© Fatma Haxhialiu

27.05.2022

Mediale Lauffeuer gegen Tabus

Wenn Mädchen und Frauen ihre Periode sicher und in Würde bewältigen können, verbessert das die Gesundheit der Bevölkerung enorm. Die GIZ arbeitet dafür mit Vorbildern in sozialen Netzwerken zusammen.

Die 33-jährige Schauspielerin Keki Adhikari ist in Nepal ein Kino- und TV-Superstar und ein bekanntes Model. Mit einem Video, in dem sie über Menstruation spricht, ging sie 2021 in den sozialen Medien ihres Landes viral – es wurde mehr als eine halbe Million Mal gesehen.  

„Wir müssen reden. Über Menstruation. Schämt euch nicht, es wird nicht wehtun“, sagt sie darin. Von Adhikaris mehr als 1,3 Millionen Followern diskutierten viele über Menstruation und dankten ihr dafür, dass sie das Thema öffentlich gemacht hatte. 

Vor allem in ländlichen Gebieten Nepals ist die Periode nach wie vor ein Tabuthema. Bis vor wenigen Jahren starben immer wieder Mädchen oder Frauen, weil sie in dieser Phase aus ihren Wohnhäusern verwiesen wurden. An Schulen ist die Hygienesituation oft so schlecht, dass Schülerinnen lieber zuhause bleiben – ein enormer Bildungsnachteil für sie. Das Thema Menstruation war lange in Schweigen gehüllt, ebenso wie die Probleme. Und der Wandel ließ auf sich warten.

Die nepalesische Schauspielerin Keki Adhikari, eine junge Frau mit kurzgeschorenen Haren, sitzt lachend auf einer Gartenterrasse und macht ein Selfie von sich und dem deutschen Botschafter in Nepal a.D., Roland Schäfer

Selfie für Gesundheit und Gleichberechtigung: Die Regisseurin und Schauspielerin Keki Adhikari beim deutschen Botschafter in Nepal a.D., Roland Schäfer

Gemeinsam über Menstruation sprechen  

Doch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH konnte Adhikari als Botschafterin für eine Kampagne gewinnen, mit der sich die Gesundheit von Frauen und Mädchen in Nepal grundlegend verbessern soll. Dahinter steht ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis von rund 80 Organisationen, die sich dort für den würdevollen Umgang mit der Periode einsetzen.

Mit Unterstützung der GIZ bauten bereits 17 Schulen ihre Toilettenräume so um, dass sich 5.000 Schulmädchen auch dann wohl fühlen, wenn sie ihre Tage haben. Zudem fördert die GIZ zwei Frauen-Kooperativen, die Hygieneartikel nachhaltig herstellen. 1,3 Millionen kompostierbare Binden wurden kostenlos in Schulen verteilt.  

giz-IMAGE-2022-de-wirkungsgrafik-7.2-sanitärversorgung

Durch neue Lehrpläne wird auch im Unterricht offener über den weiblichen Zyklus gesprochen – von Mädchen wie Jungen. Für den Wandel in den Köpfen arbeitet die GIZ eng mit Adhikari zusammen, die selbst auf dem Land aufgewachsen ist und die gesellschaftlichen Tabus kennt. Für die Künstlerin war sofort klar, dass sie mitmacht: „Ausgegrenzt und benachteiligt zu werden wegen der Periode – das ist soziale Ungerechtigkeit. Kein Mädchen sollte so etwas erleben müssen,” sagt sie. GIZ-Gesundheitsexpertin Sami Pande ist von der Zusammenarbeit überzeugt: „Als das Gesicht Nepals wird Keki im ganzen Land geliebt, von Alt und Jung. Sie geht voran und spricht selbst offen über Menstruation – ihr Vorbild bringt viele zum Umdenken.“ 

Das Erfolgsrezept authentischer, lokaler Influencerinnen im Dienste einer besseren Gesundheit wendet die GIZ auch in anderen Ländern an. Die #LetsTalkPERIOD-Kampagne der Moderatorin Fatma Haxhialiu, die auf dem sozialen Netzwerk Instagram über 230.000 Fans hat, ist derzeit in Albanien in aller Munde. Auch sie ermutigt Mädchen und Frauen, offen über die Periode zu reden. Schon einen Monat nach ihrem Start haben mehr als 860.000 Menschen die Videos auf Social Media gesehen, bei einer Gesamtbevölkerung von knapp drei Millionen Menschen – ein starker Hebel für bessere Gesundheit in Albanien.

Weitere Informationen