SICA: Prävention von Jugendgewalt in Zentralamerika (abgeschlossen)

Programmkurzbeschreibung

Bezeichnung: Prävention von Jugendgewalt in Zentralamerika – PREVENIR
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Zentralamerika: Guatemala, Honduras, El Salvador
Politischer Träger: Generalsekretariat des Zentralamerikanischen Integrationssystems (SG-SICA)
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2019

PREVENIR: Jugendgewaltprävention in Zentralamerika. Computerausbildung © GIZ

Ausgangssituation

In Zentralamerika ist die Entwicklung in den Ländern des sogenannten nördlichen Dreiecks – Guatemala, El Salvador, Honduras – durch ein extrem hohes Maß an interpersoneller Gewalt gekennzeichnet. Gewalt gegen Jugendliche, familiäre Gewalt, Kindesmisshandlungen, Gewalt gegen Frauen, Gewalt im Zusammenhang mit Drogenhandel oder -konsum sowie Raub und Schutzgelderpressungen sind weit verbreitet. Vor allem junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren sind angesichts der hohen Gewaltraten dafür anfällig, Opfer oder Täter zu werden. Junge Frauen sind vor allem von häuslicher Gewalt betroffen.

Als Antwort auf die umfassenden Gewaltphänomene wurden in den letzten Jahren nationale Politiken und Strategien für Jugendförderung und Gewaltprävention verabschiedet. Die regionale Sicherheitsstrategie des Zentralamerikanischen Integrationssystems (Sistema de Integración Centroamericana, SICA) von 2011 definierte Handlungsfelder, Prioritäten und Projektbereiche, für deren Koordination und Umsetzung die Abteilung für demokratische Sicherheit verantwortlich ist. In der Praxis haben sich die hohen Erwartungen an die Politiken bislang nicht erfüllt. Weder SICA noch die nationalen Regierungen haben Gewaltprävention ausreichend in ihre jeweiligen Systeme integriert.

Ziel

Die Gewalt in Zentralamerika ist aufgrund vielseitiger, wirksamer Präventionsarbeit mittel- bis langfristig rückläufig.

Vorgehensweise

Lokal fördert das Vorhaben PREVENIR wirksame Präventionsansätze sowie deren nationale und regionale Verankerung. Eine verbesserte Abstimmung zwischen Politik und Öffentlichkeit soll, zusammen mit ergänzenden Sicherheitspolitiken, mittel- bis langfristig zum Rückgang der Gewalt in Zentralamerika führen.

PREVENIR konzentriert sich auf Präventionsmaßnahmen für Jugendliche, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt, aber noch nicht gewalttätig geworden sind oder Gewalt erfahren haben. Das Vorhaben arbeitet mit einem ökosystemischen Ansatz der Jugendgewaltprävention, nach dem Sozialisationsmodell des Entwicklungspsychologen Bronfenbrenner. Eine zentrale Rolle spielen darin die „signifikanten Anderen“: Personen, die direkten Kontakt mit Kindern und Jugendlichen und Einfluss auf ihr Verhalten haben, zum Beispiel Lehrer, Eltern, Nachbarn und Gleichaltrige, aber auch Lokalpolitiker oder Polizisten. Ihr Handeln kann Chancen für prosoziale, gewaltfreie und produktive Beziehungen eröffnen oder andererseits negativ auf das Verhalten von Jugendlichen wirken.

Das Vorhaben arbeitet in drei Handlungsfeldern:

  1. Nationale und lokale Schlüsselinstitutionen werden bei der Umsetzung erprobter Ansätze der intersektoralen Jugendgewaltprävention unterstützt.
  2. Die institutionelle Leistungsfähigkeit zur Verbesserung der beruflichen Chancen benachteiligter Jugendlicher wird national und lokal ausgebaut.
  3. Die Abteilung für Sicherheitsfragen des Zentralamerikanischen Integrationssystems SICA wird beim Aufbau eines Wissensmanagementsystems unterstützt.

Wirkungen

PREVENIR hat praxisorientierte Fortbildungen für die Präventionsarbeit in Gemeinden entwickelt und erfolgreich erprobt. In El Salvador, Guatemala und Honduras wurden insgesamt 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen fortgebildet. Die Multiplikatoren haben in 19 Gemeinden in El Salvador, in 6 Gemeinden in Guatemala und in 15 Gemeinden in Honduras Präventionspläne entwickelt Sie unterstützen die Gemeinden nun bei der Umsetzung. Um die Polizei wirksamer in die Präventionsarbeit zu integrieren, wurde ein Fortbildungskurs für Gemeindepolizeiarbeit entwickelt.

Zur Förderung der Jugendbeschäftigung baute das Programm Ende 2015 eine digitale Plattform auf. Tuchance.org bietet den Jugendlichen der Region Informationen über Ausbildungsstipendien an, Kurse für junge Unternehmensgründer und Arbeitsangebote, aber auch handwerkliche Ausbildungen und die Vermittlung lebenspraktischer Fertigkeiten. Zusammen mit den nationalen Ausbildungsinstitutionen passte das Vorhaben viele Kurse für Jugendliche an die Marktbedarfe an. Bis Ende 2016 wurden rund 7.100 Jugendliche fortgebildet und 25 Computerzentren aufgebaut, die die Gemeinden selbstständig weiterführen.

Das pädagogische Angebot „Miles de Manos“ zur Gewaltprävention an Schulen wurde in jedem Partnerland zunächst an Pilotschulen des Bildungsministeriums erfolgreich getestet. In diesen Schulen reduzierte sich die sichtbare physische Gewalt zwischen Jugendlichen in 6 Monaten um 20 Prozent. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern verbesserte sich, sie konnten Lern- und Verhaltensprobleme zunehmend partnerschaftlich lösen. Von 2014 bis 2016 führten die Bildungsministerien in Guatemala, Honduras, Nicaragua und El Salvador „Miles de Manos“ in weiteren 600 Schulen und Schulnetzwerken ein. 9.000 Lehrerinnen und Lehrer nahmen an der Ausbildung teil, 120.000 Schülerinnen und Schüler sind beteiligt.

PREVENIR: Jugendgewaltprävention in Zentralamerika. Miles de Manos: Pädagogische Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer © GIZ