21.10.2024
Biodiversität als Geschäftsmodell
Für Kosmetik oder Pharma: Biologische Rohstoffe aus Afrika sind begehrt. Sie wirtschaftlich zu nutzen, muss nicht auf Kosten der Artenvielfalt gehen.
Eine Gruppe Frauen sitzt im Schatten eines Baums und löst die Kerne aus saftigen gelben Früchten. Sie stammen vom Marula-Baum, der in vielen Ländern im Süden Afrikas heimisch ist. Aus ihren Kernen wird Öl gepresst. Die Frauen gehören zur Eudafano Women’s Cooperative im Norden Namibias. Martha Negumbo leitet die Kooperative und ist stolz auf das Erreichte: „Pro Jahr können wir bis zu zwölf Tonnen Marula-Öl verarbeiten. Wir liefern es überwiegend an Kunden aus der Kosmetikindustrie.“
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH fördert die Partnerschaft zwischen der Kooperative und mehreren europäischen Unternehmen. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums unterstützt die GIZ Regierungen, Erzeuger*innen und Unternehmen dabei, faire Wertschöpfungsketten aufzubauen, von denen alle Seiten profitieren – und auch die Biodiversität.
Ressourcen schützen, Zugang und Erträge teilen
„Access and Benefit-sharing“, kurz ABS, heißt der Mechanismus, der 2010 von den Vereinten Nationen im Nagoya-Protokoll gestärkt wurde. Die GIZ hilft dabei, ihn in vier afrikanischen Partnerländern umzusetzen, darunter Namibia. ABS-Verträge regeln, wer heimische Tier- und Pflanzenarten nutzen darf und welchen Ausgleich die Bereitsteller*innen der Rohstoffe dafür erhalten.
Lokale Gemeinschaften oder indigene Völker, die natürliche Ressourcen wie Marula-Öl bereitstellen, werden so angemessen von ihren europäischen Geschäftspartnern entlohnt. Diese erhalten wiederum neben den Rohstoffen auch Zugang zum traditionellen Wissen der Gemeinschaften, um auf dieser Basis neue Produkte zu entwickeln.
ABS gibt der biologischen Vielfalt einen Wert und schafft finanzielle Anreize für lokale Gemeinschaften, ihre biologischen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und für nachfolgende Generationen zu erhalten. Vor allem im ländlichen Raum entstehen grüne Jobs, besonders für Frauen. So auch im Norden Namibias, wo der Marula-Baum die Lebensgrundlage vieler Menschen ist. „Von unserer Kooperative profitieren fast 2.500 Frauen“, sagt Martha Negumbo. Sie schützen die Bäume, das heimische Ökosystem und die Artenvielfalt allein schon aus wirtschaftlichem Interesse. Doch es geht um mehr als das: Marula ist für Martha Negumbo und die Frauen der Kooperative Teil ihrer kulturellen Identität. „Es ist unser Erbe, es ist das, was wir tun.“