Ein Mann (Mamman Nuhu) sitzt an einem Schreibtisch und schaut ernst in die Kamera.
© Lake Chad Basin Commission

14.02.2025

Wasser grenzübergreifend managen – eine Chance für den Frieden

In unserem Interview erklärt Mamman Nuhu, Exekutivsekretär der Kommission des Tschadseebeckens, wie gemeinsames Wassermanagement hilft, die Sahel-Region zu stabilisieren.

Herr Nuhu, als Leiter der Tschadseebeckenkommission setzen Sie sich seit vielen Jahren für ein grenzüberschreitendes Wassermanagement ein. Welche Rolle spielt Wasser für Frieden, Sicherheit und Konfliktprävention in der Region?

Im Tschadseebecken spielt Wasser eine doppelte Rolle. Wasserknappheit, verschärft durch Umweltveränderungen und schlechtes Management, führt einerseits zu Konflikten, Vertreibungen und Terrorismus. Das schadet den Lebensgrundlagen der Menschen und schafft Konkurrenz. Andererseits kann Wasser, wenn es gut verwaltet wird, Frieden, Sicherheit und Entwicklung fördern. Die Hauptprobleme – Klimawandel, Konflikte und Vertreibungen – sind miteinander verknüpft, das macht es schwerer, sie zu bewältigen. Ein Problem kann andere Probleme auslösen und die Region weiter destabilisieren. Wenn fehlende Ressourcen Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen, müssen wir rechtzeitig Pläne entwickeln, die ihnen bei der Umsiedlung helfen. Dabei sind Themen wie Landmanagement, Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Elektrizität sowie Konfliktprävention zu berücksichtigen. Ohne gutes Management kann der Wettbewerb um Ressourcen zu Gewalt führen.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, damit Wassernutzung nicht zu Konflikten führt?

Die Tschadseebeckenkommission (LCBC) fördert Frieden und Sicherheit durch nachhaltiges Management von Wasser- und Umweltressourcen. Sie geht Klimawandel, Konflikte und Wasserknappheit mit einem mehrstufigen Ansatz an. Regional hat die Kommission Richtlinien für klima- und konfliktsensibles Wassermanagement etabliert. Diese Richtlinien bieten langfristige Lösungen, stimmen mit nationalen Politiken überein und fördern eine bessere Regierungsführung. Zum Beispiel bietet die Wassercharta der LCBC verschiedene Werkzeuge für das Management von Wasserinfrastrukturen und legt Verfahren für Wasserprojekte im Tschadseebecken fest.

Auf lokaler Ebene fördern wir partizipative, klima- und geschlechtersensible Ansätze. Wir haben zum Beispiel Plattformen für den Austausch zwischen den Gemeinden eingerichtet. Die örtlichen Gemeinden beim gemeinsamen Wassermanagement einzubinden, stärkt das Verständnis für die lokalen Bedürfnisse und schafft Lösungen durch Dialog, Vermittlung und Vertrauensbildung. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, unseren Mitgliedsstaaten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen Partnern stärken wir ländliche Gebiete in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Naturnahe Lösungen wie die Wiederherstellung von Teichen, die Sicherung von Sanddünen und die Nutzung sauberer Energie unterstützen die Lebensgrundlagen, reduzieren den Wettbewerb um Ressourcen und fördern die Klimabeständigkeit. Zudem verwalten wir wichtige Feuchtgebiete und Wanderkorridore, die von vielen Menschen genutzt werden. Auch das hilft, Spannungen zu reduzieren.

Sechs Hände halten gemeinsam an einem Seil fest.

Welchen Mehrwert bietet die regionale Zusammenarbeit für die Stabilität in der Sahelzone?

Regionale Zusammenarbeit ist entscheidend, um die komplexen Herausforderungen in der Sahelzone zu lösen. Effektives Wassermanagement erfordert zum Beispiel genaue Daten. Deswegen ist der Austausch von Daten zu Wasserressourcen zwischen den Mitgliedsstaaten entscheidend. Auch die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen ist enorm wichtig. Die Region leidet unter Gewalt und Unsicherheit, insbesondere durch grenzüberschreitend agierende Gruppen wie Boko Haram. Die LCBC koordiniert die Bemühungen gegen diese Gruppe. Durch die Multinational Joint Task Force (MNJTF) arbeiten die Mitgliedstaaten bei Militäroperationen und dem Austausch von Geheimdienstinformationen zusammen. Sie gehen auch die Ursachen von Unterentwicklung und Extremismus an, indem sie wirtschaftliche Entwicklung, humanitäre Hilfe und die Wiederherstellung staatlicher Autorität fördern.

Wie kann das grenzüberschreitende Wassermanagement im Tschadseebecken in einer zunehmend fragilen Welt erfolgreich sein?

Seit über 60 Jahren fördert die LCBC die regionale Zusammenarbeit und navigiert durch politische Veränderungen in ihren Mitgliedsländern und der Sahelzone. Ihre Stabilität hängt davon ab, den Dialog zwischen den Mitgliedsstaaten zu ermöglichen, beispielsweise zu Klimaresilienz und wirtschaftlicher Stabilität, und gemeinsame Werkzeuge zu schaffen, die auf höchster politischer Ebene akzeptiert werden. Dies stärkt die regionale Stabilität und zeigt den Mitgliedsstaaten, welche Vorteile es bringt, zusammenzuarbeiten. Wichtig für ein erfolgreiches grenzüberschreitendes Wassermanagement im Tschadseebecken ist auch, dass Entscheidungen datengestützt und mit technischer Expertise getroffen werden. Das stärkt die Glaubwürdigkeit der Kommission und die Verantwortlichkeit der Mitglieder. Starke institutionelle Regeln und diplomatische Verbindungen sowie regelmäßige Treffen auf staatlicher und ministerieller Ebene verstärken den regionalen Zusammenhalt und tragen zu einem erfolgreichen Ressourcenmanagement am Tschadsee bei.

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