12.07.2019
Freier Handel für Afrikas Wirtschaft
Über 50 Länder haben ein Freihandelsabkommen der Afrikanischen Union unterzeichnet. Es könnte die Basis für nachhaltiges Wachstum auf dem Kontinent bilden.
Die panafrikanische Freihandelszone der Afrikanischen Union (AU) ist offiziell am 7. Juli in Kraft getreten. 54 von 55 afrikanischen Staaten, einzige Ausnahme ist Eritrea, haben Verträge unterzeichnet, die eine Freihandelszone mit über 1,2 Milliarden Menschen auf den Weg bringen. Somit entsteht die größte Freihandelszone der Welt seit Gründung der Welthandelsorganisation.
Die Idee geht über 50 Jahre zurück: Schon die Organisation für Afrikanische Einheit, die Vorgängerorganisation der AU, verfolgte bei ihrer Gründung 1963 das Ziel eines gemeinsamen afrikanischen Marktes. Lange blieb dieses Ziel aber außer Reichweite. Nach neuen Impulsen begannen aber Anfang 2016 Verhandlungen, die nun in einem Abkommen münden, das die Basis für die Freihandelszone bildet.
Durch die Freihandelszone soll insbesondere der innerafrikanische Handel angetrieben werden. Aktuell liegt er für die Länder nur bei 17 Prozent, in Europa sind es vergleichsweise fast 70 Prozent. Mithilfe der Freihandelszone soll dieser Anteil auf über 50 Prozent steigen, angetrieben unter anderem durch wegfallende Zölle.
Bei diesen Verhandlungen hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die AU von Anfang an beraten. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) unterstützt sie zum Beispiel bei Abstimmungsrunden zu Handelserleichterungen und Zollkooperationen. Darüber hinaus arbeitet die GIZ dafür, dass verschiedene Interessensgruppen bei den Verhandlungen berücksichtigt werden. Beispielsweise im Rahmen der „SheTrades“ Initiative, ein gemeinsames Engagement der Vereinten Nationen und der Welthandelsorganisation, das die Rolle von Frauen im internationalen Handel unterstützt. Das Projekt zielt darauf ab, Vereinigungen von Geschäftsfrauen an den Verhandlungstisch zu bringen, damit sie gemeinsam mit den Chefunterhändlern die Prioritäten von Frauen auf dem Kontinent miteinbeziehen.
Willie Shumba hat die Verhandlungsrunden zum Thema Zoll über die gesamten dreieinhalb Jahre für die GIZ begleitet. „Es ist spannend mit über 50 Ländern zusammenzuarbeiten, die alle einen freien Warenhandel in Afrika anstreben“, sagt er. „Am meisten fasziniert mich der Verhandlungsprozess: Wichtige Themen werden in kleinen Blöcken nach und nach abgearbeitet bis wir eine Gesamtlösung haben.“
27 der 54 Mitgliedsstaaten haben das Abkommen zur Freihandelszone bereits ratifiziert. Zu klären sind noch Fragen zu Zoll- und Ursprungsregelungen, die innerhalb des nächsten Jahres abgeschlossen werden müssen: Als Starttermin für die Umsetzung der Freihandelszone haben die Länder der AU den 1. Juli 2020 festgelegt.