Energieeffizienz in der urbanen Mobilität

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Energieeffizienz in der urbanen Mobilität
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Brasilien
Politischer Träger: Ministério das Cidades / Städteministerium
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2018

Brasilien. Leihfahrräder an einer Metrostation in Rio de Janeiro. (Foto: Manfred Breithaupt) © GIZ

Ausgangssituation

Auf Brasiliens Straßen fahren insgesamt etwa 55 Millionen Pkw, Motorräder, leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse. Die Folgen: Staus, ein erhöhter Treibhausgas- und Schadstoffausstoß, eine erhebliche Lärmbelastung sowie zahlreiche Unfälle. Dadurch ist der Energieverbrauch pro Personenkilometer hoch, was die Mobilität ineffizient macht. Gleichzeitig stoßen die städtischen Transportsysteme an ihre Grenzen. Wenn nicht möglichst bald neue Mobilitätskonzepte entwickelt und umgesetzt werden, könnte sich die Lebensqualität von Millionen Brasilianerinnen und Brasilianern erheblich verschlechtern. Laut dem brasilianischen Sektorplan für urbanen Transport und Mobilität zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel (2013) werden die CO2-Emissionen in der Personenbeförderung 2020 die Marke von 135 Millionen Tonnen überschreiten. Dies entspräche einem Anstieg um 52 Prozent im Vergleich zu 2010. In diesem Szenario würden auf den Individualverkehr 64 Prozent und auf den öffentlichen Nahverkehr 36 Prozent der durch die Personenbeförderung verursachten CO2-Emissionen entfallen.

Die 2012 verabschiedete Strategie für urbane Mobilität (PNMU) Brasiliens legt nationale Richtlinien fest, die dem öffentlichen Nahverkehr und emissionsfreien Alternativen wie nichtmotorisierten Verkehrsmitteln Vorrang einräumen. Außerdem ist in der Strategie festgelegt, dass Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern gesetzlich dazu verpflichtet sind, einen Mobilitätsplan zu entwickeln.

Die Umsetzung dieser Richtlinien stellt die brasilianischen Kommunen vor große Herausforderungen. So müssen nun Planer und Verkehrsingenieure ausgebildet und multidisziplinäre Teams aufgebaut werden. Dennoch haben sich bereits viele Städte dazu verpflichtet, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, und sind dabei, ihre Verkehrssysteme effizienter zu gestalten.

Ziel

Die Voraussetzungen für die Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen in der urbanen Mobilität brasilianischer Städte sind verbessert.

Vorgehensweise

Lebenswerte Städte mit einer nachhaltigen Mobilität, die sich am Menschen und nicht am Auto orientiert, erfordern neue, bessere Konzepte, die dem A-S-I-Prinzip folgen (Avoid-Shift-Improve). Dieser Ansatz orientiert sich nicht am Angebot, sondern an der Nachfrage. A-S-I fördert alternative Fortbewegungsmittel und nachhaltige, energieeffiziente Transportsysteme, die zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes, zur Verkürzung der Fahrzeiten und zur Verbesserung der Lebensqualität in brasilianischen Städten insgesamt beitragen.

Für die Steigerung der Energieeffizienz der urbanen Mobilität sind drei Faktoren entscheidend: das Transportwesen als Ganzes (Systemeffizienz), individuelle Fahrten (Fahrteffizienz) sowie die Fahrzeugtechnik (Fahrzeugeffizienz). Hinzu kommen drei grundlegende Strategien:

  1. Verhinderung einer weiteren Verkehrszunahme und Verringerung der bestehenden Nachfrage
  2. Verschiebung der Nachfrage auf effizientere Verkehrsmittel und Verbesserung des Streckennetzes
  3. Verbesserung der Effizienz von Verkehrsmitteln und Kraftstoffen 

Das Projekt setzt Maßnahmen auf nationaler Ebene und in Pilotstädten um. Es orientiert sich an den Richtlinien der Strategie für urbane Mobilität und unterstützt die Anstrengungen der brasilianischen Partner zur Verminderung des Treibhausgasausstoßes.

Wirkungen

Insgesamt trägt das Projekt dazu bei, dass das Städteministerium (Ministério das Cidades) zusammen mit anderen relevanten Institutionen sowie den Pilotstädten die technischen Kapazitäten aufbaut, die für die Entwicklung von nachhaltigen und energieeffizienten Mobilitätslösungen benötigt werden.

Teile des Projekts wurden durch das deutsche Beratungsunternehmen GITEC IGIP GmbH zusammen mit dem brasilianischen IDTP (Institute for Transportation and Development Policy) umgesetzt. 

Es stehen Instrumente zur Bewertung von Energiesparpotenzialen sowie zur Überwachung von relevanten Maßnahmen im Bereich der urbanen Mobilität zur Verfügung. 

Außerdem stehen technische Richtlinien und Empfehlungen für die Planung, Umsetzung und Steuerung einer energieeffizienten urbanen Mobilität in brasilianischen Städten zur Verfügung.

In den Pilotstädten Uberlândia (Bundesstaat Minas Gerais) und Sorocaba (Bundesstaat São Paulo) kann eine integrierte Mobilitätsstrategie umgesetzt werden, die Energieeffizienzkriterien und andere nachhaltige verkehrsplanerische Ansätze berücksichtigt.

In beiden Pilotstädten stehen 2019 Konzessionen für den öffentlichen Nahverkehr zur Neuausschreibung an (mit einem Umfang von bis zu einer Milliarde EUR in 15 Jahren). Daher erstellt das Projekt detaillierte Richtlinien und Empfehlungen für die Optimierung und Integration des Busnetzes, das Konzessionsmanagement, die Verwaltung und Überwachung von Verträgen mit Busunternehmen, die Parkraumbewirtschaftung sowie für weitere Themen. Es wird erwartet, dass diese Maßnahmen zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr von bis zu 30 Prozent führen werden.