Kambodschas „Digital Security Champions“ – Beschützer*innen der Meinungsfreiheit im Internet

Das Internet hat sich zu einem elementaren Bestandteil des öffentlichen Lebens rund um den Globus entwickelt. Es bietet Raum für Meinungsvielfalt und den Austausch von Informationen. Doch nicht alle Staaten ermöglichen ihren Bürger*innen ungehinderten Zugang zum Netz und besonders politische Meinungsäußerungen können Zensur und Überwachung zum Opfer fallen. Kambodscha ist einer dieser Fälle: In dem südostasiatischen Staat sind die Möglichkeiten, Informationen über die Menschenrechtssituation zu übermitteln sehr begrenzt. Die Regierung Kambodschas kontrolliert die klassischen  

Medien stark und schüchtert kritische Stimmen ein. Besonders Medienschaffende, Bürgerjournalist*innen und Menschenrechtsaktivist*innen befinden sich im Fadenkreuz der Behörden und werden Opfer von Schikane und rechtlicher Verfolgung. Die digitalen Rechte in Kambodscha sind im Verlauf der letzten Jahre immer stärker unter Beschuss geraten. Politische Aktivist*innen und sogar einfache Bürger*innen werden verfolgt und inhaftiert, weil sie ihre politische Meinung online kundtun. Insgesamt hat die kambodschanische Regierung laut dem „Cambodia Fundamental Freedoms Monitor“ zwischen 2017 und 2018 in 40 Fällen gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen. Diese Praxis führt unter anderem zu einer Kultur der Selbstzensur. Vielen Nutzer*innen fehlen zudem wichtige Kenntnisse über den sicheren Umgang mit dem Internet. Es gibt zwar Möglichkeiten, staatliche Zensur im Internet zu umgehen und dadurch das Recht auf freie Meinungsäußerung auszuüben, die dafür nötigen Anwendungen und Methoden müssen allerdings erlernt und beherrscht werden. 

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Spezialisten für den Schutz der Privatsphäre im Internet

Das Sektorprogramm „Menschenrechte einschließlich Kinder- und Jugendrechte umsetzen in der Entwicklungszusammenarbeit“ fördert das Empowerment und die Chancengleichheit marginalisierter und diskriminierter Bevölkerungsgruppen und engagiert sich für die Umsetzung des Social-Development-Goals-Prinzips „Leave no one behind“. Konkret unterstützt es unter anderem die Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze zu Zukunftsthemen, zu denen auch der Schutz der Menschenrechte online gehört. Unter dem Namen „Digital Security Champions“ wird ein Projekt gefördert, dass die Menschenrechtsorganisation Cambodian Center for Human Rights (CCHR) durchgeführt. Die Organisation eröffnete einen Trainingsraum, das Sithi Hub, wo Teilnehmer*innen in Kurseinheiten lernen, die sozialen Medien und digitale Tools professionell und sicher zu nutzen. Menschenrechtsverteidiger*innen und Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen werden dort zu „Digital Security Champions“ ausgebildet. Sie werden für die Risiken im Internet sensibilisiert und darin geschult, die richtigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um ihrer Arbeit weiterhin nachgehen zu können. So wird das Recht auf Meinungsfreiheit gestärkt und der Zugang zu Informationen im digitalen Raum sicherer gemacht.

„Dank dem Training zur digitalen Sicherheit habe ich gelernt, mich sicher auf Facebook zu bewegen und die WhatsApp-Alternativen Signal und Wire für sichere Kommunikation nutzen kann“ erzählt Um Dina. Sie ist General-Sekretärin der kambodschanischen Gewerkschaft für Textilarbeiterinnen und absolvierte die Ausbildung zum Digital Security Champion. Besonders betont sie dabei ihre Rolle als Multiplikatorin für die erlernten Kenntnisse: „Ich habe meine Erfahrungen mit meinem Umfeld geteilt und hoffe sehr, dass die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden.“ Um Dina ist eine von insgesamt 30 Champions, die bisher ausgebildet wurden und ihr Wissen nun unter Mitstreiter*innen und Freund*innen verbreiten können. 

 

Die Digital Security Champions – Ein Modell mit Zukunft

Die Trainingseinheiten mit den ersten 30 Teilnehmern wurden genutzt, um Online-Coaching-Formate zu entwickeln, die von den Teilnehmer*innen weiter aktiv verwendet werden können. Die Digital Security Champions werden mit diesem Rüstzeug in der Hand selbst zu Trainer*innen für digitale Sicherheit und geben ihr Wissen an Menschenrechtsorganisationen und andere Aktivist*innen in Land weiter. CCHR nutzt das im Rahmen der Pilotierung etablierte Trainingscenter außerdem für die weitere Fortbildung von Menschenrechtsverteidiger*innen und Graswurzelorganisationen im Bereich digitale Kompetenz und Sicherheit. Der Ansatz, die digitale Sicherheit gefährdeter Gruppen zu stärken, könnte in allen Kontexten, in denen Online-Überwachung, Internetzensur und Internet-Abschaltungen unabhängige Berichterstattung, Rechenschaftspflicht und Meinungsfreiheit sowie Zugang zu Information einschränken, zum Einsatz kommen und hat damit nicht nur in Kambodscha großes Potential. Die dort erarbeiteten Trainings zu digitaler Sicherheit könnten auch in anderen südostasiatischen Staaten und gegebenenfalls auch in anderen Erdteilen zum Einsatz kommen, um das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung im Internet zu schützen. 

Sektor: Governance
Region: Kambodscha
Technologie: Übergreifend: Soziale Medien / Plattformen / Verschlüsselungs-Technologie (Signal, ProtonMail, Tutanota) / Crowdsourcing-Tools (z.B. zur Messung/Visualisierung von Internet-Abschaltungen) / Smartphones etc.
Projektstatus: abgeschlossen