EUROCLIMA+: Klimaschutz in Lateinamerika fördern
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Deutscher Beitrag zum EU-Programm Klima in Lateinamerika, EUROCLIMA+
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert von: Europäische Union
Land: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Uruguay, Venezuela
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2024
Ausgangssituation
Rekordbrände im Regenwald und Artensterben, wachsende Bevölkerungszahlen mit einhergehender Urbanisierung und Mobilisierung, Landnutzungsveränderungen sowie politische und gesellschaftliche Umbrüche im Zeichen der COVID-Pandemie: Der lateinamerikanische Kontinent spielt aufgrund einer Vielzahl von Herausforderungen eine bedeutende Rolle für den globalen Klimaschutz. Dafür benötigt es ein Umdenken bezüglich Wachstum und Entwicklung hin zu umwelt- und klimafreundlichen Alternativen, insbesondere bei den Themen Landwirtschaft und Ökosysteme sowie Verkehr und Energie.
Die Erderwärmung lässt sich nur dann auf 1,5°C begrenzen, wenn die 2015 im Klimaabkommen von Paris gesetzten Ziele erreicht und die Ambitionen der nationalen Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) weiter gesteigert werden. Dafür müssen die Klimaziele fester in den Politiken verankert und unterschiedliche staatliche und nichtstaatliche Entscheidungsträger*innen stärker eingebunden und koordiniert werden.
Ziel
Relevante Entscheidungsträger*innen in Lateinamerika sind besser befähigt, das Pariser Klimaabkommen mit Ausrichtung auf ein 1,5-Grad-Ziel umzusetzen. Die Energie- und Verkehrssysteme sowie die Landwirtschaft der Partnerländer richten sich an den Klimazielen aus, Ökosysteme und Biodiversität werden besser geschützt und die Treibhausgasemissionen sind gesunken.
Vorgehensweise
Das Vorhaben EUROCLIMA+ ist ein kofinanziertes Regionalprogramm der Europäischen Union (EU). Es soll die aktuell 18 Kooperationsländer in Lateinamerika leistungsfähiger darin machen, eine effektive Klimapolitik umzusetzen und einen transformativen Wandel anzustoßen. Dafür arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in verschiedenen Themenbereichen jeweils mit unterschiedlichen Organisationen zusammen:
- Urbane Mobilität (GIZ und Agence Française de Développement, AFD): In Zusammenarbeit mit der MobiliseYourCity-Partnerschaft werden die Länder bei der Entwicklung nationaler Stadtverkehrspolitiken und -finanzierungsprogramme sowie lokaler Stadtverkehrspläne unterstützt. Gleichzeitig führt das Vorhaben dazu Pilotprojekte durch.
- Klimaresiliente Ernährungssicherung (GIZ und Expertise France, EF): Hier finanziert und setzt die GIZ innovative Pilotprojekte zu kleinbäuerlicher klimaangepasster Landwirtschaft um.
- Im Bereich Wald, Biodiversität und Ökosysteme (EF und GIZ) übernimmt die GIZ die projektbegleitendende Kompetenzentwicklung und technische Beratung der von EF finanzierten Projekte.
- Das Thema Klimafreundliche Energiesysteme (GIZ mit AFD und Agencia Española de Cooperación Internacional para el Desarrollo, AECID) setzt sich für eine Energiewende ein, um zur Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit der Wirtschaft beizutragen.
Zusätzlich führen AFD und AECID Maßnahmen zum integrierten Wassermanagement und einer nachhaltigen Trinkwasserversorgung in Städten sowie zur Minderung des Katastrophenrisikos sowie Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und Überschwemmungen durch.
In Länderdialogen auf politischer Ebene identifiziert und priorisiert das Vorhaben neue Aktivitäten auf Basis der Bedarfe der einzelnen Länder, um die Klimaschutzbeiträge umsetzen zu können. Dabei fokussiert sich die GIZ darauf, die Koordination und Kooperation zur NDC-Umsetzung zu fördern. Dies erfolgt sektorübergreifend und mit unterschiedlichen Akteuren verschiedener Ebenen, u.a. durch Einbindung der Privatwirtschaft. Ein weiterer Schwerpunkt sind Maßnahmen zu Klimafinanzierung.
Weitere Aktivitäten zu den übergreifenden Themengebieten Pläne und Politik, Transparenz, Klimabildung sowie Gender und vulnerable Gruppen führen die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und Karibik (CEPAL), das Umweltprogramm der Vereinten Nationen und die Fundación Internacional y para Iberoamérica de Administración y Politicas Públicas (FIIAPP) durch.
Die Auswahl der Maßnahmen erfolgt in enger Abstimmung mit der EU und den jeweiligen politischen Partnern in den Umwelt- und Fachministerien vor Ort, die auch in die weitere Zusammenarbeit eingebunden sind.
Da Lateinamerika stark von der COVID-19-Pandemie betroffen ist, soll die klimafreundliche Wirtschaftserholung besonders berücksichtigt werden. EUROCLIMA+ unterstützt dabei, die lateinamerikanischen Wirtschaften möglichst widerstandsfähig, nachhaltig und kohlenstofffrei wiederaufzubauen.
Wirkungen
Das Vorhaben bildete strategische Kompetenzen verschiedener Akteuren zu unterschiedlichen Themen aus: Dazu zählen Klimafinanzierung, Formulierung bankfähiger Projekte, langfristige Klimastrategien, Multi-Akteurs-Kooperation, Einbindung der Privatwirtschaft, Mehrebenenansätze, Einbeziehung indigener Völker, strategische und partizipative Stadtverkehrsplanung, landwirtschaftliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und andere technischen Themen des Bereichs Wald, Biodiversität, Ökosysteme.
Zudem wurde der Erfahrungs- und Wissensaustausch intensiviert und die Netzwerkbildung gefördert. Dies erfolgte durch sogenannte Communities of Practice mit regelmäßigem Austausch, Peer-to-Peer-Aktivitäten und regionalen Workshops.
Die virtuelle Plattform ndclac.org fasst die Erfahrungen zur NDC-Planung und -Umsetzung in den 18 Partnerländern systematisch zusammen.
Gleichzeitig stärkte das Vorhaben Verfahren und Instrumente zur Interaktion und Beteiligung unterschiedlicher Akteure bzw. Institutionen aus verschiedenen Sektoren und Ebenen. Hier sind der Multi-Akteurs-Dialog zu Klimafinanzierung und zur Förderung territorialer NDC-Umsetzung zu nennen.
Um die Genderperspektive zu integrieren, wurden programmübergreifende Tools entwickelt, genutzt und validiert.
Weiteres Wissen generierte und verbreitete das Vorhaben durch Studien und (Online-)Seminare. Themen waren Nature-based Solutions sowie die Erfahrungen bezüglich Einbindung der Privatwirtschaft in NDC-Prozesse.
Außerdem verstärkten partizipative Prozesse und Dialoge die Identifikation verschiedener Interessenvertreter*innen in der Entwicklung und Umsetzung von Stadtverkehrspolitiken sowie die NDC-Ambitionen im Verkehrssektor.
Schließlich erreichte das Vorhaben die internationale Positionierung der Partnerländer, z.B. durch die Organisation von Veranstaltungen bei den UN-Klimakonferenzen (COP) oder der lateinamerikanischen Klimawoche.
Stand: April 2021