11.10.2024
Karibik: Finanzielle Sicherheit für den Artenschutz
In der Karibik gehen Erhalt der Artenvielfalt und wirtschaftliche Perspektiven Hand in Hand. Zusammen mit Partnern sichert die GIZ Ökosysteme langfristig finanziell ab.
Das Wort klingt abschreckend: Gebührenordnung. Doch für den Meeresschutz in der Karibik wirkt sie Wunder. Vor allem wenn sie mit einem digitalen Bezahlsystem gepaart ist. Gemeinsam mit den Schutzverwaltungen hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein System eingeführt, über das Fischer und Tourguides ihre Nutzungsgebühren direkt und digital bezahlen können und damit den Schutz der Gebiete mitfinanzieren.
Für Lesroy Noel, Geschäftsführer des Tobago Cays Marine Park in St. Vincent und den Grenadinen, zahlt sich die Kombination im wahrsten Sinne des Wortes aus: „Unsere Kosten sind durch die digitalen Überweisungen gesunken. Die Park Ranger benötigen weniger Zeit die Gebühren zu erheben und können diese für Schutzmaßnahmen nutzen“.
Intakte Ökosysteme sind die Grundlage für globale Ernährungssicherheit, Gesundheit und Klimaschutz. Weltweit gibt es daher mehr als 300.000 geschützte Gebiete. Doch oft fehlen den zuständigen Verwaltungen die finanziellen Mittel, um den Schutz dieser Gebiete auch tatsächlich zu gewährleisten. Weltweit beträgt die Finanzierungslücke schätzungsweise 700 Milliarden Euro. Das ist ein entscheidender Grund, warum mehr und mehr Ökosysteme verschwinden.
Wie Biodiversitätserhalt funktionieren kann, zeigt ein Blick in die Karibik. Der Meeresraum dort ist ein Hotspot der Artenvielfalt und gleichzeitig bietet er für Menschen, die im Tourismus und der Fischerei arbeiten, wichtige Einkommensquellen. Doch beide Arbeitsfelder sind bedroht, denn die Region ist am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
Klare Regeln und fairer Zugang für die Wirtschaft
Die Lösung: Gebührenordnungen ermöglichen der lokalen Wirtschaft einen fairen Zugang zu den Schutzgebieten auf Basis von klaren Regeln. Sie sichern die Verwaltungen langfristig finanziell ab – und damit auch die Ökosysteme, für die sie verantwortlich sind. Wenn zum Beispiel Tourguides mit Touristen in einem geschützten Gebiet tauchen oder Fischer ihre Netze auswerfen, zahlen sie die Gebühren dafür jetzt digital.
Volker Hamann hat das Projekt im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums für die GIZ geleitet. „Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass es für den Schutz der marinen Schutzgebiete entscheidend ist, die Einkommensquellen auszuweiten. Nur vom Tourismus abhängig zu sein, ist ein finanzielles Risiko“, erklärt er. Ein weiterer Schlüssel sind nationale Treuhandfonds. Für lokale Schutzverwaltungen ist es jedoch gar nicht so einfach, Zugang zu diesen Geldtöpfen zu erhalten. Die GIZ hat Angestellte der Schutzverwaltungen daher geschult, Anträge zu schreiben und eine Datenbank mit externen Finanzierungsmöglichkeiten erstellt. Die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit wurde in Kooperation mit der Organization of East Carribean States (OECS) und einem regionalen Netzwerk mit Verwaltungen anderer karibischer Länder geteilt.
Insgesamt hat die GIZ in der Karibik sechs Schutzverwaltungen unterstützt. Somit sind 10.822 Hektar maritimer Schutzgebiete langfristig finanziell abgesichert. Der regionale Austausch zwischen den Schutzverwaltungen der karibischen Länder stellt sicher: Die Erkenntnisse werden regional geteilt und wirken langfristig.