Eine Bäuerin wirft Pflanzenreste auf ein Feld. Eine Bäuerin wirft Pflanzenreste auf ein Feld.

Klima, Umwelt, Management natürlicher Ressourcen: Mit Bio gegen Hunger und Klimawandel

Die GIZ hat 2023 fast einer Dreiviertelmillion Landwirt*innen in Afrika das nötige Wissen vermittelt.

© KHEA/ROAM
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Mit Bio gegen Hunger und Klimawandel

Fünf regionale Wissenszentren und eine digitale Erfahrungsplattform zeigen Bäuerinnen und Bauern in 18 afrikanischen Ländern, wie sie Umweltschutz, Ernährungssicherheit und Widerstandskraft gegen den Klimawandel vereinen. Denn: Nur wer ökologische Landwirtschaft richtig betreibt, schützt sich und die Natur. Sonst drohen Schädlingsbefall und Ernterückgang.

Asiimwe Onesmus ist stolz. Der Landwirt aus dem Westen Ugandas baut auf einer Fläche von zwei Hektar Land Bohnen, Tomaten, Blattgemüse und Kaffee an. Der Unterschied zu früher: Es ist alles Bio. „Die Vorteile für unsere Erträge und unsere Gesundheit sind wirklich bemerkenswert“, sagt der Bauer. „Es ist fast so, als würden wir ein Mikroklima erschaffen.“ Anderswo zerstört der Klimawandel fruchtbare Böden und hinterlässt karge Ernten. Ganz anders auf den Feldern von Onesmus. „Die neuen Anbaumethoden und Technologien haben die Umweltschädigung in unserer Gemeinde aufgehalten“, erklärt er. Das macht ihn zum Vorbild für die Menschen in seiner Umgebung. Gleichzeitig sind Erntemengen und sein Einkommen gestiegen.

Auf den ersten Blick sieht der Übergang vom konventionellen zum ökologischen Anbau einfach aus: Synthetische Düngemittel und Pestizide weglassen und stattdessen die Kraft der Natur nutzen. Zack, schon nehmen Qualität und Erträge zu – mit positiven Wirkungen für menschliche Gesundheit und Natur obendrein. Doch so einfach ist es nicht. Das merken Bäuerinnen und Bauern weltweit, wenn sie ihre Anbaumethoden auf Bio umstellen. Der zweite Blick zeigt dann nämlich nach der Umstellung oft Schädlingsbefall und weniger Ertrag. Denn in Jahrzehnten des Pestizideinsatzes ist die entscheidende Zutat für den Erfolg vielerorts verloren gegangen: Wissen.

Ackerpflanzen stehen auf einem von Bäumen gesäumten Feld.

© KHEA/ROAM

Ökolandbau und Agrarökologie helfen gegen Dürren

Deshalb betreibt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Afrika fünf regionale Wissenszentren für Ökolandbau und Agrarökologie. Dort erlangen Landwirt*innen wie Asiimwe Onesmus alle notwendigen Kenntnisse rund um den ökologischen Landbau und geben sie in ihren Dörfern weiter. Allein im vergangenen Jahr haben die Zentren mit Schulungen und den dort ausgebildeten Trainer*innen im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) fast eine Dreiviertelmillion Menschen in 18 afrikanischen Ländern erreicht. Sie sind nun in der Lage, sich und ihre Umwelt besser vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.

Henrike Hüseman ist bei den Wissenszentren dafür zuständig, die Wirkungen zu prüfen. „Man nimmt nicht einen Sack organischen Dünger und hat damit die Lösung für alle Probleme in der Hand“, sagt sie. „Ökologische Landwirtschaft ist sehr wissensintensiv. Nur, wenn sie richtig betrieben wird, dient sie auch der Anpassung an den Klimawandel.“ Das Rezept für gesundes Pflanzenwachstum und reichhaltigen Ertrag ist die Bodenfruchtbarkeit. Diese gilt es, auf natürliche Weise zu erhalten oder zu steigern. Das ist allerdings deutlich anspruchsvoller, als regelmäßig die chemische Keule gegen Schädlinge oder für eine kurzfristige Nährstoffzufuhr herauszuholen.

Nutzschicht aufbauen, organisch düngen, Saatgut auswählen, Anbaureihenfolge, Mischkultur, Schattenbäume – Landwirt*innen müssen genau verstehen, was in und auf ihrem Acker passiert und wie er auf unterschiedliche Eingriffe reagiert. „Wir verwenden keine Chemikalien mehr und kombinieren verschiedene Methoden, die unsere Bodenqualität verbessern und die Erträge steigern“, sagt Asiimwe Onesmus. „All dies hat uns dabei geholfen, uns besser gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen.“ Gesunder Boden ist weniger erosionsanfällig. Zudem sind die Pflanzen, die in ihm gedeihen, widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Hitzestress und Trockenheit. Sie speichern mehr Wasser und Nährstoffe.

Der Bauer Asiimwe Onesmus gibt anderen Landwirt*innen Tipps.

© KHEA/PELUM Uganda

Wissensplattform für ganz Afrika

Die Kniffe, die er angewendet hat, gibt der ugandische Bauer an seine Dorfgemeinschaft weiter. Das ist wichtig, weil die ökologischen Methoden die Bodenqualität von Ort zu Ort unterschiedlich beeinflussen. Daher berücksichtigen die fünf Regionalzentren lokale Begebenheiten und traditionelles Wissen. Damit erhöhen sie die Widerstandsfähigkeit von Feldfrüchten und verringern klimabedingte Ernteausfälle.

Damit wertvolle Kenntnisse und Praxiserfahrungen nicht verloren gehen, haben die GIZ und ihre Partner eine digitale Plattform entwickelt. Auf dieser stellen sie ihre Unterlagen für den kompletten Kontinent zur Verfügung. Nachahmer*innen sind explizit erwünscht. Denn das Potenzial der Agrarökologie für eine nachhaltige Transformation ist enorm: Sie stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel, schützt die Biodiversität und schafft Perspektiven für eine gerechtere, zukunftsfähige Landwirtschaft.

Für Onesmus zahlen sich die Mühen aus: „Ich ernte mehr Bohnen als ich es mit konventionellen Methoden geschafft habe“, zieht er Bilanz. Und auch der Rest der Welt profitiert, weil gesunde Böden klimaregulierend wirken. Jeder ökologisch bewirtschaftete Hektar kann eine halbe Tonne mehr CO2 aufnehmen als konventionelle Landwirtschaftsflächen. So gesehen speichern die von den Wissenszentren in Afrika seit Projektbeginn geförderten knapp 500.000 Hektar in etwa den durchschnittlichen Jahresausstoß von rund 100.000 deutschen Privat-PKW.

Stand: November 2024

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