Afrikas Weg zu faireren Landrechten
Gesicherte Landrechte fördern Entwicklung und Stabilität. Ein Exzellenznetzwerk setzt dafür auf bessere Ausbildung, praxisnahe Forschung und enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik. Gemeinsam mit der Afrikanischen Union engagiert sich die GIZ für nachhaltige Fortschritte bei Landfragen.
Afrikas Landschaften sind beeindruckend – von ausgedehnten Wüsten und offenen Savannen über dichte Regenwälder und fruchtbare Flusstäler bis hin zu hohen Gebirgen und vielfältigen Küsten. Doch wer über Grund und Boden verfügt, wer ihn nutzen darf und wer die Regeln bestimmt, ist nicht immer verbindlich geregelt. Unsichere Landrechte bremsen Investitionen, behindern eine nachhaltige Landwirtschaft und schüren Konflikte. Schwach ausgestattete Verwaltungen stehen dem oft hilflos gegenüber.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bündelt das Exzellenznetzwerk für Land Governance in Afrika (Network of Excellence on Land Governance in Africa, NELGA) die Kräfte von Wissenschaft, Politik und Praxis. Es ist ein Mosaikstein auf dem Weg der Afrikanischen Union zu ihrer Agenda 2063 mit dem Titel „Das Afrika, das wir wollen“.
Das Exzellenznetzwerk für Land Governance in Afrika (Network of Excellence on Land Governance in Africa, NELGA) umfasst mehr als 70 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Afrika. Es verknüpft Wissenschaft, Politik und Praxis rund um die Themen Landrechte, -politik und –verwaltung und wurde von der Afrikanischen Union initiiert. Die GIZ unterstützt NELGA im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gemeinsam mit verschiedenen Partnern.
Wissensnetzwerk für eine gerechte Zukunft
Benutzen Sie die Links, um mehr über das Exzellenznetzwerk für Land Governance in Afrika zu erfahren.
Chaimaa Erreddaf
Marokkanische Stadtplanerin
„Landthemen sind der Schlüssel zu Frieden und Entwicklung“
Ibrahima Diallo, Professor für Landrecht und NELGA-Koordinator in Westafrika, im Interview über den Aufbau einer umfassenden akademischen Ausbildung zu Landfragen
Politik auf der Basis von Fakten gestalten
Dr. Janet Edeme von der Kommission der Afrikanischen Union in Addis Abeba über die Rolle von NELGA für den afrikanischen Kontinent.
Wissen verankern, Reformen ermöglichen
NELGA verfolgt vier zentrale Ziele:
- Ausbildung stärken – durch neue und verbesserte Studienprogramme zur Landgovernance;
- Vernetzung fördern – afrikanische Wissenschaftler*innen in regionalen und kontinentalen Strukturen zusammenbringen;
- politikorientierte Forschung – Antworten auf konkrete Herausforderungen der Landpolitik liefern;
- Daten bereitstellen – um Reformen messbar und überprüfbar zu machen.
Ergebnisse sind bereits sichtbar: In 23 Ländern wurden 29 Studiengänge überarbeitet, von Landverwaltung bis Regionalplanung. NELGA-Expertinnen und -Experten haben maßgeblichen Einfluss auf politische Entscheidungen in ganz Afrika, insbesondere auf die Landpolitik in Sambia, Ghana, Namibia, Senegal, Südsudan und Tschad. Zwei Fachleute aus dem NELGA-Netzwerk unterstützen beispielsweise in Ghana die Überarbeitung der Bodenpolitik aus dem Jahr 1999. Zudem entstanden in fünf Staaten mit NELGA-Expertise nationale Investitionspläne, die die Bedeutung von Landrechten für die Landwirtschaft berücksichtigen.
Stipendien über den DAAD
Mehr als 160 Stipendien – darunter 70 für Promotionen – wurden über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vergeben. Eine der Stipendiat*innen ist Frieda Nangolo, die ein Stipendium für einen Master in Geowissenschaften und Raumplanung an der Namibia University of Science and Technology erhielt.
Aufgewachsen im Dorf Onkani im Norden Namibias, zog sie nach dem Schulabschluss in die Hauptstadt Windhuk, um dort ihren Bachelor an der Namibischen Universität für Wissenschaft und Technologie zu absolvieren. Nach einem Praktikum bei der Stadtverwaltung entschied sich die Namibierin, ihr Wissen zu vertiefen. Das Stipendium finanzierte Studium, Lebenshaltung und Lernmaterial.
„Meine Studienzeit mit NELGA-DAAD war eine bereichernde Erfahrung. Sie stellte mich vor Herausforderungen und brachte Seiten an mir zum Vorschein, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren“, erinnert sich Frieda Nangolo. NELGA trägt so dazu bei, die Sichtbarkeit von Frauen und jungen Menschen in landbezogenen Themen zu stärken – und eröffnet vielen afrikanischen Fachkräften neue Karrierechancen.
Lernen für die Praxis
Neben akademischer Ausbildung setzt das Exzellenznetzwerk auch auf berufliche Weiterbildung. Über 300 Fachleute – fast die Hälfte davon Frauen – haben bereits ein Seminar zur Politischen Ökonomie der Land Governance in Afrika absolviert. Ein Onlinekurs zur Lösung von Landkonflikten macht Wissen auch jenseits von Hörsälen verfügbar. Mehr als 3.500 Fachleute konnten sich bisher zu Landrechten weiterbilden.
Wichtig für Investitionen und Wirtschaftsentwicklung
Faire und gesicherte Landrechte in Afrika sind nicht nur für die betroffenen Länder entscheidend, sondern auch für Deutschland und Europa von strategischer Bedeutung. Sie schaffen die Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung, Ernährungssicherheit und die Eindämmung von Konflikten – Faktoren, die die regionale Stabilität fördern. „Landfragen sind der Schlüssel zu Frieden und Entwicklung“, betont Ibrahima Diallo, Professor für Landrecht in Senegal, der in Westafrika der Koordinator des Exzellenznetzwerks ist.
Viele afrikanische Staaten sind zudem wichtige Partner bei Agrarprodukten und Rohstoffen, die für europäische Märkte und Lieferketten wichtig sind. Eine verlässliche Landpolitik unterstützt nachhaltige Investitionen, gibt Planungssicherheit für Bäuerinnen und Bauern sowie Gemeinden, stärkt wirtschaftliche Zusammenarbeit und Kooperation in globalen Fragen wie Klimaresilienz und Biodiversität.
haben mittels NELGA-Expertise nationale Investitionspläne für die Landwirtschaft entwickelt, die Landrechte berücksichtigen.
Institut Agronomique Vétérinaire Hassan II (Marokko, zuständig für Nordafrika)
University Gaston Berger (Senegal, zuständig für das französischsprachige Westafrika)
Kwame Nkrumah University of Sciences and Technology (Ghana, zuständig für das englischsprachige Westafrika)
University of Yaoundé I (Kamerun, zuständig für Zentralafrika)
Ardhi University (Tansania, zuständig für Ostafrika)
Namibia University of Science and Technology (Namibia, zuständig für das südliche Afrika)
Institute for Poverty, Land and Agrarian studies (Südafrika, zuständig für technische Schwerpunkte)