Kühlschrankrecycling in Brasilien
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Unterstützung bei der Einführung eines Kühlschrankrecycling-Programms, einschließlich der Errichtung einer Musteranlage Step I/ Step II, in Brasilien
Auftraggeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)
Land: Brasilien
Politischer Träger: Ministério do Meio Ambiente (MMA) (Brazilian Ministry of Environment)
Gesamtlaufzeit: 2008 bis 2020
Ausgangssituation
Über 90 Prozent der Haushalte in Brasilien besitzen einen Kühlschrank, in der Mehrzahl handelt es sich um alte Geräte mit hohem Stromverbrauch. Brasilien verfolgt das Ziel, diese oft mit Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) betriebenen Kühlschränke durch neuere, energieeffizientere Geräte zu ersetzen. Das in den alten Kühl- und Gefriergeräten enthaltene FCKW soll umweltschonend entsorgt werden. Treibende Kraft für den Austausch der Kühlgeräte sind derzeit die brasilianischen Energieversorgungsunternehmen. Denn sie sind dazu verpflichtet, 0,5 Prozent ihrer jährlichen Netto-Einkünfte in soziale oder ökologische Projekte zu investieren.
Ein Teil dieser Mittel wird genutzt, um alte Kühlgeräte kostenfrei durch neue, energieeffiziente zu ersetzen. So wurden bisher etwa 50.000 einkommensschwache Haushalte in städtischen Armenvierteln mit neuen Kühlschränken ausgestattet. Es wird geschätzt, dass im Laufe der nächsten zehn Jahren zusammengerechnet rund 50 Millionen mit fluorierten Kältemitteln betriebene Altgeräte, wie etwa Kühlschränke, Gefriertruhen, gewerbliche Geräteanlagen, zurückgenommen und recycelt werden müssen.
Im Moment gibt es kein effektives Recyclingsystem für Kühlschränke. Die im Kältekreislauf (25 Prozent) und im Isolationsschaum (75 Prozent) der Kühlgeräte enthaltenen FCKW haben ein hohes Treibhausgaspotential von 10.900 (FCKW-12) und 4.750 (FCKW-11). Ein umweltfreundliches Recycling und die anschließende Zerstörung nicht wiederverwertbarer Kältemittel ist dringend nötig, um die Emission der Gase zu verhindern.
Ziel
Brasilien hat ein Rücknahme- und Recyclingsystems für alte Haushaltskältegeräte etabliert. In den nächsten zehn Jahren werden über 50 Millionen Altgeräte und nicht wiederverwertbarer Kältemittel entsorgt.
Vorgehensweise
Das Projekt baut ein beispielhaftes Recyclingsystem für alte Kühlgeräte in Brasilien auf. Hierzu stellt es den Projektpartnern Pilotanlagen zur Verfügung, welche die in den Kühlkreisläufen sowie im Isolierschaum enthaltenen Treibhausgase zurückgewinnen und zerstören können. Die brasilianische Betreiberfirma Revert Brasil Soluções Ambientais Ltda. wird darin geschult, die Anlagen zu bedienen und zu warten. Darüber hinaus unterstützt das Projekt die brasilianische Regierung dabei, entsprechende technische Standards und Vorschriften einzuführen. Diese sollen unter Einhaltung von Umweltstandards eine hohe Betriebsqualität der Pilotanlage und in Zukunft betriebener weiterer Anlagen gewährleisten.
Darüber hinaus berät das Projekt die brasilianische Regierung dabei, ein modellhaftes Rücknahmesystem für Haushaltskältegeräte aufzubauen sowie gesetzliche Verordnungen in Zusammenarbeit mit relevanten Anspruchsgruppen umzusetzen.
Wirkungen
Das Vorhaben hat bislang die folgenden Wirkungen erzielt:
- Eine Recyclinganlage mit einer jährlichen Kapazität von rund 350.000 Kühlgeräten wurde installiert, die Emissionen von bis zu einer CO2-Äquivalente kann künftig vermieden werden;
- Die beim Recyclingprozess getrennten Bestandteile der Kühlgeräte, wie etwa Metalle und Kunststoffe, werden von der lokalen Industrie wiederverwendet;
- Die Rücknahme und das Recycling von Kühlgeräten ist – zum Beispiel im Rahmen der Austauschprogramme der Stromversorger – wirtschaftlich attraktiv;
- Die brasilianische Regierung hat die „Solid Waste Policy“ verabschiedet. Diese schreibt die Umsetzung eines Rücknahme-Systems entsprechend der sogenannten Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE Richtlinie), fest. Seit der Verabschiedung des Gesetzes setzt sich eine Arbeitsgruppe mit der Rücknahmeproblematik von elektrischen und elektronischen Altgeräten auseinander. Sie arbeitet derzeit daran, eine Einigung hinsichtlich Zuständigkeiten und Durchführungsmodi für ein nationales Rücknahmesystem zu erwirken;
- Die Einbindung der Müllsammler erhält einen hohen politischen Stellenwert. Vertreter von Müllsammlervereinigungen sind in den Arbeitsgruppen der Regierung vertreten, die die Umsetzung der neuen Abfallpolitik und Rücknahmesysteme diskutieren;
- Standards und Normen werden verbreitet;
- Das Projekt hat Signalwirkung für latein- und südamerikanische Länder. Mit großem Interesse verfolgen sie die Entwicklung auf regelmäßig vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP) organisierten Netzwerktreffen.