Förderung sozialer und ökologischer Standards in der Industrie

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Förderung sozialer und ökologischer Standards in der Industrie
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Bangladesch
Politischer Träger: Handelsministerium von Bangladesch
Gesamtlaufzeit: 2010 bis 2017

Prävention durch Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen ist der erste Schritt zur Verbesserung der Arbeitssituation in der Bekleidungsindustrie von Bangladesch.

Ausgangssituation

Die Bekleidungsindustrie boomt: In Europa wird designt, die Baumwolle kommt aus Afrika oder den USA, in China wird der Stoff gewebt. Anschließend wird dieser nach Bangladesch gebracht, wo daraus T-Shirts und andere Kleidungsstücke hergestellt werden, die Verbraucher in Europa in den Geschäften kaufen.

Als einer der großen Player in der Branche steht Bangladesch im Zentrum dieser Globalisierung und im Zentrum des öffentlichen Interesses. Die dortige Textil- und Bekleidungsindustrie ist nach China die zweitgrößte der Welt. Ihr Exportvolumen betrug im Wirtschaftsjahr 2016-2017 28,15 Milliarden USD. Die rund 4.500 Textil- und Bekleidungsfabriken beschäftigen ca. 4 Millionen Menschen, die meisten davon Frauen.

Weiteres Wachstum ist das erklärte Ziel der Regierung von Bangladesch. Es ist geplant, die Erlöse der Bekleidungsexporte bis 2021 auf 50 Milliarden USD zu steigern. Die Zeiten des schnellen Wachstums um jeden Preis sind allerdings vorbei. Nicht zuletzt sorgt der wachsende soziale Druck der Verbraucher – und infolgedessen auch der Einkäufer – in Europa und den USA für ein Umdenken in der Branche.

Es gibt klare gesetzliche Vorgaben zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards; viele Betriebe sind jedoch immer noch nicht in der Lage, diese umzusetzen. Staatliche Akteure brauchen Know-how und Personal, um ihre Gesetze durchzusetzen und die Fabriken und Gerbereien benötigen entsprechendes Wissen und qualifiziertes Personal, das sich mit Sozial- und Umweltstandards auskennt.

Ziel

Das Projekt „Förderung sozialer und ökologischer Standards in der Industrie (PSES)“ unterstützt die Regierung, Akteure der Privatwirtschaft sowie die Zivilgesellschaft in Bangladesch auf ihrem Weg zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum in der Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie.

Es ist von zentraler Bedeutung, dass:

  • Regierungsvertreter in der Lage sind, ihre Gesetze durchzusetzen.
  • Fabriken und Gerbereien imstande und willens sind, die Umwelt- und Sozialstandards zu verbessern, und dabei gleichzeitig ihre Produktivität steigern können.
  • Arbeiter ihre Rechte kennen und in den Fabriken dafür eintreten.
Bangladesch. Näherinnen in einer Fabrik bei der Arbeit. © GIZ

Vorgehensweise

Um die Sozial- und Umweltstandards in den Textilfabriken zu verbessern, arbeiten die Experten des Projekts mit allen Interessensgruppen zusammen: mit Ministerien, Unternehmerverbänden und Fabriken, mit internationalen Einkäufern sowie Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften. So werden beispielsweise gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) staatliche Arbeitsinspektoren ausgebildet, die anschließend Fabriken inspizieren. Die Arbeiterinnen werden über Frauencafés erreicht, in denen sie über ihre Rechte informiert und darin unterstützt werden, diese Rechte einzufordern. Über die großen Unternehmerverbände der Bekleidungs-, und Lederindustrie arbeiten die Projektexperten direkt mit dem Management von Fabriken zusammen, um Sozial- und Umweltstandards zu verbessern. Die Inklusion von Menschen mit Behinderung wird über ein eigens gegründetes Jobcenter vorangetrieben. Das Vorhaben knüpft an die Aktivitäten des Vorgängerprojekts an.

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Wirkungen

für den Zeitraum Januar 2010 bis Juni 2019:

  • Mehr als 1.000 Partnerfabriken haben mithilfe des PSES-Programms für die Textil- und Ledererzeugnisbranche messbare Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erzielt.
  • Mehr als 270.000 Arbeiter*innen, die meisten davon Frauen, wurden in Frauencafés über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt, um den sozialen Dialog und die Arbeitsbeziehungen in der Textil- und Ledererzeugnisbranche zu verbessern.
  • Mehr als 10.000 Streitigkeiten zwischen Arbeiter*innen und dem Management der jeweiligen Textilfabrik konnten in einem Frauencafé gütlich beigelegt werden.
  • Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde eine kleine Betriebsfeuerwehr aufgebaut, um nachzuweisen, dass mit gut ausgerüsteten professionellen Brandbekämpfer*innen, die direkt in den Industriegebieten bereit stehen, eine effektive Brandbekämpfung möglich ist und die Risiken für die Arbeiter*innen verringert werden.
  • Mehr als 300 Menschen mit Behinderungen wurden bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz in einer Fabrik unterstützt.
  • Mehr als 2.100 Personen haben im Rahmen einer Schulung berufliche Qualifikationen erworben, um eine Beschäftigung in der Bekleidungs- und Textilindustrie zu finden. Darunter waren 286 Menschen mit Behinderungen.
  • Mehr als 300 Fabriken haben ihre Umweltstandards in Bereichen wie Abfall- und Abwassermanagement, elektrische Sicherheit oder Chemikalienmanagement verbessert und ihren Wasser- und Energieverbrauch verringert.
  • In Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde (Department of Environment) wurden nationale Normen und Richtlinien zur Schlammentsorgung erarbeitet.
  • Die International University of Business Agriculture and Technology (IUBAT) bietet jetzt einen Lehrgang zum Thema Abwassermanagement an, bei dem Toolkits, Trainingsmodule und Schulungen der GIZ zum Einsatz kommen.

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