden; mehr als 1.100 Familien profitieren davon.

Verschiedene Governance- und Finanzierungsmechanismen, die Nutzung und Schutz natürlicher Ressourcen gewährleisten, wurden mit unterschiedlichen Partnern entwickelt und umgesetzt. Hierzu zählen beispielsweise die Gründung des Kakaoverbands in Sumaco sowie die Einrichtung des Treuhandfonds für die Finanzierung des Erhalts von Wassereinzugsgebieten und Biodiversität in den Páramos, für die Grundwasserspeicherung besonders wichtige Vegetationsform in den Höhenlagen der Anden, von Tungurahua.

Insgesamt stehen 7.000 Hektar unter Biozertifizierung und werden im Rahmen der Wertschöpfungsketten nachhaltig genutzt. 700 Kleinproduzenten erhielten die Fairtrade-Zertifizierung, weitere 2.000 befinden sich im Zertifizierungsprozess. Fallstudien zeigen, dass die Mitglieder der kleinbäuerlichen Organisationen ihre Einkommen aufgrund von Produktions- und Qualitätsverbesserungen, Zertifizierung und Marktzugang im Rahmen der Förderung der Wertschöpfungsketten steigern konnten.

Das PPP-Instrumentarium der GTZ (jetzt GIZ) wurde beim nationalen Partner CORPEI (Corporación de Promoción de Exoportaciones e Inversiones) eingeführt. CORPEI hat Anfang 2007 begonnen, selbstständig PPP-Maßnahmen durchzuführen. Bis November 2010 hat CORPEI zusammen mit GESOREN 15 PPP-Maßnahmen umgesetzt, ein bemerkenswerter Institutionalisierungserfolg.

Ecuador. Qualitätskontrolle von Kakaobohnen. © GIZ

Durch die Zusammenarbeit von Privatfirmen und Organisationen von Kleinproduzenten gelingt es, die ökologisch und nachhaltig angebauten Produkte erfolgreich zu vermarkten und auf sogenannten Nischenmärkten für Fairtrade- und Bioprodukte abzusetzen. Aufgrund der direkten Vermarktung und der höheren Preise, die diese Produkte erzielen, verbessern die Kleinproduzenten ihre Einkommen. Sie sind dadurch nicht mehr auf die illegale Nutzung unter Schutz stehender natürlicher Ressourcen angewiesen.

Insgesamt wurden bis 2009 42 PPP-Maßnahmen durchgeführt. Der Privatsektor beteiligte sich mit mehr als der Hälfte, der Anteil der GTZ (seit Januar 2011 GIZ) lag bei nur 31 Prozent, der Dritter bei 16 Prozent.

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