Herausforderung
Die tunesische Wirtschaft sieht sich nach wie vor mit großen Herausforderungen konfrontiert. Das Wirtschaftswachstum ist zu schwach, um die hohe Arbeitslosigkeit von über 15% nachhaltig zu reduzieren. Trotz dieser Schwierigkeiten herrschen unter den TunesierInnen weiterhin eine Aufbruchstimmung und der Wille, dem Land zurück zum Wachstum zu verhelfen. Insbesondere werden moderne Managementkenntnisse, der Innovationstransfer und die Digitalisierung von Unternehmen als zukunftsweisend gesehen.
Das Projekt „Innovation, Beschäftigung und regionale Entwicklung" knüpft an diesen Opportunitäten an.
Vorgehensweise
Das Projektteam arbeitet mit Unternehmen, Branchenverbänden und staatlichen Institutionen zusammen, um Wertschöpfungsketten für Datteln, Olivenöl, Marmor, Gips und Biotechnologie auszubauen. Anbieter von Unternehmensdienstleistungen im Bereich Personalmanagement, Marketing und digitaler Transformation berät das Projekt, bedarfsorientierte, preislich abgestufte Angebote zu entwickeln und anzubieten. Im Rahmen des „SME Loop" werden Unternehmen über personalisierte Coachingmaßnahmen dabei unterstützt, ihr Wachstumspotential zu erreichen.
Um die Wirtschaftsentwicklung der Region Sfax zu fördern, unterstützt das Projekt unter Einbindung der Erfahrungen Baden-Württembergs den Aufbau der Wirtschaftsförderagentur „Sfax International". Die Agentur vereint Unternehmen, Verbände, Hochschulen und staatliche Einrichtungen mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad der Region zu steigern und Investitionen insbesondere in innovativen Sektoren anzulocken.
Das Projekt widmet sich in einem weiteren Schwerpunkt der Industrie 4.0 und der Digitalisierung. In diesem Rahmen werden Unternehmen für die Vorteile digitaler Produktionsmethoden sensibilisiert und bei der Implementierung beraten. In einem Pilotprojekt wurde zudem die Onlineplattform „Tunicod" eingeführt, welche die IT Kompetenzen von Studierenden und Arbeitssuchenden aufbaut und damit den Fachkräftemangel in diesem Sektor bekämpft.
Für verbesserte Berufschancen junger AkademikerInnen werden an Hochschulen zudem berufliche Orientierungsangebote und wirtschaftsrelevante Weiterbildungen angeboten. Zudem wird der Technologietransfer zwischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen durch Kooperationsvereinbarungen gefördert.
Mit Unterstützung der Europäischen Union werden auch die im Ausland lebenden rund 1.7 Millionen TunesierInnen dafür gewonnen, sich stärker in der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Herkunftslandes zu engagieren – durch die Unterstützung von Unternehmensgründungen und Know-how-Transfer.
Wirkungen
Bislang haben 430 Unternehmen, von dem vom Vorhaben entwickelten Beratungs- und Unterstützungsdienstleistungen profitiert. Dies umfasst Unternehmen in den Nord-Ost-Regionen, im Zentrum und Süden des Landes, einschl. in den Sektoren Datteln, Olivenöl, Marmor, Gips, Biotechnologie und der Industrie. Über die Hälfte der Unternehmen haben hierdurch u.a. neue Produkte einführen, ihre Rentabilität erhöhen und die Einkommen ihrer MitarbeiterInnen verbessern können. Durch die Stärkung der unternehmerischen Leistungsfähigkeit konnten bisher über 2.500 neue Stellen geschaffen werden.
Die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Sfax International" wurde gegründet und konnte hochrangige Vertreter der lokalen Wirtschafts- und Wissenschaftsverbände für die zukünftige Zusammenarbeit gewinnen.
Im Bereich der Digitalisierung wurde ein Aktionsplan mit dem Industrieministerium zur Förderung von Industrie 4.0 erarbeitet und im Rahmen von IKT-Veranstaltungen bereits 200 Unternehmen für die Thematik sensibilisiert. Durch die Plattform „Tunicod" werden 300 Studierende in IT-Themen ausgebildet.
Um Studierende über die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten und hierfür zu qualifizieren, wurden rund 40 BeraterInnen ausgewählter Berufs- und Karriereberatungszentren an Hochschulen ausgebildet. Hierdurch konnten bisher mehr als 4.000 Studierende über Informations- und Qualifizierungsmaßnahmen, u.a. zu Soft Skills erreicht werden.
Das Projekt hat zudem den Abschluss von 16 Kooperationsvereinbarungen zwischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen unterstützt, welche den Technologietransfer sicherstellen und Projekte u.a. zu Verbesserung von Produkten umfassen.
Insgesamt 5.000 UnternehmerInnen und Arbeitssuchende habe im Rahmen von individuellem und unternehmensbezogenem Coaching, technische und IT-Fortbildungen oder das Training von Soft-Skills eine Startchance erhalten.
Für die Förderung von Projektideen der tunesischen Diaspora wurde im Rahmen eines partizipativen Auswahlprozesses ein tunesischer Diaspora-Inkubator identifiziert und erste Sensibilisierungskampagnen in Tunesien und Europa durchgeführt. Bereits mehr als 400 TunesierInnen in Europa wurden über Möglichkeiten eines Engagements in Tunesien sensibilisiert.