31.05.2020
Kurzmeldungen im Mai 2020: Schnelle und lokale Lösungen gegen die Coronavirus-Pandemie
Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, entwickelt die GIZ neue Ideen und richtet laufende Projekte neu aus. Die Ansätze sind dabei vielfältig.
Im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH den weltweiten Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Hier finden Sie einen Überblick über aktuelle Maßnahmen aus den Einsatzländern. Diese Übersicht wird regelmäßig aktualisiert.
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Handwäsche per Fußdruck
Die Menschen in informellen, dicht besiedelten Siedlungen sind besonders gefährdet, an COVID-19 zu erkranken. In Windhuk, der Hauptstadt Namibias, hat die GIZ deshalb im Rahmen des BMZ-Corona-Sofortprogramms mehr als 10.000 „Tippy Taps“ errichtet: einfache Holzgestelle mit einem Wasserbehälter zum Händewaschen, der mit dem Fuß bedient wird. Menschen aus mehr als 20.000 Haushalten können so die empfohlenen Hygienemaßnahmen anwenden und sich besser vor einer Infektion schützen. Die Installation der Hygiene-Stationen wurde durch eine Aufklärungskampagne zu COVID-19 und Social Distancing begleitet. Die namibische Regierung will die „Tippy Taps“ künftig auch an Straßensperren der Polizei und der Armee einsetzen. Die Stadt Windhuk plant, auch Obdachlosenunterkünfte mit den Wasch-Einrichtungen auszustatten. Das Modell wurde von anderen Organisationen und Geldgebern in diversen Städten aufgegriffen.
(Eine digitale Karte informiert, wo die Hygiene-Stationen bereits vorhanden sind.)
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App als Ratgeber beim Ackerbau
Aufgrund der landesweiten Ausgangssperre greift das Grüne Innovationszentrum im Westen Kenias zum Smartphone: Die „KALRO GAPs App“ ist seit Ende März in ihrer Test-Version verfügbar und liefert weitreichende Empfehlungen zu 14 Anbaukulturen des täglichen Bedarfs, darunter Mais, Süßkartoffel oder Banane. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) arbeitet die GIZ an der Weiterentwicklung der App. Landwirte im ganzen Land erhalten Informationen etwa zur Auswahl und Vorbereitung der Anbaufläche, zu Bewässerung, dem Einsatz von Düngemitteln oder Nacherntepraktiken. Ein besonderer Fokus liegt auf dem schonenden Umgang mit der Natur und klimafreundlichen Praktiken. Zukünftig soll die App auch zu Pflanzenschutz, Verarbeitung und Marketing beraten.
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Diaspora gegen Corona: GIZ fördert Projektideen
Gerade jetzt während der Corona-Pandemie möchten in Deutschland lebende Migrant*innen ihr Wissen und ihre Ideen einbringen, um etwas in ihren Herkunftsländern zu bewegen. Deshalb fördert die GIZ mit der Sonderausschreibung „Diaspora gegen Corona“ Projektideen im Bereich Gesundheit, Medizin und Hygiene, die in den Partnerländern zur Bewältigung der Corona-Pandemie beitragen. Die Ausschreibung gilt für Albanien, Äthiopien, Ecuador, Georgien, Ghana, Indien, Indonesien, Jordanien, Kamerun, Kenia, Kolumbien, Kosovo, Marokko, Nepal, Nigeria, die Palästinensischen Gebiete, Peru, Senegal, Serbien, Tunesien, Ukraine und Vietnam. Schon seit 2011 unterstützt die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) Projekte, die von sogenannten Diaspora-Organisationen gemeinsam mit lokalen Partnern konzipiert und vor Ort umgesetzt werden.
Mehr zur Arbeit in Diaspora-Organisationen erfahren Sie hier
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Sicherer Anbau auf den Feldern
Wo der direkte Kontakt zu Landwirten nicht mehr möglich ist, greifen zwei Projekte in Äthiopien zu ungewöhnlichen Methoden: Ein neues Radioprogramm informierte bereits eine halbe Million Bauern darüber, wie sie sich speziell während der im Juni beginnenden Anbausaison vor dem Corona-Virus schützen können. Auch Beratungen zum Anbau selbst, die sonst auf den Feldern stattfinden würden, erfolgen nun per Radio. Ausgestrahlt wird das Programm bislang in der Amhara-Region und in Zusammenarbeit mit einer lokalen Medien-Agentur. Die Projekte planen, die Kampagne auf die Regionen Oromia und Tigray auszuweiten. Das Grüne Innovationszentrum in Äthiopien produzierte außerdem 30.000 Poster und 3.000 Flyer mit Vorsichtsmaßnahmen gegen COVID-19 zur Verteilung in ländlichen Gegenden. Beide Projekte sind der Teil der Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ).
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Wiederverwendbare Masken gegen den Müllberg
Albanien öffnet Ende Mai seine Schulen für die Abschlussklassen. Damit sich die Schülerinnen und Schüler bei der Vorbereitung ihrer Prüfungen vor Ansteckungen schützen können, erhalten sie in acht Partnerstädten und -gemeinden jeweils zwei wiederverwendbare Atemschutzmasken. Bislang wurden bereits 12.000 solcher Masken an kommunale Arbeiter*innen und städtische Angestellte verteilt, die während der Pandemie grundlegende Aufgaben wie beispielsweise Wasserversorgung oder Stadtreinigung erfüllen und dabei nicht von Zuhause arbeiten können. Der Clou: Allein die bereits verteilten Baumwollmasken ersetzen jeden Monat mehr als 350.000 Einweg-Masken – und vermeiden so viel Abfall. Das ist besonders wichtig in einem Land, in dem die Struktur für eine korrekte Entsorgung und Verwertung von Abfall mit Unterstützung der GIZ (im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums) noch aufgebaut wird. Produziert werden die mit heißem Wasser oder in der Mikrowelle zu reinigenden Masken von einer heimischen Textilfirma. Diese konnte so die krisenbedingte Kündigung der halben Belegschaft vermeiden und hat inzwischen auch erste Masken nach Deutschland geliefert.
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Hochansteckende Krankheiten besser behandeln
Das BMZ beauftragte die GIZ 2016 nach dem Ebola-Ausbruch, die Regierung Liberias beim Aufbau eines widerstandsfähigen Gesundheitssystems zu unterstützen: Unter anderem erweitert sie Laborkapazitäten, fördert den Einsatz von Krankheitsüberwachungssystemen und hilft ihren Partnern, hochansteckenden Krankheiten besser zu behandeln. Insbesondere berät sie zwei Krankenhäuser, wovon nun mehr als 700.000 Menschen profitieren. Während der Coronavirus-Pandemie unterstützt die GIZ das National Public Health Institute of Liberia (NPHIL), das Gesundheitsministerium und regionale Gesundheitsteams dabei, Fälle der Lungenkrankheit COVID-19 umgehend zu diagnostizieren und zu behandeln sowie Kontakte rechtzeitig zurückzuverfolgen. „Ziel des Projekts war es, dass Liberia besser auf hochinfektiöse Krankheiten vorbereitet ist, sagt Projektleiter Damien Bishop. „Deshalb konnten wir jetzt so schnell handeln. Wir waren zu richtigen Zeit mit dem richtigen Fachwissen am richtigen Ort“. Die GIZ stattete beispielweise eine Quarantänestation mit drei neuen Krankenwagen aus und sicherte so den Betrieb des regionalen Behandlungszentrums für Infektionskrankheiten. Zudem hat das Projekt – wie in Malawi und weiteren Ländern Afrikas (mehr dazu lesen Sie hier) – Gesundheitspersonal geschult, wie sie hochinfektiöse Krankheiten behandeln und vermeiden, dass sie oder andere Patienten sich anstecken. Zudem klärt die GIZ die Bevölkerung über Ansteckungsrisiken und die Bedeutung einer frühzeitigen ärztlichen Behandlung von Infektionskrankheiten auf.
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Vamos! Kinder in Lateinamerika fit halten – digitale Sportstunde mit ALBA Berlin
Durch die Corona-Pandemie ist die Bewegungsfreiheit von Kindern und Jugendlichen stark eingeschränkt. In den Ländern der Entwicklungszusammenarbeit sind Kinder ohnehin mit schwierigen Lebensumständen konfrontiert – sie trifft es besonders hart. Um die Jugendlichen dennoch zu regelmäßiger Bewegung zu animieren, hat die GIZ zusammen mit dem Basketballverein ALBA Berlin drei Videos des Formats „ALBAs tägliche Sportstunde“ auf Spanisch produziert. Sie erreichen die Kinder in Kolumbien, Ecuador und Paraguay über Social Media Kanäle. In den Videos zeigen kolumbianische Trainer*innen und Jugendtrainer*innen von ALBA Berlin Bewegungsübungen und geben altersgerechte Tipps zu gesunder Ernährung. Kinder und Jugendliche können ohne größeren Aufwand von zuhause aus mitmachen.
Die GIZ vermittelt seit 2015 im Auftrag des Entwicklungsministeriums (BMZ) in Kolumbien den Ansatz „Sport für Entwicklung“. Neben Bewegungsförderung stehen hierbei Gewaltprävention, friedliche Konfliktlösung und die Reintegration von Binnenflüchtlingen im Fokus.
Die Videos sind auf YouTube zu sehen (auf Spanisch).
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Neue Ideen gegen die Pandemie
Mit der Plattform WIDU.africa unterstützt die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) Kleinunternehmen in Afrika. Mitglieder der kamerunischen und ghanaischen Diaspora in Deutschland können sich hier gemeinsam mit Unternehmen aus ihren Herkunftsländern um eine Förderung bewerben. Ist der Antrag erfolgreich, erhalten sie neben einem Businesscoaching auch einen finanziellen Zuschuss zu ihren eigenen Investitionen. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie spielen die Bereiche Gesundheit, Ernährung und Transport nun eine besonders wichtige Rolle. Vorschläge aus diesen drei Sektoren können auch ohne Eigeninvestition der Diaspora finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie einen direkten Beitrag dazu leisten, die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Ghana und Kamerun abzumildern.
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Krankenhäuser und Gemeinden entlang der Migrationsrouten unterstützen
Niger ist ein wichtiges Drehkreuz für Migration in Westafrika: Jedes Jahr durchqueren hunderttausende Menschen den Sahel-Staat auf der Suche nach Arbeit, Sicherheit und besseren Lebensbedingungen. Gemeinden fällt es aber schwer, eine ausreichende Gesundheitsversorgung für Migrant*innen, Flüchtlinge und die Lokalbevölkerung zu gewährleisten. Diese Situation wird durch die Coronavirus-Pandemie weiter verschärft. Deshalb hat die GIZ kurzfristig über 25 Krankenhäuser und lokale Gesundheitszentren entlang der Migrationsrouten mit je 100.000 Masken und 100.000 Schutzhandschuhen sowie 21.000 Seifen, 300 Handwaschstationen, 250 Fieberthermometern und Brillen ausgestattet, um medizinisches Personal und Patienten besser vor Ansteckungen zu schützen. Außerdem hilft sie Gemeindemitarbeitern dabei, die Bevölkerung, Migrant*innen und Flüchtlinge über Risiken und Präventivmaßnahmen aufzuklären. Hierzu unterstützt die GIZ die Produktion von Radiobeiträgen und Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und kofinanziert durch die Europäischen Union (EU) unterstützt die GIZ Gemeinden u.a. dabei, das Wasser-, Bildungs- und Gesundheitssystem auszubauen und die lokale Wirtschaft zu stärken.
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Geschäftsideen gegen Corona marktreif machen
Die Herausforderungen durch Corona erfordern schnelle und wirksame Lösungen – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das lab of tomorrow (lot), das die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) durchführt, setzt hier mit einem Innovationsprozess zur Entwicklung neuer Geschäftsideen an: In einem kurzen, rein digitalen Format entwickeln interdisziplinäre Teams nachhaltige unternehmerische Lösungen als Antwort auf die Krise, die schnell auf den Markt gebracht werden können. Die GIZ stellt ein professionelles Coaching und unterstützt die Pilotierung. Interessierte finden alle wichtigen Infos auf www.lab-of-tomorrow.com/covid-19.
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Online-Plattform für Geschäftschancen nimmt Corona in den Fokus
Das von der GIZ im Auftrag der Bundesregierung betriebene Online-Portal leverist.de dient als Brücke zwischen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit. Die Idee: Unternehmerische Lösungen mit Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zusammenzubringen. Ab sofort finden Unternehmen und Akteure der internationalen Zusammenarbeit konkrete Bedarfe und Lösungsansätze in der aktuellen Krise gesammelt auf einer Corona-Themenseite. So werden beispielsweise in Namibia Partnerunternehmen für den Vertrieb von Hygieneprodukten im südlichen Afrika sowie in Ruanda Partner*innen für die Weiterentwicklung einer Covid19-Informationsplattform gesucht. Weitere Infos sowie aktuelle Geschäftsmöglichkeiten unter: https://www.leverist.de/de/covid19.
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Klimaschutz auf digitalem Weg
Die C40 Cities Finance Facility (CFF) ist eine gemeinsame Initiative des Klimaschutz-Städtenetzwerks C40 und der GIZ. Während der Corona-Pandemie sorgt sie dafür, dass Behörden auf digitalem Weg Projekte gegen die globale Erwärmung vorantreiben können. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mitfinanziert durch internationale Partner setzt die CFF insgesamt 19 ambitionierte Klimaschutzvorhaben in 17 Städten auf drei Kontinenten um.
Mehr dazu lesen Sie hier.
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Systematisches und sicheres Abfallmanagement
Das Coronavirus stellt den Abfallsektor vor neue Herausforderungen, da alternative Entsorgungsmöglichkeiten für Abfälle aus medizinischen Einrichtungen und aus Haushalten, die potenziell infiziert sind, gefunden werden müssen. In China hat die GIZ im Projekt für integrierte klimafreundliche Abfallwirtschaft lokale Lösungen in mehreren Städten und Gemeinden analysiert. In der Region rund um Suzhou im Osten Chinas mit rund 10,7 Millionen Einwohnern wurden etwa 11.000 Abfallbehälter speziell für gebrauchte Gesichtsmasken aufgestellt. Die Stadtverwaltung organisierte ein gesondertes Einsammeln und Entsorgen der Masken durch Mitarbeiter*innen und Fahrzeuge mit zusätzlichem Schutz, um die Gefahr weitere Infektionen zu minimieren. Auch öffentliche Plätze und Waschräume wurden mehrmals am Tag desinfiziert. Mehr zu den Maßnahmen des Projekts können Sie hier lesen.