05.10.2023
Beton anrühren mit Cassava
Seit 25 Jahren arbeiten Verwaltungen partnerschaftlich zusammen – und kommen dabei bisweilen auf überraschende Lösungen.
Einstürzende Brücken und Häuser will Emmanuel Obeng nicht mehr. Der Koordinator der Ghana Standard Authority (GSA) sorgt daher dafür, dass beim Bau hochwertige Materialien zum Einsatz kommen, die internationale Qualitätsstandards erfüllen. Unterstützung bekommt er von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und es zeigt sich: Von der Zusammenarbeit profitieren alle.
Die BAM unterstützt die GSA in einer Verwaltungspartnerschaft. Das heißt, Expert*innen der BAM und der GSA treffen sich regelmäßig, teilen Wissen, bauen Labore auf und entwickeln Tests. Ziel ist, den ghanaischen Markt vor mangelhaften Baustoffen zu schützen. Bei der BAM ist Pheladi Tlhatlha in der Projektumsetzung aktiv. Über die Zusammenarbeit sagt sie: „Der Austausch ist wichtig. Wir lernen und profitieren alle.“ So forschen sie auch an Methoden, um Beton umweltschonender herzustellen, denn dieser verursacht weltweit den größten industriellen CO2-Ausstoß. Sie entdeckten, dass sich die Cassava-Pflanze als Zementersatz im Beton eignet und die Herstellung umweltfreundlicher macht. Wolfram Schmidt, Projektleiter seitens der BAM ergänzt: „Wenn es uns gelingt, bei der Herstellung auch nur wenige Prozent CO2 einzusparen, hat das einen beachtlichen Effekt im Kampf gegen den Klimawandel.“
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt die Zusammenarbeit zwischen der BAM und der GSA. Und die trägt Früchte: „Wir nähern uns dem Ziel, nur noch mit hochwertigen Stoffen zu bauen“, sagt Obeng. „Die Partnerschaft hat uns sehr geholfen, Baustoffe besser zu klassifizieren und Normen zu entwickeln.“
EU-Twinning: Voneinander lernen
Die GIZ berät seit mehr als 20 Jahren zu Partnerschaften zwischen Verwaltungen. Beauftragt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz setzt sie sich ein, dass Länder, ihre Gesetze an das Recht der Europäischen Union (EU) anpassen. Begonnen hat alles als so genanntes „EU-Twinning“ mit dem Ziel, EU-Beitrittskandidaten mit den Verwaltungen von Mitgliedsländern zusammenzubringen. Mittlerweile trifft das auch international auf Nachfrage. Deutsche Verwaltungen waren an 825 EU-Twinning-Projekten beteiligt, bei 225 war die GIZ beratend involviert.