Für das Recht auf Gesundheit: Weibliche Genitalverstümmelung überwinden
Am Horn von Afrika arbeiten Regierungen und Zivilgesellschaft Hand in Hand daran, weibliche Genitalverstümmelung zu beseitigen.
Sie verursacht unerträgliche Schmerzen, hinterlässt Narben fürs Leben und ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte: weibliche Genitalverstümmelung. Die gängige Abkürzung dafür – FGM – geht auf den englischen Begriff Female Genital Mutilation zurück. Bei diesem Eingriff werden die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane ohne medizinische Notwendigkeit teilweise oder vollständig entfernt. Betroffen sind weltweit mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen. Äthiopien, Somalia und Sudan haben FGM den Kampf angesagt. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt diese Länder seit 2020 im Auftrag des Entwicklungsministeriums (BMZ) dabei.
Ministerium für Frauen und soziale Angelegenheiten / Ministry of Women and Social Affairs
Somalia
Ministerium für Planung / Ministry of Planning
Somaliland
Ministerium für Planung / Ministry of Planning
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Ausgangssituation
In Äthiopien, Somalia, und Sudan ist weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) weit verbreitet. FGM umfasst alle Verfahren, bei denen die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane ohne medizinische Notwendigkeit teilweise oder vollständig entfernt werden. Dies verletzt die Menschenrechte auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit schwer. Der Eingriff führt zudem häufig zu schweren physischen und psychischen Folgen – beispielweise chronische Schmerzen, Infektionen, Geburtskomplikationen und Traumata.
FGM steht in enger Wechselwirkung mit vorherrschenden sozialen Normen, Geschlechterrollen sowie anderer geschlechtsbasierter Gewalt und ist gesellschaftlich tief verankert. Um FGM langfristig zu reduzieren, bedarf es daher eines gesellschaftlichen Wandels.
Gesetze gegen FGM gibt es in Äthiopien seit 2005 und im Sudan seit 2020. Somalia arbeitet das Verbot derzeit aus. Jedoch sind die Anstrengungen von staatlichen und nichtstaatlichen Verantwortlichen zu FGM unsystematisch und unzureichend.
Ziel
Nationale, regionale und lokale Verantwortliche in Äthiopien, Somalia, und Sudan tragen besser dazu bei, dass sich soziale Normen zu weiblicher Genitalverstümmelung und geschlechtsbasierter Gewalt verändern.
Vorgehensweise
Das Vorhaben unterstützt Mitarbeitende staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen in ihren Kompetenzen, im gemeinsamen Lernen sowie in der Vernetzung mit anderen Handlungsträger*innen. So können sie gemeinsam Strategien und Ansätze für einen gesellschaftlichen Wandel entwickeln.
Gleichzeitig berät das Vorhaben die verantwortlichen nationalen Ministerien dazu, soziale Normen systematisch und effektiv zu verändern und somit FGM besser vorzubeugen. Diese entwickeln so etwa Informations- und Aufklärungsaktionen.
Das Vorhaben wirkt außerdem darauf hin, FGM langfristig in den politischen Agenden zu verankern. Dafür fördert es nationale Koordinierungsmechanismen.
Darüber hinaus wird eng mit gemeindebasierten Organisationen gearbeitet. Diese tragen durch lokale Sensibilisierungsmaßnahmen dazu bei, männerdominierte Strukturen aufzubrechen, in denen FGM verwurzelt ist.
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Jana Wegmann, Gender- und Menschenrechtsexpertin, leitet das Projekt: „FGM können wir nur dann effektiv bekämpfen, wenn alle, Regierung und Zivilgesellschaft, mit anpacken.“ In Äthiopien etwa wurde FGM bereits 2005 per Gesetz verboten. Dennoch sei die Praktik weiterhin stark verbreitet. Die Gründe dafür sind vielfältig, der Hintergrund sei allerdings der Wunsch, die Sexualität von Mädchen und Frauen zu kontrollieren. „Wir arbeiten mit dem nationalen Frauenministerium zusammen und auch mit lokalen Initiativen, denn der soziale Wandel vollzieht sich in den Gemeinden“, sagt Wegmann.
Die GIZ schulte zu FGM rund 500 Mitarbeitende von Ministerien, Medienschaffende sowie Vertreter*innen lokaler Nichtregierungsorganisationen (NGO), aber auch der Diaspora – denn Betroffene aus diesen Ländern leben auch in Europa. Mit den Geldern aus einem Fonds können lokale NGO Aufklärungskampagnen entwickeln, etwa Radio-Serien, Theaterperformances oder Aufklärung in Unterkünften für Binnenvertriebene.
Eigene Stimme gegen FGM
Eine Initiative, mit der die GIZ zusammenarbeitet, ist das Network of Ethiopian Women’s Associations. Die 25-jährige Biruktawit Berhanu macht sich an der Universität in Addis Abeba gegen FGM stark: „Es ist mir wichtig darüber zu sprechen, womit Frauen und Mädchen in Äthiopien zu kämpfen haben. Wir müssen unsere Stimmen erheben, unsere Rechte wahrnehmen und einander unterstützen.” Mehr als 30 solcher Initiativen in Äthiopien, Somalia und Sudan fördert die GIZ und erreicht damit zahlreiche Menschen in den jeweiligen Gemeinden.