Perspektiven für Flüchtlinge und Migranten
Aufnehmende Regionen stärken
Rund 40 der 65 Millionen Menschen, die 2015 auf der Flucht sind, wurden innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben oder konnten sich in Nachbarstaaten retten – und damit häufig in Länder, die selbst vor großen Herausforderungen stehen. Zum Beispiel Jordanien. Es gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. Zudem sind viele der Leitungen so schlecht verlegt oder gewartet, dass 40 Prozent des Wassers verloren gehen. Neben den sechs Millionen Jordaniern müssen nun auch die 650.000 Flüchtlinge aus Syrien mit dem knappen Gut auskommen. Die ständige Sorge ums Wasser birgt ein enormes Konfliktpotential. Für die Akzeptanz der Flüchtlinge sowie den inneren Frieden und die Stabilität der aufnehmenden Länder, die häufig zu den ärmeren gehören, ist es eine Herausforderung, die Bedürfnisse sowohl der Flüchtlinge als auch der dort bereits lebenden Bevölkerung zu sichern. Die GIZ unterstützt in Jordanien im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Ausbildung von 150 dringend benötigten Klempnern, die den Zustand des maroden Leitungsnetzes verbessern. Fast die Hälfte von ihnen sind Flüchtlinge, außerdem wurde darauf geachtet, dass die Hälfte der Auszubildenden weiblich ist, so dass ein für Frauen bisher unzugänglicher Arbeitssektor erschlossen wird.
Möglichen Konflikten vorzubeugen, ist auch eines der Ziele der Flüchtlingsprojekte im Libanon. Hier leben seit Jahrzehnten mehr als 450.000 palästinensische Flüchtlinge. Ihre Lage hat sich zunehmend verschlechtert, seit auch immer mehr Flüchtlinge aus Syrien in das Land kommen. Die Menschen leiden nicht nur unter den Bedingungen in den Lagern, sondern auch unter den psychologischen Folgen ihrer Flucht und ihrer Lebensbedingungen. Die GIZ arbeitet im Auftrag des BMZ mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) daran, die psychosoziale Betreuung für die Flüchtlinge auszubauen. Dafür werden unter anderem Sozialarbeiter und Krankenschwestern sowie die Mitarbeiter der dort ansässigen zivilgesellschaftlichen Organisationen geschult.
Neben den Herausforderungen für aufnehmende Regionen birgt Migration auch große Potenziale für nachhaltige Entwicklung. Migranten, die im Ausland arbeiten, unterstützen in der Regel ihre im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien und Freunde. Allein 2014 überwiesen Migranten 427 Milliarden US-Dollar in Entwicklungsländer – mehr als drei Mal so viel wie die Ausgaben der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zusammengenommen. Für die Geldtransfers fallen jedoch häufig hohe und teilweise versteckte Gebühren an, so dass weniger Geld im Herkunftsland ankommt. Das Internetportal GeldtransFAIR.de, das die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) betreibt, informiert in Deutschland lebende Migranten über unterschiedliche Wege des Geldtransfers und über die Preise für Überweisungen von unterschiedlichen Anbietern. Pro Monat profitieren rund 2.500 Nutzer von diesem Service. Gleichzeitig arbeitet die GIZ daran, immer mehr Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Ein sicherer Ort für die Geldaufbewahrung und die Möglichkeit, Gelder kostengünstig und schnell zu empfangen oder zu überweisen, sind gerade für Flüchtlinge, Migranten und ihre Familien von großer Bedeutung. Die GIZ setzt hierbei vermehrt auf digitale Technologien wie Mobiltelefone oder Kartensysteme und berät Zentralbanken in Herkunftsländern von Migranten und Flüchtlingen in Sachen digitaler Finanzdienstleistungen.