Starke Partnerschaften für Kommunen – in der Ukraine und in Deutschland
Seit 2019 ist das ukrainische Trostyanets die Partnerstadt von Hofstetten. Bürgermeister Martin Aßmuth berichtet, wie die Zusammenarbeit beide Gemeinden prägt.
Was hat Sie zu der Kommunalpartnerschaft mit Trostyanets bewogen?
Trostyanets lag für uns schnell auf der Hand. Ländlich geprägt, ein Zusammenschluss verschiedener Dörfer, vor Ort wird Landwirtschaft betrieben. Wichtig war für beide Städte, dass wir kulturell und von den Themen zueinander passen und voneinander lernen können. Wir haben das Thema Breitbandversorgung und Mobilfunk definiert, denn da sind wir noch nicht so weit wie unsere ukrainischen Partner. Daneben lag der Fokus auf dem Bereich Wasser und Abwasser, denn da können wir Input in Richtung Ukraine geben. Als letzten Punkt stand der sanfte Tourismus auf der Agenda – Ferien auf dem Bauernhof, Wanderer, Radfahrer.
Wie hat sich die Partnerschaft mit Beginn des Krieges verändert?
Mit Beginn des Kriegs war von heute auf morgen alles anders. Wir haben sofort von gegenseitiger Beratung und gemeinsamer Projektplanung in den Hilfsmodus umgeschaltet. Zwei Wochen nach Kriegsbeginn ging bei uns der erste LKW mit Hilfsgütern in die Ukraine. Neben den Spenden der Menschen aus Hofstetten haben wir Sachspenden erhalten, zum Beispiel über das von der GIZ koordinierte BMZ-Programm „Bevölkerungsschutz/Wiederaufbau“. Zusätzlich haben wir Rettungswagen, Medikamente, medizinische Geräte, Transformatoren, eine Feuerwehrdrehleiter und vieles mehr in die Ukraine gefahren. Bis heute haben wir 650 Tonnen Sachgüter im Wert von 1,6 Millionen Euro in das Kriegsgebiet gebracht, weit über die Partnergemeinde hinaus.
Was ist für Sie das Besondere an dieser Kommunalpartnerschaft?
Die sehr engen Bindungen, ja Freundschaften, die zwischen unseren freiwilligen Helfer*innen aus Hofstetten und den Menschen in Trostyanets entstanden sind. Für mich persönlich ist es die Freundschaft zu meinem Amtskollegen. Das ist eine Freundschaft, die ohne die Kommunalpartnerschaft nie entstanden wäre. Das gleiche gilt aber auch für zahlreiche Freiwillige hier im Ort, die enge Kontakte zu den Menschen halten.
Zahlt sich die Kommunalpartnerschaft trotz Krieg auch für Ihre Stadt aus?
Auf jeden Fall! Der große Benefit ist, dass vielen Bürger*innen bei uns im Ort klargeworden ist, wie wertvoll und wichtig Freundschaften und Solidarität sind. Sie wissen, dass ihre Spenden eins zu eins bei denen ankommen, die sie benötigen und wertschätzen. Die Leute hier ziehen bei Aktionen für die Ukraine mit. Wenn wir die Bilder erhalten, wie Kinder in Trostyanets zu Weihnachten unsere Geschenke auspacken, wie die Drehleiter bei Löscharbeiten im Einsatz ist, wie ein Zahnarzt in unserem umgebauten mobilen Zahnarzt-Praxis-Bus Soldaten an der Front behandelt, dann macht das etwas mit uns.
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Die Partnerschaft zwischen Trostyanets und Hofstetten ist eine von 230 Kommunalpartnerschaften, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.