Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der namibischen Wirtschaft

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der namibischen Wirtschaft
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Namibia
Politischer Träger: Ministry of Industrialisation, Trade and SME Development (MITSD)
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2017

Namibia. Team Namibia Retail-Pilot  © GIZ

Ausgangssituation

Namibia gehört mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 5.840 US-Dollar (2013) gemäß Weltbank-Klassifizierung zu den Ländern mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich, hat aber nach wie vor mit großen Problemen zu kämpfen. Dazu gehören hohe Arbeitslosigkeit, weit verbreitete Armut und große soziale Ungleichheiten, die das Land aus der Zeit vor der Unabhängigkeit 1990 geerbt hat und für deren Beseitigung das zurzeit nur mäßige Wirtschaftswachstum nicht ausreicht. Zur Überwindung dieser Herausforderungen muss das Land dringend weitere Arbeitsplätze schaffen, damit die Menschen mehr Einkommen erzielen können.

In ihrem übergeordneten Strategiepapier ‚Vision 2030‘ skizziert die Regierung das Bild eines wohlhabenden, industrialisierten Namibia, in dem Frieden, Harmonie und politische Stabilität herrschen. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung von Wohlstand und menschlicher Entwicklung, gerechtem Wachstum, der Stärkung der Industrie sowie einer modernen Landwirtschaft. Für ein wirtschaftliches und politisches Umfeld, das die Verwirklichung der ‚Vision 2030‘ erlaubt, hat die Regierung Strategien für die wirtschaftliche Entwicklung vorgelegt. Dazu gehören die Industriepolitik, die Strategie für den Finanzsektor und der aktuelle nationale Entwicklungsplan für den Zeitraum 2012-2017 (NDP4). Hauptziele des nationalen Entwicklungsplans sind ein dauerhaft hohes Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und die Verbesserung der Einkommensgleichheit.

Die Strategie zur Umsetzung der Industriepolitik „Growth at Home“ wurde vom namibischen Ministerium für Industrialisierung, Handel und KMU-Entwicklung (MITSD) entwickelt und vom Kabinett 2014 beschlossen. Die drei Interventionsbereiche von „Growth at Home“ sind Unterstützung der Wertschöpfung in der Produktion, Sicherung des Marktzugangs und Verbesserung des Investitionsklimas.

Ziel

Neue namibische Firmen sind entstanden und vorhandene Unternehmen wachsen. Die Wertschöpfung ist gestiegen, die Beschäftigungs- und die Einkommenssituation haben sich verbessert.

Namibia. UNIDO-Schulung zur Industriepolitik © GIZ

Vorgehensweise

Das deutsch-namibische Projekt unterstützt die Regierung Namibias bei der Umsetzung der beschriebenen Strategien. Dabei konzentriert es sich auf Wachstumsstrategien für ausgewählte Wirtschaftszweige, die Entwicklung des Finanzsystems sowie die Förderung der Leistungsfähigkeit der beteiligten Institutionen. Ergänzt wird das Vorhaben durch das Projekt zur Förderung der beruflichen Bildung.

Unter Leitung des Ministeriums für Industrialisierung, Handel und KMU-Entwicklung (MITSD) analysiert das Projekt ausgewählte Wertschöpfungsketten der namibischen Volkswirtschaft mit hohem Wachstumspotenzial. Auf Grundlage der Ergebnisse und orientiert an der erwarteten Nachfrage der Märkte nach den Produkten werden anschließend Maßnahmen initiiert, um das Potenzial zu nutzen. Die Unterstützung zielt hauptsächlich auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in allen Regionen des Landes. Um die positive Wirkung der Maßnahmen zu gewährleisten, werden Stakeholder aus dem öffentlichen und privaten Sektor in den Prozess einbezogen, darunter die namibische Industrie- und Handelskammer (NCCI), der namibische Produzentenverband, die Nichtregierungsorgansation Team Namibia, der namibische Arbeitgeberverband, die Behörde für Unternehmen und geistiges Eigentum, das namibische Amt für Statistik und die Organisation für lokale wirtschaftliche Entwicklung.

Die Projektmaßnahmen umfassen Schulungen für die Führungskräfte von Unternehmen, Unterstützung bei der Produktentwicklung und die Einführung neuer Technologien. Das namibische Investitionszentrum (NIC) wird bei der Erarbeitung von Strategien zur Förderung von ausländischen Direktinvestitionen unterstützt, mit denen Unternehmensneugründungen sowie das Wachstum vorhandener Unternehmen begünstigt werden sollen. Gleichzeitig trägt das Projekt zur Schaffung eines verbesserten Geschäftsumfelds bei – beispielsweise durch vereinfachte Prozesse, Anreizsysteme sowie die Förderung des Zugangs zu lokalen und regionalen Märkten. Die Maßnahmen kommen allen Unternehmen und Sektoren des Landes zugute. Ähnlich bedeutsam ist der öffentlich-private Dialog. Das Projekt unterstützt deshalb die Industrie- und Handelskammer (NCCI) bei der Kommunikation und der Lobbyarbeit für die Privatwirtschaft.

Namibia. Vermittlung von finanziellem Grundwissen in Windhoek, Soweto Market © GIZ

Der eingeschränkte Zugang zu Finanzierungslösungen ist für die Wirtschaft eine große Hürde, insbesondere für KMU. Die Strategie zur Förderung des Finanzsektors (NFSS) sieht deshalb eine Reihe von Reformen und Maßnahmen vor, die den Zugang zu Finanzierungslösungen für namibische Unternehmen verbessern. Zur Unterstützung dieser Bemühungen arbeitet das Projekt mit der namibischen Zentralbank, der Finanzaufsicht, der Entwicklungsbank und anderen Akteuren an der Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise am Gesetz über Kreditverträge und am Gesetz über Kreditinstitute. Geprüft wird, inwieweit neue Finanzierungsinstrumente, wie Wagniskapital, Kreditbürgschaften und ein Fonds mit Erstrisikokomponente, realisierbar sind. Inzwischen hat die beim Finanzministerium angesiedelte Initiative zur Förderung des finanziellen Grundwissens mit Unterstützung des Projekts damit begonnen, notwendiges Wissen zu vermitteln, um den Zugang zu Finanzierungslösungen zu verbessern. Die Initiative umfasst Schulungen, in denen kaufmännisches und finanzielles Fachwissen vermittelt werden sowie allgemein für Finanzdienstleistungen sensibilisiert wird.