Reduzierung von Armut und Ungleichheit in der Agenda 2030
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung:Sektorvorhaben „Reduzierung von Armut und Ungleichheit in der Agenda 2030“ Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Land: Global Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2020
Ausgangssituation
In den vergangenen Jahren wurden weltweit Erfolge bei der Reduzierung von Armut erzielt – seit 1990 konnten sich mehr als eine Milliarde Menschen aus extremer Armut befreien. Dennoch lebten 2015 noch immer rund zehn Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut. Das heißt: Über 700 Millionen Menschen lebten von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Darüber hinaus sind 1,3 Milliarden Menschen von multidimensionaler Armut betroffen: Das bedeutet, sie haben keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Bildung, Gesundheit und notwendiger Grundversorgung wie Energie und Wasser.
Die globalen Fortschritte waren zudem ungleich verteilt, sowohl innerhalb eines Landes als auch im Ländervergleich haben nicht alle Länder und Bevölkerungsgruppen im gleichen Umfang profitiert.
Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung im Globalen Süden leben in Ländern mit steigender Einkommensungleichheit. Wachsende Ungleichheit verhindert nachhaltige Entwicklung und verringert das Wirtschaftswachstum und den sozialen Zusammenhalt von Gesellschaften. Es besteht mittlerweile internationaler Konsens darüber, dass eine Reduzierung der Ungleichheit notwendig ist, um Armut bis 2030 zu beenden.
Darüber hinaus werden bestimmte Bevölkerungsgruppen, oft Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen oder Minderheiten, systematisch zurückgelassen.
Die Reduzierung von Armut und Ungleichheit sind Kernziele der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Die Agenda 2030 formuliert den Anspruch, „Armut in allen Formen und überall zu beenden“ (Ziel 1) sowie „Ungleichheit innerhalb und zwischen Staaten zu verringern“ (Ziel 10). Die Bedeutung der Themen Armut und Ungleichheit findet sich zudem im Umsetzungsprinzip der Agenda 2030 – „Niemanden zurückzulassen“ (Leave no one behind / LNOB) – wieder.
Ziel
Die Ziele 1 und 10 der Agenda 2030 sowie das Prinzip „Leave no one behind“ sind in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gestärkt.
Vorgehensweise
Das Vorhaben berät das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bei der Umsetzung der Agenda 2030, vor allem im Hinblick auf die Ziele 1 und 10 sowie das übergeordnete Prinzip „Leave no one behind“. Um Armut und Ungleichheit effizient zu reduzieren, bedarf es kontextspezifischer Analysen und individueller Lösungsansätze. Das Vorhaben entwickelt und pilotiert daher ein Armuts-Analyse-Instrument sowie eine Ungleichheitsdiagnostik. Mit diesen werden die Ursachen und Treiber von Armut und Ungleichheit in bestimmten Länderkontexten identifiziert und Wissensgrundlagen geschaffen. Außerdem können konkrete Handlungsempfehlungen für eine stärkere Berücksichtigung der Themen abgeleitet werden. Des Weiteren werden Beratungswerkzeuge, Projektansätze und Beispielindikatoren entwickelt, mit denen die Themen in der Projekt- und Politikarbeit in Partnerländern der EZ gestärkt werden. Dazu zählen etwa das „Inequality Policy Mix Toolkit“, „Pro-Poor Digital Access Assessment Tool“, Beispielindikatoren zu Armut, Ungleichheit und LNOB sowie Projektansätze zur Armutsreduzierung in fragilen Staaten.
Das Vorhaben engagiert sich zudem im Rahmen eines Multi-Akteurs-Netzwerks zur Reduzierung von Ungleichheit. Zusammen mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die den Nord-Süd-Austausch und den Austausch zu bestehenden Ansätzen zwischen den verschiedenen Akteuren fördern. Es wurden Seminare und Konferenzen unter anderem in Kapstadt und Brüssel organisiert, die insgesamt 150 Teilnehmer*innen aus verschiedenen Partnerländern erreichten.
Der Innovationsfonds „Inequality Challenge“ zielt darauf ab, die Themen Ungleichheit und LNOB in den Partnerländern der deutschen EZ exemplarisch umzusetzen, Lernerfahrungen zu generieren und innovative Instrumente zur Ungleichheitsreduzierung zu entwickeln und anzuwenden. Der Fonds umfasst zehn Projekte in verschiedenen Partnerländern weltweit. Darüber hinaus werden Umsetzungserfahrungen zu LNOB aufgearbeitet. Im Rahmen eines Online-Trainings werden wichtiges Know-How und das Lernen in der Gruppe (Peer-Learning) zwischen Akteuren der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und Externen gefördert.
Wirkungen
Armutsorientierung: Durch einzelne Fördermaßnahmen in den Partnerländern werden ausgewählte Gruppen direkt erreicht. Ein „Multidimensional Poverty Peer Network“ (MPPN) vernetzt Länder, die einen multidimensionalen Armutsindex einführen und diesen zur Politikgestaltung und zur Berichterstattung über die Umsetzung der Agenda 2030 nutzen.
Gleichberechtigung der Geschlechter: Unterschiedliche Politikbereiche stimmen sich im Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen und Männern besser ab. Bei der Umsetzung des Innovationsfonds etwa werden zentrale Aspekte des Abbaus von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern behandelt.
Menschenrechte: Die Maßnahmen des Vorhabens wirken positiv auf die Einhaltung von Menschenrechten. Die Stärkung des LNOB-Prinzips steht in engem Zusammenhang mit der Förderung der Menschenrechte.
Durch Seminare und Trainings wird ein reger Wissenstransfer zwischen Menschen angeregt. Hierdurch wird im In- und Ausland hohe Aufmerksamkeit auf die Kernprinzipien des Sektorvorhabens gelenkt.