01.07.2022

Mit Weitblick Krisen vorbeugen

Tanja Gönner: „Dies ist das Jahrzehnt des Handelns und der Kooperation”

Berlin, 01.07.2022. Die Welt ist im Umbruch, Krisen und Konflikte nehmen zu, zahlreiche Länder leiden unter den Folgen einer weltweiten Pandemie, während zugleich der Klimawandel fortschreitet. Angesichts dieser Entwicklungen unterstrich Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, auf der heutigen Jahrespressekonferenz des Unternehmens, wie bedeutend internationale Zusammenarbeit heute sei: „Dort, wo gesellschaftlicher Zusammenhalt besteht, wo Menschen durch Bildung und wirtschaftliche Teilhabe eine Perspektive haben, sind die Bedingungen stabiler und Länder sind resilienter gegenüber neuen Krisen.“

Die GIZ arbeitet mittlerweile vorwiegend in fragilen Staaten. Das sind Länder, deren Regierungen nicht willens oder in der Lage sind, grundlegende Bedürfnisse ihrer Bevölkerung zu erfüllen. Zwei Drittel der Einsatzländer der GIZ sind von Krisen, Gewalt und Konflikten gezeichnet, rund 60 Prozent des Gesamtauftragsvolumens setzt das Unternehmen in fragilen Kontexten um. Eines dieser Länder ist die Ukraine. Infolge des russischen Angriffskriegs passt die GIZ mit ihren Auftraggebern bestehende Projekte in der Ukraine an, um die Menschen mit dringend Benötigtem zu versorgen: Feuerwehrausrüstung, Generatoren, Kleinbagger, Erste-Hilfe-Sets, Unterkünfte, Lebensmittel, psychosoziale Betreuung. Insgesamt hat das Unternehmen bislang ein Paket von rund 35,2 Millionen Euro auf den Weg gebracht.  

Fortschritte gelingen in der Entwicklungszusammenarbeit nur dann, wenn sie sich auf lokale und regionale Begebenheiten einstellt. Das ist umso wichtiger in Zeiten eines Krieges, der die Ernährungssicherheit von Ländern vor allem in Nordafrika und der Sahel-Zone zusätzlich bedroht. Hier gelte es nicht nur, schnelle Nothilfe zu leisten, so Gönner. Vor allem müsse weiter daran gearbeitet werden, die Ursachen von Hunger und Mangelernährung langfristig zu bekämpfen. Dazu gehöre, die Lebensmittelproduktion und Weiterverarbeitung vor Ort zu stärken. So können lokale Ernährungssysteme unabhängiger von Importen und resilienter gegenüber massiven Preissteigerungen für Nahrungsmittel werden. Dafür wird das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der GIZ in diesem Jahr bis zu 31,9 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen.

Jochen Flasbarth, GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender und Staatssekretär im BMZ, sagte: „Coronapandemie, Klimawandel, Ernährungskrisen und jetzt noch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit seinen globalen Auswirkungen – das alles sind gewaltige Herausforderungen insbesondere für Entwicklungsländer. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten brauchen wir deshalb eine starke Entwicklungszusammenarbeit. Die GIZ ist dabei ein leistungsfähiger und international anerkannter Umsetzer in unseren Partnerländern – und dies auch in fragilen Kontexten.”

Zur wachsenden Fragilität weltweit kommt ein entscheidender Faktor hinzu: der Klimawandel. Er ist eine der zentralen Sicherheitsbedrohungen des 21. Jahrhunderts. Die GIZ arbeitet daher dafür, dass Menschen auch unter extremen Klimabedingungen die Chance auf eine Zukunft haben. Klima und Energie ist einer der größten Arbeitsschwerpunkte der GIZ. Im Jahr 2021 beliefen sich die Auftragseingänge auf 1,4 Milliarden Euro. Gemeinsam mit Auftraggebern und Partnern konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr 8,2 Millionen Menschen besser vor den Folgen des Klimawandels schützen.

Angesichts der ineinandergreifenden Krisen – Kriege und Konflikte, Hunger, Klimawandel – stellte Gönner fest: „Dies ist das Jahrzehnt des Handelns und der Kooperation. Die internationale Gemeinschaft kann die globalen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen. Das gilt für das Erreichen der Ziele der Agenda 2030 sowie des Pariser Klimaabkommens. Es gilt aber insbesondere für das Engagement in fragilen Ländern.“

Bilanz 2021: Geschäftsvolumen und Mitarbeitendenzahlen auf Höchstniveau

Auch die Bilanz der GIZ für das Jahr 2021 zeigt die wachsende Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit. Mit rund 3,7 Milliarden Euro stieg das Geschäftsvolumen der GIZ um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und führt damit das kontinuierliche Wachstum aus den vergangenen Jahren fort.

Auftraggeber der GIZ sind die Bundesregierung, die Europäische Union, Regierungen weltweit, internationale Institutionen, Stiftungen und Unternehmen. Hauptauftraggeber war weiterhin das Bundesentwicklungsministerium. Die Einnahmen aus dem BMZ-Geschäft stiegen im Jahr 2021 auf 3,15 Milliarden Euro (2020: 2,7 Milliarden Euro). Darin enthalten sind 558 Millionen Euro Kofinanzierungen – Mittel, mit denen Dritte bestehende Vorhaben vergrößern. Die Kofinanzierungen im gesamten gemeinnützigen Bereich konnte die GIZ im vergangenen Jahr nochmals deutlich steigern auf 626 Millionen Euro, ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zweitgrößter Auftraggeber der GIZ mit rund 505 Millionen Euro war auch im vergangenen Jahr die Europäische Union – die Mittel bei Kofinanzierungen im gemeinnützigen Bereich und direkten Beauftragungen über International Services zusammengenommen. Das entspricht einem Plus von 18 Prozent gegenüber 2020 (428 Millionen Euro).

Die wachsende Nachfrage nach den Leistungen der GIZ schlägt sich auch in den Mitarbeitendenzahlen nieder. 24.977 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 155 Nationen arbeiteten im Jahr 2021 für das Bundesunternehmen. Rund 70 Prozent (16.887) von ihnen sind nationale Kolleginnen und Kollegen in den weltweit 120 Einsatzländern der GIZ.  

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern.

Den Integrierten Unternehmensbericht 2021 finden Sie unter https://berichterstattung.giz.de/2021.

Die Pressemappe zur Jahrespressekonferenz finden Sie hier.