Ausgangssituation
Mit einer Länge von 6695 Kilometern ist der Nil der längste Fluss der Erde. Sein Einzugsgebiet umfasst rund ein Zehntel der Fläche Afrikas und beherbergt fast ein Viertel der afrikanischen Bevölkerung, für die der Fluss das mit Abstand wichtigste Süßwasserreservoir der Region ist.
Die Nachfrage nach Wasser in der gesamten Region steigt aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und des Bevölkerungswachstums stetig, die Wasserressourcen werden jedoch bereits heute intensiv genutzt. Der klimatische Wandel und Veränderungen der Landnutzung beinträchtigen darüber hinaus die Verfügbarkeit der Ressource. Das Nilbecken gilt daher als eines der besonders konfliktanfälligen Flussgebiete, bis heute herrscht unter den Anrainerstaaten keine Einigkeit über die Wasserverteilung.
Die Anrainerstaaten des Nils – heute sind dies Ägypten, Äthiopien, Burundi, DR Kongo, Kenia, Ruanda, Südsudan, Sudan, Tansania, Uganda – gründeten 1999 die Nile Basin Initiative (NBI), um den Dialog untereinander zu fördern und gemeinsame Projekte in der Wasserbewirtschaftung voranzutreiben.
Deutschland ist, in enger Koordination mit anderen Gebern, langjähriger Partner der NBI und ihrer Mitgliedsstaaten. Seit 2002 unterstützt die GIZ die Initiative im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Gegenwärtig wird die Umsetzung des Strategischen Plans der NBI für 2012-2016 unterstützt.
Ziel
Die Nile Basin Initiative (NBI) trägt maßgeblich zur Konsensbildung und Kooperation der Anrainerstaaten bei der Bewirtschaftung und Entwicklung der Wasserressourcen des Nilbeckens bei.
Vorgehensweise
Die GIZ unterstützt die NBI durch Fach- und Prozessberatung in vier eng verknüpften Handlungsfeldern. Das gemeinsame Vorhaben von GIZ und NBI
- fördert den Dialog nationaler Schlüsselakteure: Personen und Institutionen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Massenmedien, die für die Kooperation am Nil von Bedeutung sind, werden in unterschiedlichen Foren und Formaten zusammengebracht.
- hilft den Anrainerstaaten dabei, fundierte Entscheidungen zur gemeinsamen Wasserbewirtschaftung zu treffen: Die wasserwirtschaftlichen Entscheidungsunterstützungssysteme der NBI werden genutzt, um Szenarien für wichtige Bewirtschaftungsfragen zu entwickeln und mit den Anrainern Handlungsempfehlungen zu formulieren. Die Umsetzung der Strategie zum Schutz regional bedeutender Feuchtgebiete und ihrer Biodiversität wird ebenfalls unterstützt.
- schafft günstige Rahmenbedingungen für nachhaltige Investitionen im Nilbecken: Detaillierte Richtlinien und Anleitungen zur Umsetzung der NBI-Umwelt- und Sozialpolitik helfen den Mitgliedsstaaten dabei, negative Umwelt- und Sozialwirkungen von Investitionsmaßnahmen im Rahmen der NBI-Investitionsprogrammen zu vermeiden und kritische Ökosysteme besser zu schützen.
- stärkt die fachlichen Kompetenzen für erfolgreiche Wasserkooperation in den Mitgliedsstaaten: Schlüsselpersonen, wie politische Entscheidungsträger oder Mitarbeiter nationaler Behörden, werden durch Weiterbildungsangebote gezielt gefördert und mit den entscheidenden Fragen der Nilkooperation besser vertraut gemacht.
Daneben berät die GIZ das NBI-Sekretariat zu Fragen der strategischen Planung sowie der institutionellen und finanziellen Nachhaltigkeit der Organisation.
Wirkung – Was bisher erreicht wurde
Mit Unterstützung der deutschen internationalen Zusammenarbeit und anderer Geber wurde aus einer politischen Initiative eine etablierte, geschätzte Plattform für den Dialog der Anrainer geschaffen.
Mit dem Sekretariat ist eine leistungsfähige Organisation entstanden, die die Dienstleistungen einer Flussgebietsorganisation erbringen kann: Sie unterstützt den Austausch wasserwirtschaftlicher Informationen, kann hydrologische und sozioökonomische Szenarien für die Planung bereitstellen und hat mit den Anrainerstaaten für viele Themenfelder des grenzüberschreitenden Wassermanagements gemeinsame Prinzipien und Strategien vereinbaren können. Diese Leistungsfähigkeit und die Kompetenzen werden nun verstärkt für die gemeinsame Entscheidungsfindung auf regionaler Ebene genutzt und bei der nationalen Planung der Mitgliedsstaaten angewendet.
Die Nile Basin Initiative hat seit ihrer Gründung zur Vertrauensbildung zwischen den Anrainerstaaten und zur Konfliktprävention wesentlich beigetragen. Heute arbeiten zahlreiche Wasserexperten aller beteiligten Länder gemeinsam an regionalen Lösungen zum Nutzen aller Mitgliedsstaaten. Für die Teileinzugsgebiete koordiniert die NBI Investitionen in eine regional abgestimmte Infrastruktur und Maßnahmen zum Schutz des Einzugsgebiets in einem Gesamtumfang von rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Dabei werden beispielsweise die regionalen Stromnetze verknüpft, um den Nutzen der Wasserkraftentwicklung in einem Teil des Beckens mit anderen Anrainern teilen zu können und so den Konflikt um die Aufteilung der Wassermengen zu entschärfen.