Widerstandsfähigkeit der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis gegen saisonalen Wassermangel stärken
Projektkurzbeschreibung
Projekt-/Programmbezeichnung: Stärkung der Lebensgrundlagen vulnerabler Gemeinden in von saisonalem Wassermangel betroffenen Regionen im Südosten Haitis
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit u. Entwicklung (BMZ)
Land: Haiti
Politischer Träger: Ministerium für Planung und externe Kooperation
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2019
Ausgangssituation
Haiti hat eines der weltweit höchsten Risiken für Naturkatastrophen. Die größten Gefahren gehen im Südosten des Landes von tropischen Wirbelstürmen aus, deren Starkregen zu Hangrutschungen und Erosionsschäden führen. Zunehmend wirkt sich auch der Klimawandel auf die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf aus. Zeitlich unregelmäßige und lang anhaltende Trockenperioden bis hin zu Dürren entstehen, beispielsweise 2014 und 2015. Die Wasserressourcen der Region beschränken sich, neben den Niederschlägen, auf einige wenige Quellen, von denen nur zwei ganzjährig wasserführend sind.
Neben der globalen Klimaveränderung tragen die Abholzung des Primärwaldes und die Umwandlung von Wald in Ackerfläche, vor allem in steilen Hanglagen, zur Minderung der natürlichen Erneuerung der Wasserressourcen bei. Seit 1920 ist die Waldfläche Haitis von über 60 auf unter 2 Prozent gesunken. Die acker- und gartenbauliche Nutzung, beispielsweise der Anbau von Hackfrüchten, setzt den Boden starken Regenfällen aus und führt so zu Erosion sowie zur Verminderung von Infiltration und Wasserrückhaltevermögen. Die für die Region bedeutsame Ökodienstleistung des Waldes zur Temperaturregulierung und Wasserspeicherung wird gemindert, die Quellen versiegen schneller und häufiger.
Bei Versorgungsengpässen erhöht sich der Wasserpreis aufgrund des zusätzlichen Transportes erheblich. Für die Kleinbauernfamilien sind längere Trockenperioden existenzbedrohend, da sie zusätzliche finanzielle Mittel für Trinkwasser aufwenden müssen – bei zu erwartenden Mindereinnahmen aufgrund von Ernteausfällen. Ungereinigtes Oberflächenwasser ist wegen der schlechten sanitären Bedingungen als Trinkwasser nicht geeignet.
Im El-Niño-Jahr 2015 führte der Wassermangel zu extremen Versorgungsengpässen der Haushalte sowie zu Ernteverlusten von 60 bis 80 Prozent. Die Nahrungsknappheit zwang die Bevölkerung, Saatgutvorräte zu verzehren, sodass anschließend die Produktionsgrundlage sank. Ertragsminderungen und -ausfälle waren die Folge. Die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung im Südosten Haitis gegenüber den wiederkehrenden Trockenperioden ist bei weitem nicht ausreichend.
Ziel
Die Resilienz der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis gegenüber wiederkehrenden Trockenperioden ist erhöht.
Vorgehensweise
Um die Widerstandsfähigkeit der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis gegen wiederkehrende Trockenperioden und saisonalen Wassermangel zu stärken, arbeitet das Vorhaben vor allem in drei Handlungsfeldern:
- Verbesserung der Wasserverfügbarkeit während der Trockenperioden
Im Rahmen von entwicklungsfördernder und strukturbildender Übergangshilfe wird das Vorhaben die ländliche Bevölkerung in ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber wiederkehrenden Trockenperioden stärken und damit zu Ernährungssicherheit und Armutsminderung im Südosten Haitis beitragen. - Bau von Regenwasserspeichern, beispielsweise Zisternen
Maßnahmen zur Erweiterung der Speicherkapazität für Wasser und zum nachhaltigen Management der Wasserinfrastruktur verbessern die Lebensgrundlage der Bevölkerung unmittelbar. Frauen und Kinder, zu deren Aufgaben in den meisten Haushalten die Bereitstellung von Wasser gehört, sollen davon besonders profitieren. - Anpassung der landwirtschaftlichen Produktionssysteme an die klimatischen Veränderungen
Im Zentrum steht die kleinbäuerliche Landwirtschaft, deren Produktionssysteme gegenüber klimabedingten Risiken stabilisiert werden sollen. Das Vorhaben soll die notwendige Anpassung an den Klimawandel fördern und effiziente Praktiken zur Desertifikationsbekämpfung, zum Schutz der Bodenfruchtbarkeit und zur Regenwassersammlung und -konservierung verbreiten. Zugleich soll dadurch zum Erhalt der natürlichen Wasserressourcen beigetragen werden.
Die lokale Verwaltung und die betroffene Bevölkerung haben keinen oder sehr geringen finanziellen Handlungsspielraum. Im Rahmen der Maßnahmen sind deshalb Finanzierungen von Sachgütern und die Beschaffung von Arbeitsmaterialien, entsprechend der fortlaufenden Bedarfe, vorgesehen.
Zur Verbesserung der Basisinfrastruktur und der ländlichen Zufahrtswege sowie des Erosionsschutzes an steilen Hanglagen sollen zusätzlich mit lokalen Arbeitsbrigaden sogenannte Cash-for-work-Maßnahmen umgesetzt werden. Sie bieten besonders betroffenen ländlichen Haushalten eine kurzfristige finanzielle Stütze bei Versorgungslücken.
Die Kompetenzentwicklung in staatlichen Institutionen und für kommunale zivilgesellschaftliche Organisationen in den Sektoren Wasser und Landwirtschaft ist Bestandteil des Vorhabens. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Kenntnissen über wirtschaftlichen Betrieb und nachhaltiges Management der Infrastrukturen sowie zum Katastrophenrisikomanagement.