Internationale Lern- und Austauschformate fördern die integrierte Stadtentwicklung
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Dialoge für Urbanen Wandel / Dialogues for Urban Change (D4uC) Auftraggeber: Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) Land: weltweit Gesamtlaufzeit: 2019 bis 2023
Ausgangssituation
Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland in der Stadtentwicklung eine Vorreiterrolle ein. Dies gelingt durch beispielhafte Ansätze, wie die integrierte Stadtentwicklung und -planung, den Mehrebenen-Ansatz – also die vertikale Zusammenarbeit der kommunalen, Länder- und Bundesebene- oder die Nachbarschafts- und Gemeinwohlorientierung. Besonders gelebt wird dies durch die Initiative Nationale Stadtentwicklungspolitik (NSP) und ihre Programme, die die Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt (2007) sowie die Neue Leipzig-Charta (2020) umsetzen.
Die Leipzig-Charta fordert den städteübergreifenden Austausch, sowohl national als auch international. Denn auch wenn Rahmenbedingungen sich in Europa, den USA und dem globalen Süden unterscheiden, teilen viele Städte und Kommunen die gleichen Probleme. Sie müssen zukunftsfähige Herangehensweisen finden, mit denen sie lebenswerte Städte und Nachbarschaften verwirklichen können.
Mit dem Vorhaben Dialoge für Urbanen Wandel (D4uC) sucht das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) den internationalen Austausch, um die gemeinwohlorientierte, integrierte Stadtentwicklung zu fördern, sich für die (Weiter-)Entwicklung und die Umsetzung nationaler Stadtentwicklungspolitiken einzusetzen und kommunale Innovation zu heben.
Ziel
Innovative internationale Lern- und Austauschformate stärken sowohl in Deutschland als auch in ausgewählten Kooperationsländern die gemeinwohlorientierte, integrierte Stadtentwicklung, die Umsetzung nationaler Politiken und die kommunale Handlungsfähigkeit.
Vorgehensweise
Das Vorhaben unterstützt das BMI dabei, die Nationale Stadtentwicklungspolitik und die Neue Leipzig-Charta international zu diskutieren und voranzubringen. Dafür finden regelmäßig Fach- und Informationsreisen sowie gemeinsame Fachveranstaltungen statt.
Im Zentrum des Vorhabens steht die Umsetzung von transkontinentalen Lernnetzwerken. Diese umfassen je bis zu acht Städte. Gemeinsam mit den nationalen Behörden und Städteverbänden vertiefen sie sich in jeweils ein real existierendes Projektbeispiel pro Stadt in sogenannten Reallaboren (Living Labs). Dabei betrachten sie die Umsetzungspraxis vor Ort im Kontext der lokalen und nationalen Rahmenbedingungen. Zentraler Bestandteil der Netzwerke ist das kooperative Lernen auf Augenhöhe, die sogenannte Peer Learning-Methode.
Die Teilnehmer*innen begleiten die Umsetzung der Projektbeispiele über einen Zeitraum von circa zwei Jahren. Dies erfolgt durch den Austausch in Präsenzworkshops, Vor-Ort Einsätzen und virtuellen Beratungsgesprächen. Dabei können sich die Teilnehmer*innen auch mit politischen Entscheidungsträger*innen intensiv und offen verständigen.
Alle Projektbeispiele eint, dass sie eine Maßnahme der integrierten Stadtentwicklung mit einem klaren Fokus auf einen sozialen Nahraum (Nachbarschaft) darstellen. Im Mittelpunkt der Reallabore stehen häufig Herausforderungen die Regierungsführung betreffend. Dazu zählen das Management von abteilungsübergreifenden Koordinierungsprozessen, die ebenenübergreifende Zusammenarbeit (multi-level governance) oder die langfristige Beteiligung der Bürger*innen. Ergänzende Maßnahmen wie Hospitationen vertiefen den Einblick in den jeweils anderen Arbeitsalltag über die Vor-Ort-Einsätze hinaus.
Gewonnene Erkenntnisse werden in den nationalen Stadtentwicklungspolitiken und deren Umsetzungsprogrammen berücksichtigt. Zudem werden sie auf Konferenzen wie dem Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik des BMI vorgestellt und von Verbänden wie dem Deutschen Städtetag in weitere Kommunen getragen.
Wirkung
Der offene und vertrauensvolle Austausch im Rahmen des Peer Learning trägt zur verbesserten Umsetzung nationaler Politiken im Hinblick auf integrierte und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung bei und erlaubt einen offenen Dialog zu existierenden Herausforderungen.
In Südafrika profitierten Bürger*innen bereits von neuen Austauschformaten. In der Gemeinde Msunduzi nahmen Vertreter*innen der Verwaltung auf dem „Roten Sofa“ Platz und kamen so ins direkte Gespräch mit Bürger*innen über die Wiederbelebung der Innenstadt – außerhalb der stark formalisierten Partizipationsprozesse.
Teilnehmende Stadtplaner*innen, Kommunalverbände und Ministerien nehmen gestärkt ihre Schlüsselrolle in der nachhaltigen Gestaltung der Stadt von morgen ein und können ihre Positionen auch gegen Widerstand besser vertreten.
Nationale Partner und bilaterale Programme in Südafrika und der Ukraine adaptieren und replizieren die Peer Learning-Methode im Kontext eigener, nationaler Städte-Lernnetzwerke.