16.09.2019
Äthiopien: Fruchtbares Land hinter den Schwellen
Klimawandel, Dürren und Fluten machen den Ackerbau im äthiopischen Tiefland fast unmöglich. Mit Flussschwellen wird das kostbare Wasser aufgefangen und im Boden gespeichert.
Die Folgen des Klimawandels treffen Entwicklungsländer besonders stark. Im Tiefland im Nordosten Äthiopiens sorgen Temperaturen von über 50 Grad und ausbleibende Niederschläge für ausgedörrte Böden. Ackerbau ist nur möglich, wenn in der Regenzeit Wasser im Hochland fällt und anschließend ins Tiefland strömt. Das Wasser fließt aber oft unkontrolliert und flutartig durch die Trockentäler und zerstört Pflanzen und Felder. Für die lokale Bevölkerung hat das inzwischen dramatische Auswirkungen: Die Hälfte der Menschen in der Region ist auf Nahrungsmittelhilfe und die zeitweilige Belieferung mit Trinkwasser angewiesen.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt die Menschen vor Ort dabei, sich diesen Bedingungen anzupassen und die Auswirkungen der Dürre zu mindern. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) fördert die GIZ an 16 Pilotstandorten den Bau von Flussschwellen. Diese sind zwischen 20 und 80 cm hoch und werden aus Naturstein gebaut. Die Flussschwellen kontrollieren die Sturzfluten aus dem Hochland und leiten einen Teil des kostbaren Wassers in Tiefebenen, wo es im Boden gespeichert werden kann – und so den Anbau von Nutzpflanzen möglich macht.
Durch den Bau dieser Flussschwellen wurden so 3.800 Hektar Land im äthiopischen Tiefland für den landwirtschaftlichen Anbau nutzbar. 50.000 Menschen in der Region können sich so besser ernähren. Für die Dorfgemeinschaften, die in den Gebieten leben, haben sich die Lebensgrundlagen, die Ernährungssicherheit und der Zugang zu Wasser maßgeblich verbessert. Sechs Monate im Jahr haben sie nun Zugang zu Wasser für sich selbst und ihre Tiere. Vor dem Bau der Flussschwellen waren es nur zwei Monate. Auch Witika Ahmed lebt in der Region Afar. Der 50-jährige Bauer kann die Verbesserungen ganz konkret benennen: „Vor dem Bau der Flussschwellen ist hier nichts mehr gewachsen. Jetzt haben wir Futter für unsere Tiere und Mais und andere Pflanzen, um unsere Familie zu versorgen.“
Um das Funktionieren der Flussschwellen in der gesamten Pilotregion sicherzustellen, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GIZ in regelmäßigem Austausch mit den lokalen Partner*innen und Gemeinden. Die Schwellen und eventuell aufgetretene Schäden werden nach jeder Flutsaison geprüft. Mit Fotoaufnahmen werden zudem mittelfristige Oberflächenänderungen der Trockentäler überwacht.