Nachhaltige urbane Mobilität
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Nachhaltige Urbane Mobilität
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kolumbien
Politischer Träger: Kolumbianisches Verkehrsministerium (Ministerio de Transporte, MdT)
Gesamtlaufzeit: 2020 bis 2022
Ausgangssituation
Kolumbien ist das Land mit den fünfthöchsten Treibhausgasemissionen in Lateinamerika. Davon erzeugt der Verkehr elf Prozent. Kolumbianische Städte leiden unter häufigen Staus, die durch die unproduktive Wartezeit zu volkswirtschaftlichen Verlusten führen. Zudem verursachte die verkehrsbedingte starke Luftverschmutzung in 2018 allein in Bogotá bei circa zehn Prozent der Stadtbevölkerung Erkrankungen der Atemwege. Darüber hinaus zählt Kolumbien in 2017 knapp 7.000 Verkehrstote mit einem hohen Anteil an Radfahrenden. Insgesamt beträgt der Anteil an Frauen am Radverkehr nur 20 Prozent. Das ist der mangelnden Sicherheit im öffentlichen Raum, fehlender Beleuchtung und zu wenigen staatlichen und privaten Sicherheitsdiensten geschuldet.
Um für weniger Staus und verkehrsbedingte Luftverschmutzung zu sorgen, wurden in vielen kolumbianischen Städten Schnellbusssysteme (Bus Rapid Transit, BRT) eingeführt. Trotz öffentlicher Subventionen können die zumeist privaten Betreiber die BRT in den kolumbianischen Mittelstädten nicht wirtschaftlich betreiben: Die Auslastung ist zu gering. Die fehlende Attraktivität der BRT liegt vorrangig an deren unzureichender Anbindung an weitere Verkehrsmittel wie Busse, Fahrräder, Elektroroller oder Taxis. Lange Wartezeiten und größere Distanzen beim Wechsel der Verkehrsmittel verleiten viele Bewohner*innen dazu, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht zu nutzen. Zudem fehlt es an Möglichkeiten auch kurze Distanzen komfortabel zurückzulegen.
Ziel
Die Rahmenbedingungen zur Förderung von nichtmotorisiertem Verkehr (NMV) und Verkehrsnachfragemanagement (VNM) sind in den kolumbianischen Mittelstädten Barranquilla, Bucaramanga und Pasto verbessert.
Vorgehensweise
Um die Attraktivität der BRT und somit des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen, arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag der Deutschen Klima- und Technologieinitiative (DKTI) gemeinsam mit dem kolumbianischen Verkehrsministerium. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für zwei Konzepte zur verbessern: Zum einen soll der nichtmotorisierte Verkehr (NMV) gefördert werden. Allen voran der Fahrradverkehr als Zubringer zu den BRT. Zum anderen soll das Verkehrsnachfragemanagement (VNM) unterstützt werden. Dazu gehören Maßnahmen wie eine Innenstadtmaut, Parkgebühren oder Vorrechte umweltschonender Verkehrsträger, die den motorisierten Individualverkehr weniger attraktiv machen sollen.
Das Projekt setzt diese Vorhaben exemplarisch in drei Pilotstädten um, die gemeinsam mit dem Verkehrsministerium ausgewählt wurden.
In den Pilotstädten richten sich die Schulungs- und Trainingsangebote zu NMV und VNM vornehmlich an Stadt- und Verkehrsplaner*innen städtischer Behörden. So sollen die Konzepte in die Mobilitäts- und Entwicklungspläne integriert werden. Die Materialien werden bei den zuständigen Behörden, der Agentur für Verkehrssicherheit und dem Nationalen Ausbildungsdienst (SENA) verankert.
Flankierend richten sich Kampagnen sowie Medienbeiträge an die breite Bevölkerung sowie Journalist*innen und den Einzelhandel, um die Maßnahmen zu verbreiten und Akzeptanz zu schaffen.
Wirkungen
- In den drei Städten Barranquilla, Bucaramanga und Pasto profitieren 2,2 Millionen Einwohner*innen vom besseren öffentlichen Nahverkehr, weniger Staus und verbesserter Luftqualität.
- 100 Mitarbeiter*innen von Stadtverwaltungen und Transportunternehmen in den Projektstädten (davon 50 Prozent Frauen) haben bessere Kenntnisse über den Nutzen von NMV und VNM.
- In einer der drei Projektstädte hat sich der NMV entlang einer Hauptzubringerachse zum ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen verdoppelt.
- Der Anteil der Frauen, welche das Fahrrad als Transportmittel nutzen, hat sich erhöht.
- Die Beleuchtung im öffentlichen Raum und in der NMV-Infrastruktur (Stationen, Fahrzeugen) ist verbessert und erhöht damit die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen.
Stand: März 2021