Ausgangssituation:
Mit rund 112 Millionen Einwohner*innen und mit einer Wirtschaftswachstumsrate von 9 % im Jahr 2019 ist Äthiopien das zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas sowie die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in der Region. Äthiopien strebt an, bis 2025 den Status eines Landes mit mittlerem Einkommen zu erreichen. Das Land befindet sich in einem politischen Umbruch, der weitreichende politische und wirtschaftliche Reformen umfasst, so auch im Bereich der Berufs- und Fachhochschulbildung. Trotz dieser positiven Entwicklungen sind junge Äthiopier*innen und Absolvent*innen von Berufs- und Fachhochschulen mit hoher Arbeitslosigkeit konfrontiert, was die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit weiter verschärft und das Konfliktpotenzial erhöht. Infolgedessen bleibt die Beschäftigungsfähigkeit von jungen Absolvent*innen sowie von Arbeitssuchenden und Selbstständigen im informellen Sektor zu gering (Kernproblem).
Ziel:
Die Beschäftigungsfähigkeit von Berufschul- und Fachhochschulabsolvent* innen und -studierenden, Arbeitssuchenden und Selbstständigen im informellen Sektor, insbesondere von Frauen, ist erhöht.
Vorgehensweise:
Eine stärkere Ausrichtung von Ausbildungs-, Studien- und weiteren Qualifizierungsangeboten an den Bedarfen der Wirtschaft ist eine wichtige Voraussetzung für bessere Beschäftigungsverhältnisse und eine verbesserte Einkommensentwicklung – und damit für eine friedliche und inklusive Entwicklung Äthiopiens. Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt zielt darauf ab, beschäftigungsorientierte Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote in sechs Wirtschaftssektoren (Automobilsektor, Bauwesen, Elektrotechnik, Hotel- und Tourismusgewerbe, Gesundheitswesen und Agrarverarbeitung) zu erweitern, u.a. durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Bildungs- und Privatsektor, um das Berufsbildungs- und Fachhochschulsystem stärker auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abzustimmen und so die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt langfristig zu schließen.
Das gemeinsame Projekt richtet sich an Auszubildende, Studierende und Absolvent*innen von Berufs- und Fachhochschulen, Arbeitssuchende sowie Selbstständige im informellen Sektor. Darüber hinaus stehen Lehr- und Führungskräfte von Berufsbildungseinrichtungen und Fachhochschulen, innerbetriebliche Ausbilder*innen sowie Fach- und Führungskräfte in den Partnerministerien und nachgeordneten Behörden im Fokus der Interventionen. Gender Mainstreaming und Konfliktsensibilität bilden den Handlungsrahmen für alle Projektmaßnahmen und sind fester Bestandteil des Dialogs mit den Partnern.
Um dieses Ziel zu erreichen, agiert das Projekt in fünf thematischen Feldern:
1. Steuerungsmechanismen im Berufsbildungs- und Fachhochschulsystem
Das Projekt verbessert die Steuerungsmechanismen für berufliche Bildung und Fachhochschulen in Äthiopien. Ziel ist es, eine enge Koordination und Kooperation zwischen öffentlichen Akteuren, Bildungsträgern, privatwirtschaftlichen Akteuren (Unternehmen und Verbände) sowie Gesundheitseinrichtungen zur Schaffung eines arbeitsmarktorientierten Bildungssystems auf systemischer Ebene zu stärken.
2. Qualifizierung von Berufsbildungs- und Fachhochschulpersonal
Das Projekt stärkt die Kapazitäten des Personals von Fachhochschulen und Berufsbildungseinrichtungen im öffentlichen und privaten Sektor sowie im Gesundheitswesen, um eine bedarfsorientierte Fachhochschulbildung und Berufsbildung umzusetzen. Dazu zählen Management- und Führungskompetenzen von Führungspersonal sowie die technische, pädagogische und didaktische Weiterbildung von Berufsschullehrenden, innerbetrieblicher Ausbilder*innen, Lehrpersonal in Krankenhäusern sowie Dozierenden an Fachhochschulen.
3. Arbeitsmarktorientierte Qualifizierungsmaßnahmen
Das Projekt erweitert das Angebot an arbeitsmarktorientierten Qualifizierungsmaßnahmen für Schüler*innen, Studierende und Absolvent*innen von Berufs- und Fachhochschulen, Arbeitssuchende sowie informell Selbstständige in sechs Wirtschaftsbereichen (Automobilsektor, Bauwesen, Elektrotechnik, Hotel- und Tourismusgewerbe, Gesundheitswesen und Agrarverarbeitung) und erhöht damit die Beschäftigungschancen der Zielgruppen.
4. Einbeziehung des Privatsektors in die Berufs- und Fachhochschulbildung
Das Projekt fördert die Einbeziehung des Privatsektors in die Berufs- und Fachhochschulbildung sowie Beschäftigungsförderung. Hierzu stärkt das Projekt die Entwicklung und Umsetzung von kooperativen Ausbildungsprogrammen in Unternehmen, Industrieparks sowie Ausbildungskrankenhäusern, um so zu einer erhöhten Relevanz, Praxisorientierung und damit Qualität der jeweiligen Ausbildungsangebote beizutragen.
5. Digitalisierung in der Berufsbildung
Durch die Entwicklung digitaler Lehr- und Lernangebote an verschiedenen Lernorten sowie digitalisierte Kernprozesse der Berufsbildung unterstützt das Projekt die Partner bei der digitalen Transformation des Berufsbildungssystems. Dadurch wird das System nicht nur den neuen technologischen Anforderungen der Wirtschaft gerecht, es wird auch seine Widerstandsfähigkeit gegen Krisen gestärkt und damit sein Wachstums- und Beschäftigungspotenzial durch die Entwicklung digital kompetenter Arbeitskräfte gefördert.