Mainstreaming von Querschnittsthemen bei GIZ Uganda: Gender, Inklusion von Menschen mit Behinderung, HIV, Gesundheit und Wohlbefinden
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Gestaltungsspielraum in Querschnittsthemen der Entwicklungs-zusammenarbeit (Gender, HIV/AIDS, Gesundheit, Wohlbefinden, Inklusion) in Uganda
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Uganda
Ausgangssituation
Als eines der ersten Länder in Afrika südlich der Sahara bekam Uganda die verheerenden Folgen von HIV und AIDS zu spüren. Bis Ende 2001 hatte das Land fast eine Million Todesfälle im Zusammenhang mit der Immunschwächekrankheit zu beklagen. Inzwischen ist die Diagnose HIV jedoch kein Todesurteil mehr, da neue Behandlungsmöglichkeiten ein Leben mit dem Virus ermöglichen. Dennoch leiden in Uganda immer noch viele der über 1,3 Millionen Menschen mit HIV unter Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung. Fast ein Viertel der Betroffenen hat keinen Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten.
Doch Uganda kann auch Fortschritte im Kampf gegen HIV verzeichnen: Nachdem die nationale HIV-Prävalenzrate unter den sexuell aktiven Personen im Alter von 15 bis 49 Jahren zwischen 2006 und 2010 auf 7,3 Prozent gestiegen war, sank sie im Jahr 2017 auf 6 Prozent. Damit Uganda sein Ziel erreichen und AIDS bis 2030 besiegen kann, müssen die Anstrengungen des Landes im Kampf gegen das Virus weiterhin unterstützt werden. AIDS stellt nach wie vor eine große Hürde für eine nachhaltige Entwicklung und sozialen Fortschritt dar.
Schätzungen gehen von 227 Neuinfektionen pro Tag aus, davon entfallen etwa 50 auf junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Ein Viertel aller jungen Frauen unter 18 Jahren sind entweder schwanger oder haben bereits ein Kind. Dies deutet darauf hin, dass HIV nicht isoliert betrachtet, sondern in einen größeren soziokulturellen Kontext einge-ordnet werden sollte, der notwendigerweise auch Themen wie sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte sowie die geschlechtsspezifische Benachteiligung von Mädchen und Frauen umfassen muss.
Frauen sind in Uganda mit einer Vielzahl weiterer Schwierigkeiten konfrontiert, von einem eingeschränkten Zugang zu Eigentum und Finanzdienstleistungen bis hin zu geschlechtsspezifischer Gewalt. Berichten zufolge haben über die Hälfte der verheirateten Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren bereits körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt in der Partnerschaft erfahren. Einer aktuellen Studie zufolge ist mehr als die Hälfte aller Frauen in Uganda der Ansicht, dass partnerschaftliche Gewalt gegenüber Frauen in bestimmten Situationen gerechtfertigt ist. Weiterhin sprechen sich über 90 Prozent der Einwohner Ugandas für Gesetze aus, die die Rechte von LGBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle) einschränken.
Auch Menschen mit Behinderungen werden marginalisiert. Mehr als 16 Prozent der Bevölkerung von Uganda leben mit einer Behinderung. Wie in den meisten Entwicklungsländern leiden diese Menschen unter extremer Armut und haben nur eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, angemessenem Wohnraum und Beschäftigung.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland (BMZ) verfolgt den Grundsatz des Gender- und HIV-Mainstreaming bei allen Maß-nahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die insbesondere von der Deutschen Gesell-schaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH getragen wird. Im Zuge der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention veröffentlichte das BMZ 2013 einen Aktionsplan zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen.
Ziel
Die Anfälligkeit für HIV und das Erkrankungsrisiko bei unseren Zielgruppen, den Beschäftigten der GIZ sowie den Partnerorganisationen sind verringert. Die Umsetzung der GIZ-Genderstrategie in Uganda wird fortgeführt.
Vorgehensweise
Mainstreaming ist ein Organisationsentwicklungsprozess, in dem Institutionen wirksame und nachhaltige Lösungen anstreben, einerseits durch ihre Tätigkeit, andererseits an den eigenen Arbeitsplätzen. Die Mainstreaming-Aktivitäten der GIZ ruhen auf zwei Säulen: dem internen und dem externen Mainstreaming. Das interne Mainstreaming richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GIZ und der Partnerorganisationen und umfasst ein Arbeitsplatzprogramm mit Maßnahmen zur HIV-Prävention, darunter Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, sowie eine Sensibilisierung für Themen im Zusammenhang mit Geschlecht und Behinderung. Ziel des externen Mainstreamings ist es, Auswirkungen der HIV-Epidemie sowie geschlechtsspezifischen Machtverhältnissen durch die Verankerung von Maßnahmen in den Projekten und Programmen der GIZ entgegenzuwirken. Auf diese Weise können Gefahren im Zusammenhang mit HIV minimiert werden, und es wird gewährleistet, dass Männer und Frauen gleichermaßen von den Maßnahmen der GIZ profitieren. Außerdem wird so sichergestellt, dass die GIZ nicht unbeabsichtigt zur Verbreitung von HIV oder zur Verstärkung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten beiträgt.
Wirkung
Die Strategie der GIZ in Uganda in den Bereichen HIV, Gesundheit und Wohlbefinden ist ein besonders erfolgreiches Beispiel für internes HIV- und Gender-Mainstreaming. Sie wurde 2014 eingeführt und geht mit einem empathischen und unterstützenden Ansatz auf die Bedürfnisse der GIZ-Beschäftigten im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden ein. Das Arbeitsplatzprogramm wurde in Abstimmung mit dem Nationalen Betriebsrat der GIZ konzipiert. Es umfasst Arbeitsplatzgespräche für Beschäftigte der GIZ und der Partnerorganisationen und deren Familien (diese gelten mittlerweile als best practice) sowie die Ausbildung von Peer Educators. Außerdem werden Kondome sowie Informations-, Aufklärungs- und Kommunikationsmaterialien zu HIV und reproduktiver Gesundheit sowie zu Genderfragen zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des internen Gender-Mainstreamings hat die GIZ in Uganda eine eigene Richtlinie zum Thema sexuelle Belästigung entwickelt und ihre Beschäftigten in deren Umsetzung geschult. Eine 2016 durchgeführte Studie zu Wissen, Einstellungen, Praktiken und Verhalten ergab, dass fast 90 Prozent der GIZ-Beschäftigten in Uganda das Arbeitsplatzprogramm für nützlich befinden; 70 Prozent gaben an, durch das Programm etwas dazugelernt zu haben, und bei 78 Prozent bewirkte das Programm positive Verhaltensveränderungen.
Gender- und HIV-Mainstreaming sowie die Inklusion von Menschen mit Behinderung sind zu einem festen Bestandteil des Arbeitslebens in Uganda geworden. Studien belegen, dass die Kenntnisse über diese wichtigen Themen bei den GIZ-Beschäftigten gestiegen sind und dass entsprechende Maßnahmen in sämtliche Programme der GIZ in Uganda integriert werden.