Ob als Schulsprecherin oder durch Rapmusik: selbst die Initiative ergreifen und zu lernen, wie stark das macht, öffnet für Jugendliche einen neuen Blick auf die Zukunft. In lokalen Projekten probieren junge Menschen aus Guatemala, Jordanien und dem Libanon sich aus – das macht nicht nur Spaß, sondern verändert die gesamte Gesellschaft.
Die globale Initiative „Fridays for Future” hat einmal mehr aufgezeigt, wie viel junge Menschen in Bewegung setzen können. Sie haben die Motivation und Kraft politische wie auch soziale Veränderungen anzustoßen und scheuen sich nicht, sie zu nutzen. Das macht sie zu einem wichtigen Ausgangspunkt für gesellschaftliche Veränderungen. Wie aber stärkt man Jugendliche aus Ländern, in denen ein stabiles soziales Umfeld oder Vertrauen in das politische System nicht zum Alltag gehören? Zwei Projekte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Guatemala, Jordanien und dem Libanon im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) erreichen Jugendliche in der Schule oder durch Musikworkshops in der Freizeit. Das klare Ziel immer vor Augen: Selbstbewusste, engagierte junge Erwachsene, die ihre Gesellschaft modernisieren und den Zusammenhalt festigen.
Eine von ihnen ist Celia aus Guatemala: Mit 16 Jahren kannte sie kein Mädchen, das jemals Klassensprecherin war – geschweige denn Mitglied der Schülervertretung. In Guatemala arbeitet die GIZ gemeinsam mit dem nationalen Bildungsministerium daran, dass Schüler*innen wie Celia nicht nur eine bessere Schulbildung erhalten, sondern auch lernen, was es bedeutet Staatsbürger*in zu sein. Zum Beispiel durch Trainings an Schulen, wo den Schüler*innen vermittelt wird, wie wertvoll es ist, eine Schülervertretung zu wählen und welchen gesellschaftlichen Einfluss man als Mitglied einer Schülervertretung schon haben kann. Bisher haben knapp 750 Schüler*innen an den Trainings teilgenommen und ihre Schülervertretungen gewählt. Die gewählten Vertreter*innen haben Gemeinschaftsprojekte ins Leben gerufen, zum Beispiel recyclebare Müllbehälter zu bauen und in der Stadt zu verteilen. An diesen Projekten haben über 7.000 Schüler*innen teilgenommen – und profitieren davon.
Perspektive Bürgermeisterin
Die Trainings ermutigen insbesondere Mädchen und junge Frauen an den Wahlen teilzunehmen und sich zur Wahl aufstellen zu lassen. Mit Erfolg: Die Hälfte der teilnehmenden Schüler*innen war weiblich. „Früher dachte ich: Frauen können das nicht. Im Training erkannte ich, dass das nicht stimmt und nahm die Herausforderung an“, berichtet Celia von ihrer Wahl. Nachdem die heute Neunzehnjährige dann Klassensprecherin war, erreichte sie mit der Wahl zur stellvertretenden Schülersprecherin einen weiteren Meilenstein. Celia berichtet, dass seitdem regelmäßig Mädchen zur Wahl antreten. Und von ihren Plänen für die Zukunft: „Ich möchte als erste Frau Gemeindebürgermeisterin werden“.
Musik als Sprachrohr
Im Libanon und in Jordanien haben junge Menschen nur wenige Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Jugendliche mit Fluchthintergrund sind dabei oft noch zusätzlich durch Vorurteile oder Sprachbarrieren benachteiligt. Ähnlich wie in Guatemala, erreicht ein Projekt der GIZ diese Jugendlichen mit praktischen Projekten auf Augenhöhe. Im Auftrag des BMZ werden zum Beispiel Musikworkshops angeboten, in denen die Jugendlichen durch eigene Texte und Songs lernen, sich mit ihren Bedürfnissen und Wünschen auseinanderzusetzen und diese vor Publikum auszudrücken. Das stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl: Die jungen Erwachsenen bauen Vertrauen in das eigene Handeln auf und werden ermutigt, sich auch gesellschaftlich einzubringen. Mittlerweile haben mehr als 1.400 Jugendliche und junge Erwachsene an den Projektaktivitäten teilgenommen. Zudem bildete sich ein eigener Jugendrat aus 20 jungen Menschen, der Partizipationsprozesse unterstützt. In den sozialen Netzwerken erreichen die Videos und Beiträge des Projekts regelmäßig mehr als 8.000 Follower.
Vor Ort geht es darum, für und mit den Jugendlichen sichere Räume zu schaffen, in denen sie sich frei entfalten und die sie selbst gestalten können. Dort können junge Erwachsene mit unterschiedlichen Hintergründen gemeinsame Erfahrungen sammeln, um Vorurteile abzubauen und stärker zusammenwachsen. Reem Moufarrej arbeitet in einem der libanesischen Jugendräte, die sich im Projekt einbringen. Für sie ist klar: „Die Jugendlichen haben so großes Potenzial. Alles was sie brauchen ist Unterstützung, dann können sie ihre Zukunft aktiv mitgestalten“. Investitionen in Jugendliche sind eine Investition in die Zukunft. Sie können im besten Fall zu gesellschaftlichen Umbrüchen führen und vor allem einen langfristigen Wandel im Bewusstsein bewirken. So können die Jugendlichen selbst die Veränderung sein, die sie in der Gesellschaft sehen möchten.
Stand: August 2022