Ländliche Entwicklung: Südostasien: Satellitendaten für den Reisanbau

Der Einsatz digitaler Technologien ermöglicht eine umfassende Beobachtung und Vorhersage der Reisproduktion und möglicher Ernteausfälle.

Nächste Referenz
zum Artikelanfang scrollen
zum Seitenanfang scrollen

Südostasien: Satellitendaten für den Reisanbau

Satelliten werden zur Beobachtung von mehr als 15 Millionen Hektar Reisanbaufläche auf den Philippinen, in Vietnam, Kambodscha, Thailand und Indien eingesetzt, um zuverlässige Erntevorhersagen zu ermöglichen.  Behörden können bei drohenden Ernteausfällen frühzeitig eingreifen und Reisbauern im Schadensfall unterstützen.

Reis gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Erde, weltweit ernähren sich mehr als dreieinhalb Milliarden Menschen überwiegend davon. Ein Großteil der Ernten stammt aus Asien: Auf 140 Millionen Hektar Land – einer Fläche größer als Südafrika – werden 90 Prozent der weltweiten Reisvorkommen angebaut. Reis ist so auch die Haupteinnahmequelle für die Bauern in Asien. Allerdings hat die gesamte Region mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen: Überflutungen, Taifune und Dürreperioden sind an der Tagesordnung, immer wieder werden Ernten vernichtet.

Satellit über der Erde, der die Erdoberfläche abtastet

© ESA/ATG medialab

Um besser vorhersagen zu können, wie die Ernte ausfallen wird, haben die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, das Rückversicherungsunternehmen SwissRe, das International Rice Research Institute, das Software-Unternehmen Sarmap SA und die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine Initiative zur Überwachung der Reisanbaugebiete gegründet. Diese Partnerschaft aus öffentlichen und privaten Organisationen unterstützte seit 2013 Reisbauern und Regierungen in Südostasien auch dabei, im Falle von drohenden Ernteausfällen rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.

Treffsichere Prognosen: Wie entwickelt sich die Reisernte?

Unter dem Namen „RIICE” (Remote Sensing-based Information and Insurance for Crop in Emerging Economies) werden detaillierte Informationen über rund 15 Millionen Hektar Reisanbaufläche auf den Philippinen, in Kambodscha, Indien, Thailand und Vietnam gesammelt und ausgewertet. Die Daten stammen von sogenannten SAR-Satelliten, die die Erdoberfläche mit elektromagnetischen Wellen abtasten. Sie können auch dichte Wolkendecken durchdringen, weshalb die Überwachung der Reisfelder auch während des Monsuns, der Hauptanbauzeit für Reis, möglich ist.
 
Mehr als 300 Mitarbeiter von Regierungsinstitutionen und Agrarforschungsinstituten sind von der GIZ bislang in der Auswertung der Satellitendaten geschult worden. Sie enthalten zum Beispiel Informationen darüber, wo und wie viel Reis in der laufenden Saison angebaut wurde, wie sich die Saat entwickelt oder ob zu viel oder zu wenig Wasser auf den Feldern steht. Schon lange bevor tatsächlich geerntet wird, können die Experten auf Basis der Satellitendaten mit Hilfe von Simulationsmodellen Prognosen über die zu erwartende Erntemenge treffen – mit einer Genauigkeit von rund 90 Prozent. Das Ziel, die nationalen Behörden bei ihrer Planung mit Informationen zu unterstützen, wurde erfolgreich umgesetzt.

Asiatische Reisbäuerin vor aufgehöngten Reisbündeln

Schnelle Hilfe für Reisbauern im Schadensfall

Die Behörden sind dank der Echtzeit-Überwachung und den daraus abgeleiteten Vorhersagen in der Lage, drohenden Ernteausfällen frühzeitig entgegenzuwirken. Sie können schon lange, bevor die Ernte ausfällt – weil zum Beispiel die Setzlinge durch Unwetter vernichtet wurden – Unterstützung bereitstellen. Wie zum Beispiel im November 2015 im indischen Bundesstaat Tamil Nadu, als wochenlange heftige Regenfälle ganze Regionen überfluteten. Mehr als 300 Menschen kamen in den Fluten ums Leben; darüber hinaus war die gesamte Saat und damit die Lebensgrundlage von 400 Reisanbauern vernichtet. Mithilfe der Satellitendaten waren die staatlichen Behörden schon wenige Tage nach Beginn der Regenfälle in der Lage, die Schäden abzuschätzen und die Reisbauern mit 50 Tonnen Reissamen und 30.000 Setzlingen zu versorgen, die direkt nach den Regenfällen wieder angebaut wurden.

Die SAR-Daten spielen auch für Ernteausfall-Versicherungen eine große Rolle. Die GIZ und ihre Partner haben ein Verfahren entwickelt, wie mithilfe der Satelliteninformationen Versicherungsprogramme effizienter und Entschädigungen transparenter gemacht werden können. Im November 2016 hat beispielsweise die Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu die RIICE-Technik in ihr neues Versicherungssystem eingeführt. Während der Ernte 2016/2017 erlebte Tamil Nadu die schlimmste Dürre seit über 140 Jahren. Sowohl bewässerte als auch regengespeiste Flächen waren betroffen und konnten nicht bepflanzt werden, während die bereits gesäten Pflanzen nicht keimten. RIICE lieferte rechtzeitig die notwendigen Informationen über die durch die Dürre verlorene Ernte.  So konnten die Landwirte ihre Ansprüche wegen ausgebliebener Einkünfte rechtzeitig geltend machen. Rund 22.500 betroffene Landwirte erhielten Entschädigungszahlungen von Versicherungen.


Stand: Juli 2020

Weitere Informationen