In der Mata Atlântica gehen der Schutz der Biodiversität und Klimaanpassung Hand in Hand
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Biodiversität und Klimawandel in der Mata Atlântica, Brasilien
Auftraggeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI)
Land: Brasilien
Politischer Träger: Ministério do Meio Ambiente (MMA)
Gesamtlaufzeit: 2013 bis 2020
Ausgangssituation
Der atlantische Küstenwald, die „Mata Atlântica“, ist die Heimat von mehr als 120 Millionen Brasilianern und das Herz der brasilianischen Volkswirtschaft mit einem Anteil von über 70 Prozent an der Wirtschaftsleistung des Landes. Die Mata Atlântica zählt zu den fünf wichtigsten Biodiversitäts-Hotspots weltweit – und das trotz Megastädten wie São Paulo oder Rio de Janeiro. Der atlantische Küstenwald dient als Speicher für Treibhausgase und hat für das Weltklima große Bedeutung als Kohlenstoffsenke. Außerdem erbringt die „Mata Atlântica“ lebenswichtige Ökosystemleistungen für die brasilianische Gesellschaft und sichert beispielsweise die Trinkwasserversorgung der wichtigsten Metropolen des Landes.
Die Entwaldung hat sich in den letzten Jahren schrittweise verlangsamt. Dennoch wird die Biodiversität nach wie vor durch die starke Fragmentierung der verbliebenen Waldflächen bedroht. Der Klimawandel ist eine zusätzliche Herausforderung für die Region: Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder lange Trockenperioden hatten in den vergangenen Jahren verheerende sozioökonomische Folgen für Bevölkerung und Wirtschaft. Es gibt bislang zu wenig gesichertes Wissen darüber, wie stark der atlantische Küstenwald durch die Folgen des Klimawandels gefährdet ist. Der Schutz und die Wiederherstellung der Mata Atlântica unter Berücksichtigung von Klima- und Ökosystemfaktoren stellt somit eine zentrale Herausforderung für die Region dar.
Die brasilianische Regierung hat sich ehrgeizige Ziele für den Schutz des Klimas und der Biodiversität gesetzt. Diese sind beispielsweise im Übereinkommen über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (Convention on Biological Diversity, CBD) oder in der Nationalen Klimawandelstrategie (Política Nacional sobre a Mudança do Clima, PNMC) niedergelegt.
Ziel
Ein verbesserter Schutz der Biodiversität und die Wiederherstellung von ursprünglichen Waldgebieten in drei Schutzgebietsverbünden mindern die Auswirkungen des Klimawandels. Die Mata Atlântica ist besser an die Folgen des Klimawandels angepasst.
Vorgehensweise
Das Projekt arbeitet in drei ausgewählten Schutzgebietsverbünden. Im Fokus stehen Maßnahmen zur ökosystembasierten Anpassung an die Folgen des Klimawandels (Ecosystem-based Adaptation, EbA) und zur Minderung des Treibhausgasausstoßes (Ecosystem-based Mitigation, EbM).
Im Rahmen einer umfassenden Klimaanpassungsstrategie für Land und Bevölkerung hat das Projekt mit dem brasilianischen Umweltministerium (MMA) die folgenden Schwerpunkte vereinbart:
- Erarbeitung von klimasensiblen Entwicklungsszenarien und Analyse von Klimarisken und -folgen (Vulnerabilitätsanalysen) im Rahmen der politischen Planungsprozesse;
- Entwicklung von ökonomischen Instrumenten und Anreizstrukturen für eine ökosystembasierte Anpassung an den Klimawandel;
- Entwicklung von ökosystembasierten Anpassungs- und Minderungsstrategien;
- Festlegung von politischen Strategien für den Schutz der Biodiversität, die Wiederherstellung von Waldgebieten und den Klimaschutz.
Wirkung
- Die Klimarisiken für das gesamte Gebiet Mata Atlântica wurden analysiert und dokumentiert. Mithilfe von partizipativen Prozessen wurden ökosystembasierte Klimaanpassungsmaßnahmen wie zum Beispiel der Schutz von Uferwäldern oder die Wiederherstellung von Naturwäldern in den Quellgebieten auf einer Fläche von mehr als 210.000 Hektar umgesetzt.
- Bildungs- und Forschungseinrichtungen haben ihr Fachwissen auf dem Gebiet der ökosystembasierten Anpassung an den Klimawandel institutionalisiert. Dazu gehört insbesondere die Fähigkeit zur Ausbildung von Multiplikatoren, die ihre Kenntnisse in der Praxis anwenden.
- Mehr als 220 Teilnehmer*innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich in Kursen und anderen Veranstaltungen über den Klimawandel und das EbA-Konzept weitergebildet.
- Zwölf Pilotprojekte zur Verankerung von Klimaschutz und EbA in den Planungsprozessen von Gemeinden, Schutzgebieten und Wassereinzugsgebieten wurden inzwischen umgesetzt. Weitere 29 Pilotprojekte sind in Planung.
- Wichtige brasilianische Stakeholder, die sich mit der Wiederherstellung von Naturwäldern befassen, haben ihr Wissen und ihre Fähigkeiten erweitert (Capacity Development); der Pakt zur Wiederherstellung der Mata Atlântica (PACTO) wurde gestärkt.
- Brasilien hat bei der Ausarbeitung der 2017 verabschiedeten nationalen Strategie und Agenda zur Wiederherstellung der natürlichen Vegetation (Proveg und Planaveg) innovative Methoden zur Auswahl der für jede Region am besten geeigneten Techniken angewendet. Dadurch sind die Kosten für die Wiederherstellungsmaßnahmen gesunken.
- Durch Studien zu Kosten und Finanzierungsquellen ist es gelungen, mehr Fördergelder für EbA-Maßnahmen in den Projektgebieten zu mobilisieren. Das Projekt berät die brasilianische Umweltbehörde Ibama bei der Umwandlung von Strafzahlungen in Beiträge zur Finanzierung von Umweltprojekten. Dieses Vorgehen bietet gute Möglichkeiten, um auf nationaler Ebene mehr Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Die brasilianische Regierung ist dabei, das im Zusammenhang mit der ökosystembasierten Anpassung erworbene Wissen und die entsprechenden Erfahrungen in andere nationale Strategien, wie den nationalen Klimaanpassungsplan (PNA), zu integrieren.