21.01.2021

Corona-Pandemie: Europa lernt von Afrika

Deutsche Gesundheitsämter setzen zur Kontaktverfolgung auf SORMAS. Erdacht und erprobt wurde das Krankheitsüberwachungssystem in Nigeria.

Die langjährige GIZ-Projektleiterin Sabine Ablefoni ist begeistert: „Ein funktionierendes System aus dem globalen Süden wird jetzt in Deutschland eingesetzt, um die Corona-Pandemie besser zu kontrollieren.“ Die Rede ist vom digitalen Krankheitsüberwachungssystem SORMAS (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System). Erdacht wurde es in Nigeria als Antwort auf die Ebola-Epidemie in den Jahren 2014 bis 2016. Dort wurde es zu Beginn der Corona-Pandemie umgehend auf die neue Krankheit COVID-19 ausgeweitet. Mit Beschluss der Bundesregierung soll SORMAS nun auch in allen deutschen Gesundheitsämtern genutzt werden, um Infektionsketten vollständig nachzuvollziehen. Damit nutzt Deutschland ein System, das sich im globalen Süden bereits bewährt hat.

Entwickelt wurde SORMAS seit 2014 durch ein Konsortium bestehend aus dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), das afrikanische Netzwerk für Feldepidemiologie (African Field Epidemiology Network, AFENET) und dem Nigerianischen Zentrum für Krankheitskontrolle. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und kofinanziert von der Europäischen Union (EU) hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsorganisationen die Anwendung des Instruments in Nigeria sowie Ghana unterstützt und die Umwandlung des Systems in ein Open-Source-Tool gefördert. Dadurch kann die Anwendung leichter in andere bestehende Systeme integriert und weltweit genutzt werden.

„SORMAS ist mehr als eine App, sondern ein ganzes System, das Krankheitskontrolle und Ausbruchmanagement verbindet”, erklärt Ablefoni. „Es verbindet viele Ebenen des Gesundheitssystems von der lokalen Gesundheitskraft über Krankenhäuser, Labore und dezentrale Gesundheitsbehörden bis hin zu Behörden auf nationaler Ebene oder Regierungen und liefert Echtzeitdaten.” Gesundheitspersonal kann Verdachtsfälle erkennen und im System registrieren. Anhand von Laborergebnissen werden positive Fälle bestätigt und deren Kontaktpersonen erfasst. All diese Informationen werden in einem System gesammelt: Gesundheitseinrichtungen und Behörden haben so ein vollständiges und aktuelles Bild von Krankheitsausbrüchen. So können sie schnell lokal angepasste Maßnahmen zur Eindämmung einleiten. Etwa Behandlungen oder Quarantänemaßnahmen. 

Neben Deutschland wird SORMAS inzwischen in mehr als einem halben Dutzend Ländern eingesetzt. Darunter auch Frankreich und die Schweiz. „Es ist eine tolle interdisziplinäre Gemeinschaftsleistung”, freut sich Ablefoni. „Sie zeigt, dass der globale Norden von Erfahrungen aus Entwicklungs- und Schwellenländern profitieren kann.”

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