Schmeckt ein Eis nach Vanille, enthält es nicht immer echte Bourbon-Vanille. Das beliebte Vanillin-Aroma wird oft aus Fichtenholz gewonnen. Kein Wunder: Pflanzen wie echte Vanille in ausreichender Qualität und Menge weltweit einzukaufen, kann für Unternehmen in Deutschland eine Herausforderung sein. Viele Pflanzen brauchen ein spezielles Klima. Der Reis, den wir in Deutschland kaufen, kommt aus Asien, die Vanille in unserem Eis aus Madagaskar und die Inhaltsstoffe für unsere Kosmetik aus dem Amazonas-Regenwald.
Dabei wollen Unternehmen Nachhaltigkeitsstandards in ihrer Lieferkette nachweisen, zunehmend müssen sie es auch. Das kann schwierig sein, wenn der enge Kontakt zu den Landwirt*innen im Ausland fehlt. Oft verkaufen diese ihre Produkte über Zwischenhändler. In Deutschland wissen Unternehmen im schlechtesten Fall nicht mehr, wo ihre Ware genau herkommt und ob die lokalen Anbaumethoden den geforderten Standards entsprechen.
Hochwertige Produkte in Bio-Qualität
Auch den saarländischen Mittelständler Flavex hat das vor Herausforderungen gestellt. Flavex stellt Pflanzenextrakte aus biologischem Anbau her und verkauft sie weltweit für Kosmetik oder Lebensmittel. Dafür braucht das Unternehmen hochwertige Kräuter und Arzneipflanzen: Rosmarin, Salbei und Oregano zum Beispiel. Seit 2016 bezieht Flavex die Kräuter aus Albanien von einem Öko-Landwirtschaftsbetrieb. Diesen aufzubauen, hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH über das Programm develoPPP unterstützt.
Mit einem Gesamtbudget von 475.000 Euro baute Flavex gemeinsam mit einem albanischen Zulieferer den Betrieb auf. Flavex finanzierte mehr als die Hälfte, den Rest steuerte develoPPP bei. Die beiden Firmen pachteten Land für die Kultivierung, kauften Saatgut und geländegängige Maschinen, schulten Arbeitskräfte. Die GIZ stellte die Wasserversorgung auf den verpachteten Grundstücken sicher.
Der neu aufgebaute Betrieb schafft einen Mehrwert für die Region: Kap Rodon ist eine ländliche Gegend, in der früher vor allem die Männer ein geringes Einkommen aus der Fischerei erwirtschaften. Viele landwirtschaftliche Flächen lagen brach, aber Thymian, Melisse und Oregano wuchsen in der Gegend ohnehin wild. Mit dem neuen Betrieb boten sich insbesondere für Frauen neue Erwerbsmöglichkeiten, die die Pflanzen bereits zuvor für den Eigenbedarf sammelten.
Während so in Albanien neue Erwerbsmöglichkeiten für ländliche Familien entstanden sind, hat Flavex einen zertifizierten Lieferanten für die Kräuter in Bio-Qualität gewonnen.
Ein Vierteljahrhundert develoPPP
Grundlage für die Zusammenarbeit von Flavex und der GIZ war das develoPPP-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). 2024 feiert es seinen 25. Geburtstag. Über develoPPP unterstützt die GIZ Unternehmen, die in Entwicklungs- oder Schwellenländern tätig werden. Der Gedanke: Private Unternehmen, die in einen Standort investieren, schaffen hierdurch Jobs, lokale Wertschöpfung, Innovationen – und damit auch Perspektiven für die Menschen. Förderwürdig sind Projekte, in denen ein Geschäftsinteresse mit entwicklungspolitischen Effekten zusammentreffen, etwa der besseren Ausbildung von Fachkräften oder höheren Umweltstandards. Das BMZ bezuschusst die Investition mit bis zu 50 Prozent – die GIZ unterstützt die Projekte mit ihren starken Netzwerken und fachlicher Expertise. Im Auftrag des BMZ hat die GIZ seit Beginn des Programms mehr als 1.050 Entwicklungspartnerschaften mit Unternehmen initiiert. Schwergewichte wie Siemens oder Continental finden sich ebenso unter den Wirtschaftspartnern wie der Mittelständler Flavex.
Das wirkt: Allein innerhalb der vergangenen fünf Jahre haben mehr als 218.000 Menschen durch develoPPP ihr Einkommen gesteigert und mehr als 12.000 Menschen einen Job gefunden. Für rund 131.000 Menschen wurden die Arbeitsbedingungen besser.
Gemeinsam zu besseren Arbeitsbedingungen
Die meiste Vanille wächst übrigens auf Madagaskar. Der deutsche Geschmacksproduzent und Dax-Konzern Symrise, der Konsumgüterkonzern Unilever und die GIZ engagieren sich dort gemeinsam für bessere Anbau- und Arbeitsbedingungen. Mehr als 5.000 Kleinbauern konnten so bisher ihr Einkommen um mehr als 20 Prozent steigern und echte Vanille bei der Herstellung von Eis oder Kuchen verarbeitet werden. Natürlich ebenfalls gefördert durch develoPPP.
Stand: Juli 2024